Sonntag, 31. Juli 2011

Kulturarena: Aktionsnetzwerk mobilisiert für eine Mitfahrt nach Gera am nächsten Samstag

(rana) - Harald Zeil und Volker Dörsing vom Aktionsnetzwerk gegen Rechtsextremismus (Foto unten) werben an allen Konzertabenden der Kulturarena mit einem Informationsstand für die Mitfahrt nach Gera am nächsten Samstag.

"Wir werben für das Aktionsnetzwerk und möchten die Jenaer motivieren, an unseren Aktionen gegen das Nazi-Festval am 6. August in Gera teilzunehmen", sagte Harald Zeil, einer der Sprecher des Jenaer Aktionsnetzwerks. Seit dem 20. Juli sind Mitglieder des Netzwerks an allen Konzertabenden der Kulturarena von 19 bis 20 Uhr vor dem Theatervorplatz präsent. Sie wollen aufklären über die Hassmusik-Veranstaltung der Neonazis im Geraer Hofwiesenpark. Vor allen Dingen aber möchten sie möglichst viele gewinnen, die am Samstag, 6. August 2011, mit nach Gera fahren. "Unser Ziel ist es, mindestens mit vier Bussen zu fahren", so Zeil.

Im Informationsstand gibt es auch gleich Tickets für Gera, fünf Euro pro Stück,
Oberbürgermeister Dr. Albrecht Schröter unterstützt das Vorhaben des Aktionsnetzwerkes. „Setzen Sie ein klares und entschiedenes Zeichen gegen Rechtsextremismus und für die Stärkung der Demokratie! Fahren Sie am 6. August nach Gera und unterstützen Sie die Geraer“, heißt es in einem Aufruf des OB zur Unterstützung des Aktionsnetzwerks, den man HIER nachlesen kann. Einen Lichtstadt.Netz Artikel zur Veranstaltung in Dresden findet man HIER.

Samstag, 30. Juli 2011

Das Ernst-Abbe-Denkmal wird heute 100 Jahre alt!

(kmj) - Das am 30. Juli 1911 eingeweihte Memorial für den Jenaer Wissenschaftler, Unternehmer und Sozialreformer Ernst Abbe gilt als monumentales Gesamtkunstwerk europäischen Ranges.

Der achtseitige tempelartige Zentralbau aus Kalkstein mit vier Portalen und Lichtkuppel in Stahlbetonkonstruktion nach den Entwürfen von Henry van de Velde (siehe Foto unten) dominiert den nach Abbes Mitstreiter Carl Zeiß benannten Platz, welcher inmitten der Wirkungsstätten Abbes liegt. Hier standen die ehemalige Zeiss-Werke, das 1903 auf Abbes Initiative errichtete Volkshaus und bis 1911 sein Wohn- und Sterbehaus. In der Mitte des mit Intarsienfußboden ausgestatteten Innenraumes befindet sich die von Max Klinger geschaffene Marmorherme mit dem Porträt von Ernst Abbe. An den Wänden sind vier Bronzereliefs von Constantin Emile Meunier, ursprünglich für ein „Denkmal der Arbeit“ entworfene Abgüsse, eingelassen.

Das Denkmal wurde in den Jahren 2003, 2004 und besonders gravierend 2007 mehrfach Opfer von Vandalismusattacken, in dessen Folge besonders die Marmorstele Ernst Abbes erheblichen Schaden nahm. Die hartnäckigen Beschmierungen, zuletzt mit roter Sprühfarbe, hatten trotz fachlicher Reinigungs- und Retuschemaßnahmen allmählich zu einer allgemeinen Verschlechterung der empfindlichen Marmoroberfläche und zu einer bleibenden Beeinträchtigung des Gesamtbildes der Oberflächenerscheinung, vor allem an der am meisten beeinträchtigen Vorderseite der Herme, geführt.

Auf Veranlassung der Denkmalschutzbehörden wurde der Pavillon aus Sicherheitsgründen nach der letzten Graffitiattacke 2007 geschlossen und ist seitdem nur unter Aufsicht im Rahmen von Stadtführungen bzw. auf spezielle Anfrage hin zugänglich. Das soll sich nun im Jahr des 100jährigen Jubiläums wieder ändern.

