Montag, 28. Februar 2011

Im Gespräch mit Rainer Sauer: Über schwarze Bären, Tucholsky und die Chance in Jena eine Kabarettreihe zu etablieren (Teil 2)

Im ersten Teil des Lichtstadt.Netz-Interviews erzählte Rainer Sauer, wie lange er schon an der neuen "Switched-On Kabarett" Veranstaltungsreihe im Hotel "Schwarzer Bär" gearbeitet hat und dass die nächste Veranstaltung Ende März ein Tucholsky-Abend wird. Im heutigen Abschluss des Interviews mit Sauer geht es um die Programme der folgenden Monate und darum, welche Bedeutung die Synthesizermusik für das Kabarett hat.

Lichtstadt.Netz: Weshalb können Sie sich keine bessere Stadt als Jena für "Switched-On Kabarett" vorstellen? Was macht die Lichtstadt aus Ihrer Sicht so besonders?

Rainer Sauer: "Jetzt muss ich doch ein klein wenig ausholen um diese Frage angemessen zu beantworten. Also: Jena vereint ja als 'Lichtstadt' die Geistesblitze ihrer hellen Köpfe in sich - so jedenfalls ist die Beschreibung der 'Lichtstadt' formuliert worden. Und zwar nicht nur in der literarischen Tradition von Goethe, Schiller und den Romantikern bis hin zu Tucholsky sondern natürlich auch die der Wissenschaft und Forschung, die bis heute unentwegt Licht der Erkenntnis ins Dunkel zu bringen versucht, ergänzt durch die aktuelle Hochtechnologie-Wirtschaft mit weltbekannten Traditionsfirmen und vielen dynamischen jungen Unternehmen, abgerundet durch die beiden Hochschulen. Als zweitgrößte und trotzdem überschaubare Thüringer Großstadt und zugleich als Heimat für 25.000 Studierende, die uns die Atmosphäre einer jugendlichen Stadt mit langer Tradition geben, gibt es in Thüringen keine andere oder bessere urbane Wahl für die Mischung aus elektronischen Klängen und literarischem Kabarett, die ich präsentiern möchte. HInzu kommt ja in der Konzeption, dass alle Abende auch im Radio übertragen werden und dies dann natürlich in der Stadt, in der vor achtzig Jahren weltweit die erste UKW-Übertragung stattfand. Um es aber auf den Punkt zu bringen: Das Potenzial der 'Lichtstadt' sind ihre Einwohner und die gehen 1.) gerne in's Theater und Kabarett und sind 2. an solchen Dingen wie elektronischer Musik und Synthesizerklängen überaus interessiert."

L.N: Ist dies eine Liebeserklärung an Jena?

Sauer:
"So kann man das sehen."

L.N: Zeigt sich dies auch in Programmen der folgenden Monate?

Sauer:
"Alles hat Lokalkolorit, das stimmt. Im März der 'Tucholsky Abend', im April 'Führerlos', eine Reise durch die deutsche Geschichte einer rebellischen Stadt, die sich so gut wie niemals in die Knie zwingen ließ, und im Mai dann meine persönliche Hommage an unsere Stadt mit dem Programm 'Jeena...' - das Doppel-E ist durchaus gewollt - '...ein großes närrisches Nest."

LN: Und die Reihe geht dann bis zum Jahresende weiter...

Sauer: "...das ist der Plan und die Themen stehen auch dafür schon fest. Zur Kulturarena wird es zum Beispiel heikel bei 'Kultur isst (...wenn man trotzdem lacht)', im September, wenn der Papst seine Stippvisite in Thüringen gerade beendet hat, gibt es im 'Schwarzen Bär' mit der 'Götterspeisung' eine päpstliche Nachlese und im Oktober dann wird es theatralisch mit - und ich denke, dass da einige Leute jetzt ganz aufmerksam werden - dem Zweiakter 'Gotham City (im Sphärenrausch)' und ich strebe dafür tatsächlich eine Zusammenarbeit mit dem Theaterhaus Jena an; ganz klein, ganz bescheiden, aber: ja, doch."

Das Interview führte Tim Schwarz - Fotos: Romana Streng/photomana - Die Infos zur monatlichen Veranstaltungsreihe "Switched-On Kabarett" gibt es HIER und HIER oder HIER im "TiPs-Magazin".