Derzeit laufen umfangreiche restauratorische und konservatorische Maßnahmen im Innern des Denkmals, die durch Mittel der Stadt, des Thüringischen Landesamtes für Denkmalpflege Erfurt sowie der Unteren Denkmalschutzbehörde Jena finanziert werden. Neben der Marmorherme und Abbebüste werden auch deren Sockel, der hochwertige Intarsienfußboden aus Knotenkalk sowie die fast vollplastischen Bronzereliefs und das Kupfer-Glas-Dach saniert bzw. gereinigt. Darüber hinaus werden an zwei Türen, und zwar in Richtung Goethegalerie und Volkshaus, Sicherheits-Vollverglasungen eingebaut.

Nach Fertigstellung dieser Maßnahmen soll das Abbe-Denkmal am 11. September 2011 zum Tag des offenen Denkmals wiedereröffnet und der Öffentlichkeit – wie vor der Schließung – dauerhaft zugänglich gemacht werden. Der Innenraum wird allerdings dann zu den normalen Öffnungen nur noch durch die beiden Verglasungen erlebbar sein- ein Kompomiss, der jedoch angesichts der vergangenen sinnlosen Zerstörungswut unumgänglich ist, um dieses architektonisch wie künstlerisch hochwertige Denkmal für einen außergewöhnlichen Mann der Jenaer Stadtgeschichte künftig vor Vandalismus zu schützen.

Lesen Sie zum Jubiläum auch den entsprechenden Artikel aus der OTZ.

Freitag, 29. Juli 2011

Nach dem Thüringenderby: Velimir Jovanovic vom FC Energie Cottbus verstärkt den FC Carl Zeiss Jena

(fcc) - Der FC Carl Zeiss Jena verstärkt seine Offensive und kann mit Velimir Jovanovic (23) einen weiteren Neuzugang vermelden.

Der 23-jährige Jovanovic war zuletzt vor allem für die Regionalligamannschaft des FC Energie Cottbus aktiv, brachte es unter Trainer Pele Wollitz aber bereits auf erste Zweitligaeinsätze (8 Spiele).

Jenas Trainer Heiko Weber: "Mit Velimir haben wir für unsere Offensive eine weitere wichtige Option. Ich freue mich, dass das alles so unkompliziert geklappt hat und möchte in diesem Zusammenhang auch einen Dank an die Cottbuser und speziell Trainer Pele Wollitz loswerden."

Jenas Präsident Rainer Zipfel zur Finanzierung des Neuzugangs: "Zur Entlastung unseres Spieleretats hat maßgeblich ein externer Sponsor beigetragen."

Der serbische Stürmer wird bis Sommer 2012 an die Jenaer Kernberge ausgeliehen..

Donnerstag, 28. Juli 2011

Machen Sie mit bei: "Was ist Thüringen? - Was macht unseren Freistaat so außergewöhnlich?"

(land) - Die Ministeriums für Wirtschaft, Arbeit und Technologie des Freistaats Thüringen braucht Ihre Unterstützung. Und es geht dabei um unser Thüringen, den schönsten Freistaat der Welt.

Die Frage ist doch: Was macht Thüringen so außergewöhnlich? Thüringen ist so vielfältig, aber was ist das Besondere an Thüringen? Was macht Thüringen zu Ihrem Lieblingsplatz auf dieser Welt? Warum leben Sie hier so gern? Weshalb kommen Besucher so gern hierher zu uns?

Ihre Antwort auf diese Fragen sucht das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Technologie. Leisten Sie Ihren persönlichen Beitrag dazu. Auf www.was-ist-thueringen.de können Sie mitmachen und Ihren Anteil daran haben, welches Bild von unserem Thüringen vermittelt wird.

Und das müssen Sie tun: Gehen Sie bis 10. August 2011 zur Webseite www.was-ist-thueringen.de, laden Sie dort Ihr persönlichen Foto zum Thema 'Thüringen' hoch und geben Sie Ihre Beschreibung zu dem Bild ein, Ihre Idee von Thüringen. Was ist Thüringen? ... für Sie und nur für Sie.