Sonntag, 27. Februar 2011

Im Gespräch mit Rainer Sauer: Über schwarze Bären, Tucholsky und die Chance in Jena eine Kabarettreihe zu etablieren (Teil 1)

Rainer Sauer (52) kennen viele Jenenser aus Infoveranstaltungen der Stadtverwaltung zum heiklen Thema der Erhebung von Beiträgen für den Straßenbau, aus der Sendung "Stadtrat Live" oder durch sein lokales Hörfunkprogramm RADIO JENA. In den Achtziger Jahren war Rainer Sauer beim Hessischen Rundfunk und moderierte dort z. B. die Sendung "Sounds vom Synthesizer", zog vor zwei Jahrzehnten in die Lichtstadt und ist heute abseits seines Berufes für die Musik- und Kabarettreihe "Switched-On Kabarett" im Hotel "Schwarzer Bär" verantwortlich.

Lichtstadt.Netz: Wie kam es dazu?

Rainer Sauer: "Ich wollte schon seit zehn Jahren im 'Schwarzen Bär' diese Veranstaltungsreihe machen. Es ist ja Literarisches Kabarett mit Synthesizermusik und das ist beides meine Leidenschaft. Vor sechs Jahren dann machte ich mit Heinz Rudolf Kunze in der Aula der FSU die Veranstaltung zum 70. Todestag von Kurt Tucholsky und ein Jahr später, zum 200. Jahrestag der Napoleon-Schlacht, gab es an gleichem Ort "Das Duell" mit Kunze unter dem Motto "Mann gegen Mann - Wort gegen Wort". Es dauerte dann zwar noch mal fünf Jahre, aber jetzt bin ich im 'Schwarzen Bär" und es gibt 'Switched-On Kabarett'."

L.N: Warum dauerte das fünf Jahre? Was war der Grund?

Sauer: "Das ist ja das Paradoxon, mit dem man umgehen muss, wenn man zu 'Switched-On Kabarett' geht und wenn man es veranstaltet: Bei Literarischen Kabarett ist der Bühnenaufwand normalerweise gering; Hanns Dieter Hüsch ist immer alleine mit seiner Orgel aufgetreten. Da liegt dann der Aufwand überwiegend im Schreiben des Texte, im Ausdenken der Skurrilitäten. Elektromusik, live gespielt, wird aber technisch und finanziell auf höchstem Niveau gemacht. Das, was ich im 'Schwarzen Bären' musikalisch präsentiere, ist vielleicht so komplex wie eine Mondlandung.
(Sauer lacht) OK, nicht ganz so komplex, aber es ist schon wesentlich mehr, als man in der Deutschen Kabarettszene sonst geboten bekommt. Deshalb bin ich so froh, dass es in Jena stattfinden kann und ich nur drei Gastspiele außerhalb des 'Schwarzen Bären' habe."

L.N: Bei der Premiere im "Schwarzen Bär" gab es ja noch kleinere technische Probleme, das Publikum kam trotzdem auf seinen Kosten, hat sich bestens amüsiert. Was wird sich bis zur nächsten Vorstellung am 25. März ändern gegenüber der Premiere?

Sauer:
"Diese Veranstaltungsreihe auf die Bühne zu bringen ist zur einen Hälfte Sadismus, mir und meiner Familie gegenüber, und zur anderen pure Sympathie für das Kabarett und unsere Stadt. Selbstüberwindung wegen der Arbeit und Zeit, die es verschlang, hat es schon gekostet, aber meine Texte mit meiner Elektromusik zu mischen war wie eine notwendige Kur. Ich kann mich daran berauschen, ohne Alkohol, Zigaretten oder andere Substanzen. Und ich bin sicher, dass es dem Publikum genauso geht. Bei der Premiere klappte alles erst zu 70%, trotz der drei Probeauftritte zuvor. Es will eben alles gelernt sein, geprobt sein, auch technisch. Aber ich denke, Texte und Synthesizermusik, das lief schon so einigermaßen zusammen. Auf der Webseite www.kabarettprogramm.de kann man sich ja inzwischen schon einen Elektrromusik-Titel vom 25. Februar gratis downloaden und heute Abend gibt es ab 20 Uhr auf ZONO RADIO JENA auch eine Stunde vom Livemitschnitt zu hören. Beim nächsten Mal gibt es dann den Tucholsky-Abend. Vor 121 Jahren wurde KT geboren, in Jena hat er seinen Doktortitel der Juristerei gemacht und deshalb gibt es am 25. März in Jena 'Das Wort zum Alltag - 121 Minuten Tucholsky'. Mit 'KT' meine ich übrigends nicht 'Karl Theodor'... (lacht) ...außerdem hat Tucholsky seinen Dr. jur. ja bis zu seinem Tode behalten."

L.N: Gibt es beim "Tucholsky Abend" ein Wiedersehen mit Heinz Rudolf Kunze und mit Lutz Mühlfriedel als "KT"-Darsteller?

Sauer: "Kunze kann leider nicht, denn der ist ja mit seinem Programm 'Die Gunst der Stunden' auf Tour, tritt zwei Tage vorher in Erfurt auf. Aber Lutz ist natürlich wieder mit dabei, denn ich kann mir keinen besseren, beleseneren 'Tucholsky' vorstellen als ihn. Genauso wie ich mir keine bessere Stadt als Jena vorstellen kann, für so eine Veranstaltungsreihe. Ideal ist natürlich auch, dass JenaKultur dieses Jahr erstmals den 'Kabarett-Herbst' ins Leben gerufen hat, denn ich denke, dass sich das und das Programm der Kurz&Kleinkunstbühne mit 'Switched-On Kabarett' ideal ergänzt."

Fortsetzung im zweiten Teil des Interviews - Fotos: Romana Streng/photomana - Grafik: JenaDesign - Die Infos zur monatlichen Veranstaltungsreihe "Switched-On Kabarett" gibt es HIER und HIER oder HIER im "TiPs-Magazin".

Samstag, 26. Februar 2011

Der "Stadtspeicher" zeigt ab dem 3. März 2011 eine Fotosammlung früher Orientfotografien der Uni Jena

Der Geologe und Forschungsreisende Alphons Stübel hinterließ ein beeindruckendes Erbe. Nur leider wusste niemand davon. Denn fast 40 Jahre lang schlief sein Nachlass vergessen im Institut für Sprachen und Kulturen des Vorderen Orients der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Erst seit dem Beginn der wissenschaftlichen Aufarbeitung 1995 offenbart sich nach und nach ihr wahrer Wert.

Im Rahmen der Ausstellung „Bilderfund - Frühe Orientphotographie, gesammelt von Alphons Stübel (1835-1904)“ in der Galerie Stadtspeicher (Markt 16) sind vom 3. März bis zum 8. Mai einige der bis zu 150 Jahre alten Fotos zu sehen. „Aus konservatorischen Gründen können wir keine Originale zeigen“, erklärt die Kuratorin Babett Forster. Stattdessen werden wir mit Reproduktionen und einer Diashow den alten Orient erstrahlen lassen.“

Der gebürtige Leipziger Alphons Stübel bereiste in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts Arabien und Nordafrika. Wieder zu Hause legte er sich mit gekauften Fotos eine Art Expeditionstagebuch an. „Die Bilder hat er sowohl auf seinen Reisen als auch in Deutschland, vor allem in Berlin, zusammengekauft“, sagt die Fotografieexpertin. „Wichtig war ihm dabei, alles so zu dokumentieren, wie er es vorgefunden hatte.“

Zusammengekommen sind dabei vor allem Architektur- und Landschaftsaufnahmen, die einen einmaligen Blick in die Vergangenheit bieten. Vor allem durch ihre Vollständigkeit besticht die Sammlung. So finden sich von den Anfängen der Sammlung 1857 bis in die 1890er Jahre Fotos aus Konstantinopel, Kairo, Alexandria und weiteren großen Zentren des Morgenlandes. Nach Jena gelangten die Aufnahmen über einen Neffen Stübels, der sie geerbt hatte und in Jena Medizinprofessor war. Sie haben neben der historischen Bedeutung auch einen finanziell nicht zu unterschätzenden Wert.

Zur Sammlung gehört etwa ein kompletter Satz der ersten jemals in den Heiligtümern Mekka und Medina aufgenommenen Fotos aus dem Jahr 1881. „Ein Pendant dazu wurde im Auktionshaus Sotheby’s 1989 für 1,4 Millionen Britische Pfund versteigert“, berichtet Forster.

Heute dient die Stübel-Sammlung den Wissenschaftlern vor allem als Datenbank für historische und denkmalpflegerische Belange. „Viele Stätten kann man hier noch in nahezu unberührtem Zustand betrachten – ohne Auswirkungen des Massentourismus“, sagt die Kuratorin. Außerdem sind die Bilder von großer fotohistorischer Bedeutung, denn sie stammen aus der Zeit, als die Fotografie noch in den Kinderschuhen steckte.“ Wir haben hier ein sehr komplexes Zeugnis darüber, wie ein Zeitgenosse mit dem neuen Medium umgeht“, sagt Babett Forster. In der Ausstellung können die Besucher deshalb auch Wissenswertes über die Anfänge der Fotografie erfahren.