Die besten Einsendungen erhalten, als kleines Dankeschön, eines von drei IPads 2. Das Lichtstadt.Netz wünscht Ihnen viel Glück!


Mittwoch, 27. Juli 2011

Wie kommt die A-U-T-O-B-A-H-N in den Spiegelsaal? (Ein Lichtstadt-Interview mit einem elektronischen Geschichtenerzähler / Teil 2)

(lsn) - Nachdem Rainer Sauer die ersten fünfzehn Jahre in Jena die Synthesizermusik eher nebenbei pflegte, hat er nun alle seine Instrumente und Klangerzeuger (und deren hat er viele) ausgepackt um mit einem neuen Projekt die alte Musik wieder in die Ohren begeisterter Synthesizermusik-Fans zu bringen. Lichtstadt.Netz sprach mir ihm.

HIER FINDET MAN TEIL 1 DES INTERVIEWS. Im zweiten Teil des Interviews gibt er weitere Auskunft zu seiner elektronischen Passion namens A-U-T-O-B-A-H-N.

Frage: Haben Sie von Mike Oldfield etwas lernen können? Oder er vielleicht etwas von Ihnen?

Rainer Sauer: Ich denke, niemand kann einem Mike Oldfield etwas beibringen. Wenn, dann macht er dies selbst. Unser Kontakt 1981 bis 1983 beschränkte sich auf technische Dinge und ich half ihm bei Fragen zu deutschen Musikinstrumenten, vermittelte ihm Kontakte und so weiter. Dafür hat er sich mit einer handgeschriebenen Widmung auf einer Velvet Universe Platte bedankt und das hat uns beim Plattenverkauf in Großbrittanien sehr weiter geholfen. Gelernt habe ich von ihm, dass man sich bei seiner musikalischen Arbeit nicht verfransen, verzetteln darf. Jeder Synthesizer, hat er mir mal erklärt, hat nur drei gute Klänge. Auch wenn es sich so anhört, als seien es 300, sagte er zu mir. Und das beherzige ich heute noch. Selbst wenn ein neues Gerät so verlockend ist, hundertfach damit zu experimentieren, ich nutze von jedem meiner Geräte nur drei Sounds. Das spart wirklich viel Zeit und das habe ich Mike Oldfield zu verdanken.

Wie stehen Sie zu Sampling und Copyright-Debatten bzw. was waren Ihre ersten Gedanken, als Anfang der 90er die kreative Nutzung von Musik- und Gesangssamples rechtlich gesehen bereits deutlich eingeschränkt wurde? Und inwieweit plädieren Sie vielleicht sogar für eine unentgeltliche Nutzung von urheberrechtlich geschätztem Material in Form von Samples?

Ich habe das damals hautnah miterlebt. Schon Ende der 80er Jahre war das ja nicht frei. Als ich für Westside Records gearbeitet habe und das Mayday-Projekt aus der Taufe hob, hatte zum Beispiel die Band OKAY! - auch eine Entdeckung meiner Nachwuchsförderung - Probleme, als sie Sprachfragmente vom 1954er Fußball-WM-Endspiel verwendeten, "...aus dem Hintergrund müsste Rahhn schießen, Rahn schießt - Toor, Toor, Toor", diesen Schnipsel kennt wohl jeder. Die mussten sich erst mit der Familie Zimmermanns auf die Verwendung von dessen Stimme finanziell einigen, bevor sie das verwenden durften. Aber das ist doch klar: wenn ich etwas haben möchte, was andere geschaffen haben, muss ich nachfragen und für die Nutzung natürlich bezahlen. Das ist weder Bosheit noch Geldgeilheit von der Rechteinhabern, sondern normal. Es handelt sich ja auch meist nicht um Riesen-Summen. Wenn allerdings nur mit und wegen dieser Fremdmusik Hunderttausende Tonträger verkauft und viel Geld eingenommen wird, dann sollte man auch einen Batzen davon dem eigentlichen Urheber bezahlen. So ging es mir mit Jam & Spoon, die auf einer ihrer Platten musikalische Teile der ersten Velvet Universe Platte verwendet haben und dafür zahlen mussten...nachträglich. Es ist wie im richtigen Leben. Wenn mir ein Auto gefällt, vielleicht ein Ferrari, dann kann ich den auch nicht einfach klauen. Ich muss zu einem Autoverleih gehen und bei denen einen Ferrari ausleihen und dafür natürlich auch bezahlen.

Jetzt haben sie das Projekt A-U-T-O-B-A-H-N in's Leben gerufen, sind, soweit ich weiß, sogar bei der Deutschen Gesellschaft für Sprache offizieller Wortpate geworden für das Wort 'Autobahn'. Was hat der Hörer hier zu erwarten? Hat das viel mit der Gruppe Kraftwerk zu tun?

Letzteres eher weniger. Die haben mal eine LP veröffentlicht, die "Autobahn" heißt und weltweit erfolgreich war. Das ist nun auch schon Jahrzehnte her und das wäre schlichtweg blöd, wenn ich die nachspielen würde. Meine 4-KLANG A-U-T-O-B-A-H-N ist eine Metapher für den Weg, den die Elektromusik zurückgelegt hat von den 1960er Jahren bis heute.
Ich habe das in vier Zeitphasen unterteilt:1960 bis 1974, 1975 bis 1989, 1990 bis 2004 und dann ab 2005. Das sind für mich die vier Strecken der Synthesizerautobahn und die stelle ich in den Livekonzerten akustisch dar.

Ist Ihre heutige Musik, die SIe im Rahmen des A-U-T-O-B-A-H-N Projektes spielen, anders, als die Musik , die Sie früher gemacht haben?

In meiner Musik ist, abgesehenen von einigen klanglichen Parametern, die das Soundspektrum erweitern, alles beim Alten geblieben. Technisch betrachtet sind es aber anstelle des EMS VCS 3 Synthesizers, den ich in den 80ern recht intensiv verwendet habe, inzwischen meine drei roten CLAVIA Nord Racks, virtuell-analoge Klangerzeuiger, die ich oft einsetze. Es ist jeweils ein Nord Rack 1, ein Nord Rack 2 und ein Nord Rack 3, weil jedes dieser Geräte zwar ähnlich zu den anderen aussieht, aber eine völlig differente Klangerzeugung hat. Dann setzte ich heute auch vermehrt auf andere virtuell-analoge Geräte wie Creamware Synthesizer und Doepfer Sequencer. Virtuell-analog heißt, dass die Geräte digital funktionieren, aber echte Dreh- und Schieberegler haben und man mit diesen den Klang real beeinflussen kann, so wie es früher bei den analogen Synthesizern die Regel war. Und dann habe ich bei jedem Konzert meine ARTURIA Sachen dabei, das große MOOG Modularsystem oder die Analog Factory. Wunderbare Klangerzeuger.

Ist die aktuelle Musikbewegung für Sie heute relevant?

Die aktuelle Musikbewegung - bei der ich mich manchmal frage: wo ist da überhaupt die Bewegung? - interessiert mich nur insoweit, wie ich mich darin wiedererkenne. Bei Brian Eno kann das zum Beispiel der Fall sein oder bei den Gorillaz.


Wie beurteilen Sie den grundsätzlichen Werdegang der elektronischen Musik in die heutige Zeit, speziell in Deutschland? Wo sehen sie noch Potential?