Wissenschaftliche Berühmtheit erlangte Moritz Alphons Stübel übrigens auf ganz anderem Terrain. Als Privatgelehrter und Vulkanologe bereiste er auf den Spuren Humboldts Südamerika. Im peruanischen Ancón beteiligte er sich an einer archäologischen Grabung zur Erforschung präkolumbianischer Bestattungsriten. Seine dazu veröffentlichte Publikation ist auf ihrem Gebiet immer noch maßgeblich.

Die Ausstellung „Bilderfund - Frühe Orientphotographie, gesammelt von Alphons Stübel (1835-1904)“ läuft vom 3. März bis 8. Mai 2011 in der Galerie Stadtspeicher (Markt 16). Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag 12 bis 18 Uhr, Samstag und Sonntag 10 bis 16 Uhr.

Weitere Informationen zur Stübel-Sammlung findet man HIER.

Freitag, 25. Februar 2011

Ab heute heißt es im Jenaer Stadtmuseum "Göhre": "Wer war Hermann Schaeffer?"

„Wer war Hermann S.?“, so heißt die neue Ausstellung, die von heute an im Stadtmuseum Göhre zu sehen ist. In Jena gibt es vieles, das an Hermann Schaeffer (1824 bis 1900) erinnert: ein Saal im Volkshaus, ein Denkmal am Fürstengraben, eine Straße und ein Erinnerungsschild an einem Haus am Markt. Dennoch ist Schaeffer nahezu vergessen. Dem will das Stadtmuseum jetzt etwas entgegensetzen und widmet dem Hochschullehrer eine Ausstellung.

„Wir haben glücklicherweise 1995 von der Ernst-Abbe-Stiftung einen Restbestand von 40 Exponaten aus dem früheren Schaeffermuseum im Volkshaus bekommen, die nun erstmals in einer Ausstellung in dieser Form gezeigt werden“, sagte Dr. Matias Mieth, der Leiter des Stadtmuseums. Kuratorin Teresa Thieme und der Wissenschaftshistoriker Peter Bornschlegell haben die Schaeffer-Ausstellung gemeinsam erarbeitet. (Das Foto unten zeigt den von Hermann Schaeffer erfundenen "Kartesischen Taucher", vorgestellt von Kuratorin Teresa Thieme. Mit diesem einfachen Instrument kann man Druckunterschiede in Flüssigkeiten verdeutlichen.)

In fünf Räumen gibt es Informationen über das Leben und Wirken Schaeffers, über seine Familie, seine Freunde, seine originellen Versuchs- und Laborinstrumente bis hin zu den gestapelten Kartons unterm Sofa. „Schaeffer konnte nichts wegwerfen, hat alle Papiere aufgehoben, daher kommt auch der Spruch 'Wie bei Schaeffer unterm Sofa'“, sagte Teresa Thieme.

Schaeffer sei ein brillanter Lehrer gewesen, der Bildung für alle wollte und das auch gelebt habe. Er habe Lehrmittel mit einfachsten Materialien hergestellt. „Er hat sogar auf der Straße Leute angesprochen und ihnen Quizfragen gestellt. Er hat Kinder und Jugendliche zu sich in die Wohnung eingeladen und mit ihnen naturwissenschaftliche Experimente durchgeführt“, erzählte die Kuratorin. Er habe für die Kinder komplizierte Vorgänge in Naturwissenschaft und Technik transparent und verständlich gemacht. Beispielsweise habe Schaeffer Gerätschaften aus Glas neu gebaut, damit zu sehen war, wie komplizierte Vorgänge ablaufen. Schaeffer habe sich ständig weitergebildet und dieses Wissen sofort an andere weitergegeben.

Schaeffer war Hochschullehrer für Mathematik und Physik an der Jenaer Universität, er war Pädagoge im besten Sinne. Und er war sich auch nicht zu schade, 1858 Spenden zu sammeln für das Hanfried-Denkmal. Von ihm stammt übrigens die Idee, Gedenktafeln an Jenaer Häusern anzubringen für bedeutende Persönlichkeiten, die dort gelebt haben.

Um das Kreative an Schaeffer auch für die jüngeren Besucher erlebbar zu machen, gibt es an der Kasse auch eine Experimentierkiste, mit der die Besucher Schaeffersche Methoden nachgestalten können. Die Ausstellung zu diesem besonderen Mann der Jenaer Stadtgeschichte ist bis zum 19. Juni diesen Jahres zu sehen.

Donnerstag, 24. Februar 2011

Jena-West: Einladung zur fünften Sitzung des Ortsteilrates am nächsten Mittwoch, den 2. März 2011

Der Ortsteilbürgermeister von Jena-West, Herr Jörg Seiler, lädt ein zur nächsten Sitzung des Ortsteilrates, die am Mittwoch, den 2. März 2011 ab 19 Uhr im Mehrgenerationenhaus "Haus Wettin" in der Erfurter Straße 52, stattfinden wird.

Die vorläufige Tagesordnung für die fünfte Sitzung sieht wie folgt aus:

1. Tagesordnung
2. Protokollkontrolle
3. Fragestunde
4. Die Situation des Lärmschutzes in der Humboldtstraße/Erfurter Straße
5. Der aktuelle Schulnetzplan der Stadt Jena
6. Das Nahverkehrsangebot in Jena-West
7. Die Situation im Mehrgenerationenhaus "Haus Wettin"
8. Öffentlichkeitsarbeit des Ortsteilrates
9. Sonstiges

Die Sitzung des Ortsteilrates Jena-West ist öffentlich und Gäste bzw. Einwohner des Ortsteils sind immer gern gesehen.

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Mittwoch, 23. Februar 2011

Vom neuen Ruhm des "ewigen Studenten" Friedrich Wilhelm Demelius

Dass auch zweifelhafter Ruhm zu einer Gedenktafel führen kann, zeigte sich dieser Tage eindrucksvoll in Jena, denn nun erinnert wieder eine Tafel an der Ecke Zwätzengasse/Ballhausgasse an Friedrich Wilhelm Demelius (1801 bis 1874), den "ewigen Studenten" der Lichtstadt. Keine geringere als Thüringens Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht hatte sich die Ehre gegeben, zur Einweihung der Erinnerungstafel nach Jena zu kommen. Gemeinsam mit der Rektor der Friedrich-Schiller-Universität zog sie die Bedeckung von der neuen Gedenktafel ab (siehe Foto unten).

Demelius (im Volksmund „Latte“ oder auch „Bier-Latte“ genannt) soll wohl niemals einen Hörsaal von innen gesehen, dafür mehr Gefallen an den Tresen der Stadt gefunden haben. Er soll es auf 70 Semester an der Jenaer Universität gebracht haben. An seinem Quartier hat viele Jahre eine Tafel an den „stud. nihil.“ erinnert. Theologiestudenten um Christine Lieberknecht waren es dann, die Ende der 70er Jahre die Tafel mit neuer Farbe versehen hatten. Bis 1993 erinnerte dann diese Tafel an Demelius - bevor sie plötzlich verschwand, die einzige grüne Tafel unter den sonst üblichen weißen Erinnerungstafeln mit schwarzer Schrift. Nun jedoch kam sie wieder, die Tafel: als Kopie, gefertigt von den beiden Restauratoren Gerd Wollschläger und Franz Serfling.

Die Tradition, mit Gedenktafeln an berühmte - und mit 70 Semestern ohne Abschluss war „Latte“ berühmt - Persönlichkeiten der Stadt zu erinnern, gibt es in Jena bereits mehr als 150 Jahre. Daran erinnerte Oberbürgermeister Dr. Albrecht Schröter bei der kleinen Feier in der Zwätzengasse. Der Gedanke zu dieser schönen und in solchem Umfang in Deutschland wohl einzigartigen Ehrung ist einstmals von der Universität ausgegangen, inzwischen gehören sie zum typisch Jenaer Straßenbild. Allein in der Zwätzengasse erinnern Tafeln an Hölderlin, Bechstein, Humboldt, Schiller und andere.

Dienstag, 22. Februar 2011

Rückschau im Originalton: Prof. Dr. Klaus-Peter Hertzsch 1989 auf dem jetzigen Eichplatz

Am 2. Februar 2011 wurde Prof. Dr. Klaus-Peter Hertzsch die Ehrenbürgerwürde der Stadt Jena verliehen. Ein besonderer Höhepunkt der Laudatio im Jenaer Rathaus war das Abspielen einer Audiodatei, wobei die Rede von Klaus-Peter Hertzsch vom Ewigkeitssonntag des Jahres 1989 zu hören war. Stellvertretend sei hier noch auf einen Auszug aus der Rede hingewiesen, über den es sich gerade auch aktuell wieder lohnt, nachzudenken.

"Und die Wohlstandsgesellschaften haben längst die Erfahrung gemacht: Wer sich auf dem Karussell von Streß und Konsum immer nur um sich selber dreht, wird bald merken, sein..." ...lesen sie hier weiter ...

Die Originalrede in Ausschnitten können Sie HIER via "MUSICSERV" hören!

Montag, 21. Februar 2011

Jenaer Oberbürgermeister fordert: Dresden muss auch mit dem "Bündnis Dresden-Nazifrei" reden!