Ach du Schreck, was für eine allumfassende Frage. Vor allem das mit dem "Werdegang". (Sauer denkt nach!) Ich habe da leider keine Antwort parat. Hätte ich eine, könnte ich damit viel Geld verdienen. Um es abzukürzen: Klaus Schulze ist heute Mitte Sechzig, Edgar Froese von Tangerine Dream wird bald Siebzig, Jean Michel Jarre und Ralf Hütter von Kraftwerk sind auch schon im Rentenalter, Kraftwerk-Epigone Florian Schneider hat sich sogar schon zur Ruhe gesetzt. Im Grunde sollte man zu diesen Fakten auch noch sagen, dass es - wohl auch aufgrund der langen Zeit, in der diese Leute aktiv sind - zwischen ihnen oft genug verbale und non-verbale Auseinandersetzungen gibt. "Froese ist böse" war einmal in den Siebzigern eine Schlagzeile im Fachblatt Musikmagazin und war darauf bezogen, dass man dort Fotos von Ihm verwendet hatte und er dies nicht in Ordnung fand.
Auch heute noch gibt es von seiner Seite viele Kämpfe, zum Beispiel mit Christopher Franke, seinem früheren TD-Mitstreiter und heutigem Besitzer der Tangerine Dream Mehrspurbänder. Froese dagegen hat die Namensrechte und spricht Franke im Rückblick alle musikalischen Fähigkeiten ab, weshalb der ihm die Bänder nicht herausgibt. Ähnlich war es bei Kraftwerk, wo sich Teile der Band nicht als Zeitarbeitsmusiker sondern als kreativer Teil der Gruppe sahen, was von Ralf Hütter und Florian Schneider vehement bestritten und bekämpft wurde. Ich will damit sagen: solche Dinge passieren eben in einem langen elektronischen Musikerleben, aber sie rauben künstlerische Kraft. Zudem haben alle diese Leute ihre goldenen Zeiten hinter sich und man muss froh sein, dass es sie überhaupt noch gibt. Das ist die Erwartung, mit der man in die Konzerte gehen sollte. Neues wird aus dieser Richtung kaum noch kommen. Ich hatte die Gnade der späten Geburt im Jahre 1958 und habe vielleicht noch zehn aktive Jahre vor mir, aber dann war es das auch. Ergo wird aus der 'Generation Kraftwerk' kaum noch etwas Innovatives kommen und aus meiner Generation wohl auch nicht. So ist die Zukunft der Elektromusik in den Händen neuer Generationen und die werden das Genre mit Sicherheit weiter entwickeln und neu beleben. Potential ist immer da, solange junge Leute den Drang verspüren, Musik machen zu wollen mit elektronischen Klangerzeugern. Die große Frage kann auch lauten: bleibt die Elektromusik eine Domäne der Männer? Schon beim hr konnte ich festellen, dass in der Hörerpost von 100 Briefen höchstens mal ein weiblicher Fan schrieb. Heute ist dieses Mengenverhältnis bei den E-Mails, die mich erreichen, immer noch so.

Was konkret dürfen wir von Rainer Sauer in nächster Zeit erwarten?

Nun ja, im Grunde tatsächlich nur das A-U-T-O-B-A-H-N Projekt. Ich wollte das schon so lange auf die Bühne bringen, dass ich froh bin, es jetzt endlich geschafft zu haben. Und dann möchte ich natürlich gesund bleiben, denn ich liebe es, Konzerte zu spielen.

Vielen Dank für das ausführliche Interview und weiterhin frohes Schaffen und viel Erfolg.

Ich bedanke mich ebenfalls für das freundliche Interesse.


Infos erhält man im Internet unter www.a-u-t-o-b-a-h-n.de

Das Interview führte Tim Schwarz für das Lichtstadt.Netz © 2011

Dienstag, 26. Juli 2011

Wie kommt die A-U-T-O-B-A-H-N in den Spiegelsaal? (Ein Lichtstadt-Interview mit einem elektronischen Geschichtenerzähler / Teil 1)

(lsn) - Es berührt einen schon, wenn man heute Klängen lauschen kann, die vor mehr als dreieinhalb Jahrzehnten entsanden sind, aber erst heute aus einem Lautsprecher den Weg ins menschlische Ohr finden. Sich wiederholende, leicht modifizierte Sequenzmuster, kombiniert mit ausgefallenen Improvisationen ergeben jenen Sound, der in der Siebziger Jahren von einigen Plattenfirmen mit der Genrebezeichnung "Kosmische Musik" versehen wurde und der für die internationale Musikszene eine außerordentliche Bereicherung war.

Ohne die heute als "Elektronikmusik" bezeichnete Musikbewegung, die damals abseits von gängigen, deutschen Krautrock-Bands agierte, wäre die heutige, Popmusik einer Lady Gaga oder von Ich + Ich kaum denkbar. Daher ist es für die Lichtstadt eine große Freude, in ihrem Zentrum seit zwei Jahrzehnten einen Musiker zu beherbergen, der dieses Genre eine gewisse Zeit lang mitgestaltet hat.