Auch in diesem Jahr waren wieder viele Jenaer dem Aufruf nach Dresden gefolgt, um gegen den geplanten Naziaufmarsch zu demonstrieren. Insgesamt acht Busse mit vierhundert Bürgern aller Altersgruppen und Schichten aus Jena waren in den frühen Morgenstunden gegen sechs Uhr bereits auf dem Weg nach Dresden, 60 Reisebusse insgesamt aus Thüringen und Hessen.

Ein Durchkommen bis direkt nach Dresden gab es jedoch nicht. Zehn Kilometer vor dem Dresdner Stadtzentrum wurden die Busse angehalten und am Weiterfahren gehindert. Dreitausend Menschen setzten ihren Weg zu Gegendemonstrationen per Fuß ins Dresdner Stadtzentrum fort. Insgesamt waren Schätzungen zufolge ca. 4 000 Neonazis und ca. 20 000 Gegendemonstranten ...lesen sie hier weiter ...

Sonntag, 20. Februar 2011

Nach dem vierten Sieg in Folge: Der FC Carl Zeiss Jena ist in Liga 3 die "Mannschaft der Stunde"

Der FC Carl Zeiss Jena setzte sich gestern in einem weiteren Heimspiel mit 1:0 gegen Aufstiegskandidat Wehen-Wiesbaden durch. Den einzigen Treffer erzielte Öztürk eine Viertelstunde vor dem Spielende per Foulelfmeter. Damit setzte der FCC seine Erfolgsserie fort und erreichte den vierten Sieg in Folge. Jena hat nun 33 Punkte aus 25 Spielen auf dem Konto.

Die ersten 45 Minuten führten für beide Mannschaften vor mehr als 4800 Zuschauern nur zu wenigen echten Torchancen. Zuerst war der SV Wehen, trotz Jenaer Überlegenheit (der Gegner kam immerhin als Tabellenvierter ins Ernst-Abbe-Sportfeld) gefährlich, doch Nulle konnte seinen Kasten in der 32. Spielminute bei einem schafen 15m-Schuss von Brosinski sauber halten. Danach kam es bis zum Halbzeitpfiff zu zwei Chancen der Saalestädter. Eines war jedoch klar: keine der beiden Mannschaften wollte sich an diesem Tag mit einem Unentschieden zufrieden geben.

Deshalb verwunderte es kaum, dass der FCC nach der Pause das Kommando übernahm und auf den Führungstreffer drang. Nach guten Chancen von Hähnge und Öztürk hätten die Spieler von Wolfgang Frank bereits klar führen müssen. Doch am Ende war es ein Foulelfmeter, der für die Spielentscheidung sorgte. Der in der 55. Spielminute für Ullmann eingewechselte Öztürk, noch vor gar nicht so langer Zeit vom SV Wehen-Wiesbaden ausgemustert, wurde in der 76. Minute im Wehener Strafraum gefoult und führte den Strafstoß gegen seine ehemaligen Mannschaftskameraden selbst aus.

Der im Winter neu in den Kader des FCC gekommene Stürmer traf sicher vom Punkt und sorgte so bei Minustemperaturen für den erneuten Erfolg der Jenaer Mannschaft auf ihrem Ernst-Abbe-Sportfeld. Trainer Frank erklärte nach dem Spiel bei "Antenne Thüringen", dass er stolz auf seine Mannschaft sei, denn "solche Spiele zuhause zu gewinnen ist wichtig". Er freue sich besonders über Öztürk, den er nun schon zwei mal eingewechselt habe und der sich mit zwei Treffern dafür bedanken konnte.

Samstag, 19. Februar 2011

"Räuberzelle" im JenTower: Nur noch zwei Aufführungen des Theaterhauses Jena

Noch zweimal noch präsentiert das Theaterhaus-Ensemble sein “dokufiktionales Drama” “Räuberzelle” hoch über den Dächern Jenas in der 27. Etage des Intershop-Towers: am kommenden Dienstag, den 22. Februar 2011 und am darauf folgenden Donnerstag, den 24. Februar, jeweils 20.00 Uhr.

Der Abend, der auf den Lebensberichten des Berufseinbrechers Karl-Heinz Haiberger basiert, spielt mit den sehr unterschiedlichen Wahrnehmungen von Moral, Recht und Ordnung und gewährt ausgesprochen spannende Einblicke in die Parallelwelt eines “Edel”-Ganoven. Die Klischees vom Gauner und Knastbruder treffen auf das Bizarre einer Wirklichkeit zwischen existentiellem Überlebenskampf und lustvoller Grenzüberschreitung, auf eine Biografie voller Risse, Selbstverklärung, Tragik und Komik. Karl-Heinz Haiberger hat die Uraufführung dieses Stückes leider nicht mehr erleben dürfen, im Sommer letzten Jahres erlag er seiner Krebserkrankung.

HIER kann man sich das Video zu "Räuberzelle" anschauen;
weitere Infos erhält man unter www.theaterhaus-jena.de!

Freitag, 18. Februar 2011

Jetzt kostenlos erhältlich: Der aktualisierte Jenaer Stadtplan für Menschen mit Behinderungen

Marcus Barth, der Behindertenbeauftragte der Stadt Jena, stellte vor wenigen Tagen den aktualisierten Stadtplan für Menschen mit Behinderung vor, den es von sofort an bei der Tourist-Information und Einrichtungen der Stadtverwaltung kostenlos zu erhalten gibt.

Der Plan weist für das Stadtzentrum sämtliche behindertengerechten Toiletten und Behindertenparkplätze aus, zudem enthält er Hinweise auf die Standorte von Ämtern und Behörden, Angebote für Freizeit und Kultur, die Standorte von Telefonhauben, wie sie auch von Rollstuhlfahrern genutzt werden können, Bahnhöfe und Fußgängersignalanlagen.

„Es gab schon einen solchen Plan, der stammte aber noch aus den 90er Jahren“, sagte Macus Barth (auf dem Foto unten). Dieser sei im Laufe der Jahre unbrauchbar geworden, weil die Stadt sich verändert habe, selbst die Straßenführung mancherorts verändert worden sei. „Wir möchten mit dem aktuellen Plan behinderten Menschen helfen, sich besser im Stadtzentrum zurechtzufinden“, erklärte der Behindertenbeauftragte nun.

Unter das „wir“ subsummiert Barth eine Vielzahl von Helfern vom Zentrum für selbstbestimmtes Leben behinderter Menschen und vom Kreisverband Jena im Thüringer Blinden- und Sehschwachenverband. Denn der neue Stadtplan für Menschen mit Behinderungen hat deshalb eine Vielzahl von Vätern und Müttern, die allesamt akribisch genau jeden Parkplatz und jede öffentliche Toilette der Lichtstadt geprüft haben.

Donnerstag, 17. Februar 2011

"Jena kann sich nicht an der Geschichte vorbeilügen": Der "Petersenplatz" erhält einen neuen Namen

Seit gestern, 22 Uhr 40, ist es beschlossene Sache: Der "Petersenplatz" wird umbenannt; dafür stimmte eine große Mehrheit der Jenaer Stadtratsmitglieder nach einem mehr als dreistündigen Diskussionsmarathon, in der fast zwei Drittel der Jenaer Stadträte ihre Position ohne Redezeitbeschränkung darlegen konnten.

Kurios: Als der Punkt nach der Pause im Stadtrat aufgerufen wurde, lagen, neben der bekannten Beschlussvorlage des Oberbürgermeisters zum Umbenennung (die er kurzfristig hatte ändern lassen), vier Änderungsanträge vor: ein Antrag der Koalition, einer der der Partei "Die Linke.", ein Antrag der CDU-Fraktion und einer der fraktionslosen Frau Heike Seise.

Am Ende abgelehnt wurde der Antrag der CDU-Fraktion für eine Bürgerbefragung, die den Bürgern der Stadt Gelegenheit hätte geben sollen, selbst über den künftigen Namen des "Petersenplatz" zu entscheiden. Dann wurden die Anträge der Linksfraktion (Umbenennung in "Platz des Erinnerns") und von Frau Heike Seise (der Platz solle "einen jüdischen Namen" erhalten, so Frau Seise), behandelt. Beides wird nun im Nachgang im Kulturausschuss zu entscheiden sein. Unter angemessener Einbeziehung des Ortsteilrates Kernberge wird dies bis zum 31. März 2011 erfolgen. Außerdem wurde die Errichtung einer Gedenktafel beschlossen, die an die wechselnden Platznamen erinnern wird.

Nachdem Stadtratsmitglied und Staatssekretär Prof. Deufel erklärt hatte (Zitat) "Man kann sich nicht an der Geschichte vorbeilügen", beantragte Andreas Wiese (FDP) eine Einzelabstimmung. Dann übernahm der Einreicher der Hauptvorlage, Oberbürgermeister Dr. Albrecht Schröter, den Punkt 002 des "Koalitionsantrages" und anschließend wurde abgestimmt, wobei es zur Umbenennung 27 Ja-Stimmen gab, 13 Nein-Stimmen und eine Enthaltung.