Nachdem dieser Mann die ersten fünfzehn Jahre in Jena die Synthesizermusik eher nebenbei pflegte, hat er nun alle seine Instrumente und Klangerzeuger (und deren hat er viele) ausgepackt um mit einem neuen Projekt die alte Musik wieder in die Ohren begeisterter Synthesizermusik-Fans zu bringen. Sein Name: Rainer Sauer - sein Projekt: A-U-T-O-B-A-H-N Synthesizer Live. In einem zweiteiligen Interview gibt Rainer Sauer Auskunft zu seiner elektronischen Passion.

Frage: Wie geht es Ihnen zur Zeit? Wie verbringen Sie momentan Ihre Tage?

Rainer Sauer: Danke der Nachfrage. Mir geht's inzwischen gut, nachdem 1999 bei mir eine doch recht schwere Krankheit festgestellt wurde; oh mein Gott, ich war vielleicht abgemagert, war irgend wann einmal wieder so schlank und rank wie in den 70ern. Dank meinem Arzt, Dr. Hans-Martin Reuter aus Jena, geht es heute fast wieder wie zuvor. Naja, man wird eben nicht jünger. Aber um die zweite Frage zu beantworten. Ich arbeite weiterhin für die Stadt Jena, mache meine Hörfunksendungen bei Radio Jena, habe meine Familie, die mir sehr viel bedeutet und arbeite auch künstlerisch. Ich mache ja bekanntlich literarisches Kabarett, nehme weiterhin Synthesizermusik auf und ich denke nach... denn Musik und Texte schreiben ist ja nicht nur Spontaneität, sondern auch lange und harte Kopf- und Sitz-Arbeit.

Apropos 'Spontaneität': Was fällt Ihnen spontan zum Begriff 'Synthesizermusik' ein?


Das ist etwas, durch das Deutschland die Musikwelt verändern konnte.

Mitte der 70er Jahre, zu der Hoch-Zeit der Krautrock-Ära, haben sie angefangen Musik zu machen. Aber das war zu Anfang keine Synthesizermusik. Was hat den Ausschlag gegeben, dass sie sich der elektronischen Musik zugewandt haben?

Nun ja, das ist nicht so ganz richtig. Meine erste Band war eine Folkrockgruppe und die zweite eine Politrockband. Aber ursprünglich war bei mir doch die Elektromusik. Das war schon 1974, als ich mir, mangels finanzieller Möglichkeiten, meinen ersten Synthesizer selbst gebaut habe. Und den habe ich dann auch in der Folkrockband und der Politrockgruppe live eingesetzt. Das war viel Geknarze und Gepiepe und Soundgewusel, fast so als ob man einen EMS VCS 3 Synthi hört, aber es war live und war elektronisch.

Warum entschieden Sie sich kurze Zeit später, Ende der 1970er, nicht mehr Rockmusik zu spielen?

Ach mein Gott, das war das Übliche. Außerdem habe ich in der Politrockband auch gesungen und nicht nur gespielt. In Kürze: Ich war kein wirklich guter Sänger, hatte eigene Ideen, die man nicht endlos mit anderen diskutieren wollte. So kam ich darauf, es mit Synthesizermusik zu versuchen.

...und gründeten schon 1980 wieder eine Band: Velvet Universe, eine Elektronik-Rockband.


Das war 1979. Ich mochte damals den Sound von Ash Ra mit Manuel Göttsching und den von Klaus Schulze, der Sequenzer und menschlisches Schlagzeug kombinierte. Manchmal spielten beide auch zusammen. Also entschloss ich mich, nachdem ich Velvet Universe zusammen mit Axel "Pino" Grzybowsky, der heute als Elektro-DJ zwischen Moskau und Johannisburg aktiv ist, schnell, eine Rockformation zu finden mit meinem alten Freund Thomas Kapke an der Gitarre und Seppl Niemeyer von Octopus an den Drums. So war das.

Was faszinierte sie so an Manuel Göttsching und Klaus Schulze?