RADIO JENA sendet am Samstag Nachmittag ab 14 Uhr und am Sonntag Abend ab 19 Uhr eine Wiederholung der Stadtratssitzung im Radio auf den Frequenzen UKW 103,4 Mhz und im Kabelnetz Jena-Stadtroda auf 107,9 Mhz.

Mittwoch, 16. Februar 2011

Nach dem Technikumbau beim Offenen Hörfunkkanal Jena: "Stadtrat Live" heute ab 18 Uhr wie vorgesehen im Radio

Seit Montag wurde und wird im Offenen Hörfunkkanal Jena die Technik auf den neuesten Stand gebracht. Das brachte mit sich, dass seit Montag auf den Frequenzen UKW 103,4 Mhz und im Kabelnetz Jena/Stadtroda auf 107,9 Mhz kein Bürgerradio zu hören war und nur das Programm der BBC empfangen werden konnte.

Heute nun wird der Technikumbau etwa um 18.00 Uhr beendet sein, so dass dann ab diesem Zeitpunkt aus dem historischen Rathaus die Live-Übertragung der wichtigen Stadtratssitzung ohne Zeitverzug mitverfolgt werden kann.

Die bedeutendsten der heutigen Tagesordnungspunkte sind die aktuelle Stunde mit der Anfrage der Fraktion "Bündnis 90/Grüne" zur Weiterführung der LED-Straßenbeleuchtung in Jena, die geplante Aufstockung der "Heinrich-Heine-Schule" in der Dammstraße, die Satzung zur Erhebung der Vergnügungssteuer, die Kulturkonzeption der Stadt Jena 2010 bis 2015, die Satzung zur Änderung der Satzung für den Eigenbetrieb "Kommunalservice Jena" und die Entgeltregelung der Philharmonie für die Spielzeiten 2011/2012 und 2012/2013.

Am heftigtsen dürfte jedoch die Diskussion zur Beschlussvorlage des Oberbürgermeisters zur Umbenennung des "Petersenplatzes" werden, die nach der Pause des Stadtrates ab etwa 19 Uhr 20 erfolgen wird.


[KLEINER TIPP: Wenn man auf dem Webplayer Symbol mit der rechten Maustaste die Funktion "Link in neuem Tab öffnen" wählt, kann man "Stadtrat Live" hören und trotzdem noch weiter im Internet surfen!]

Die Informationen zur aktuellen "Stadtrat Live"-Sendung erhält man wie immer auf unserer Internetseite www.stadtratlive.de und die aktuelle Tagesordnung kann man sich HIER ansehen.

Dienstag, 15. Februar 2011

Kein Ende in der "Petersenplatz"-Debatte: Unterschriftenaktion und Ortsteilratsbeschwerde

Nachdem die Jenaer CDU, unter der Federführung von Dr. Hans-Martin Moderow als Einreicher, eine Unterschrifteaktion gegen eine Umbenennung des "Petersenplatzes" in "Neuer Jenaplan" oder einen anderen Namen gestartet hat, beschwerte sich nun der Ortsteilrat Kernberge öffentlich über die Vorgehensweise des Jenaer Oberbürgermeisters, der in der morgigen Stadtratssitzung zur Umbenennung des Platzes eine Beschlussvorlage eingebracht hat, ohne zuvor der zuständigen Ortsteilrat zu beteiligen. Trotzdem votierte er mit großer Mehrheit.

Geplant war in der letzten Sitzung de Ortsteilrates Kernberge, dass durch Dr. Vogel (SPD) zunächst über den Stand der Diskussion im Kulturausschuss informiert werden sollte. Kurzfristig wurde dann aber die Beschlussvorlage zur Umbenennung des Petersenplatzes durch den Oberbürgermeister vorgestellt. Anschließend wurden in der Ortsteiratssitzung die Argumente der zahlreich anwesenden Bürger gehört.

Die Beschwerde des Ortsteilrats Kernberge bezieht sich im wesentlichen auf das Verfahren der Nicht-Beteiligung des Ortsteilrats vor Einbringung der Beschlussvorlage. Der Zeitpunkt der Aufforderung zur Stellungnahme und die Zeit zur Meinungsbildung, sei zu kurz gewesen, schrieb Orteilratsmitglied Hendrik Nolde in "Jenapolis" im Auftrag des Ortseilrates Kernberge. Es sei jedoch auch die gleichzeitige Abstimmung über die Änderung des alten Namens und die Vergabe eines neuen Namens kritisiert worden, erklärte Nolde. Trotzdem sei es zur Abstimmung gekommen, bei der sich acht Mitglieder für eine Beibehaltung des Namens "Petersenplatz" aussprachen, zwei dagegen votierten und ein Mitglied habe sich enthalten.