Ich mag sie eben, den Manuel und den Klaus. Ihre Musik, die Art wie beide - unabhängig voneinander - ihre Leben, auch in Extremen, führten und noch führen. Ich respektiere es, dass und wie Schulze "sein Ding" durchgesetzt hat. Und an seiner Musik faszinieren mich nach wie vor diese Klangflächen, diese unglaublichen Ideen für Sequenzen und Rhythmen.

Und die ersten Alben von Velvet Universe nahmen Sie in Klaus Schulzes Studio auf.

Das war das Tonstudio Panne in Frankfurt mit dem begnadeten Elektromusik-Tonmeister Eberhard Panne. Dort nicht aufzunehmen wäre ein Frevel gewesen, denn ich wohnte ja damals in Frankfurt am Main. Auch die Auswahl der Plattenfirma war so eine lokal-globale Sache. Rockport Records hieß der Laden und wurde von dem ehemaligen Schallplattenverkäufer Mr. Bernd Gruber geschmissen. Und der suchte sich aus dem Rhein-Main-Gebiet die erfolgversprechendes Acts für sein Label zusammen: die Rodgau Monotones und Flatsch! - aus beiden ging später das Comic-Duo Badesalz hervor - und Bernd Scholl und wir als Elektromusik-Vertreter für das Unterlabel Blubber Lips. Später haben dann sogar Leute wie Kevin Coyne, Peter Hammil von Van Der Graaf Generator oder Heinz Rudolf Kunze für Rockport Records gearbeitet.

Wollten Sie damals sofort zu Rockport?

Nicht die Bohne. Es war fast wie im Pop&Rock-Lehrbuch: Die im Frühjahr 1981 fertige Produktion "Voyager" haben wir allen deutschen großen Labels angeboten und es kamen nur Absagen. Von der WEA, von CBS, Ariola, Polygram, wie sie alle hießen. Bernd Gruber kam dann auf uns zu und sagte, und das mit ein wenig Trotz in der Stimme: Warum kommt Ihr nicht zu mir? Und der Rest ist deutsche Musikgeschichte.

Sie haben Heinz Rudolf Kunze erwähnt, mit dem haben Sie ja auch zusammengearbeitet, sogar in Jena. Kam das auch durch Rockport Records?

Nein. Als unsere erste Platte vor der Erstveröffentlichung stand, war Kunze noch gar nicht auf dem deutschen Musikmarkt präsent, das kam erst später. Wir lernten uns 2001 richtig kennen und ich machte damals Hörfunkdokus über Kunze bei Radio Jena. So lernte er übrigens auch seine jetzige Frau Gabi kennen, die damals mit mir bei "Planet Jena" zusammenarbeitete und z. B. für die Langzeit-Doku "Es war einmal und war doch nicht - 13 Monate im Leben von Heinz Rudolf Kunze" die Zwischentexte sprach. Nun sind beide von ihren Ex-Partnern gescheiden und miteinander verheiratet - so kann es kommen. Nein, die Zusammenarbeit mit Kunze hatte andere Gründe. Ich hatte ja damals schon meine literarischen Kabarett-Programme und hätte gerne etwas mit Hanns Dieter Hüsch, dessen Webseite ich ja heute betreibe, gemacht, aber der war da schon sehr krank und bekam auch noch einen Schlaganfall. Da hatte ich die Idee einer Zusammenarbeit mit Max Goldt, aber das klappte nicht und Kunze war dann meine nächste Wahl. 2005 und 2006 machten wir große Galas in der Aula der FSU in Jena mit Gastmusikern und das war dann schon großartig. Vor allem die 2005er Veranstaltung zu Tucholsky hat Kunze damals sehr beeindruckt.

Galas, literarisches Kabarett, Konzerte: organisieren Sie das alles selbst?

Ja, leider. Ich muss zugeben, dass ich in dieser Hinsicht immer noch, auch nach mehr als einem Vierteljahrhundert, blutiger Laie und Anfänger bin, nicht wirklich "independent", unabhängig. Ich kann zwar die verrücktesten Sachen machen, ohne jemanden fragen zu müssen. Aber die Erlöse sind in der Regel nie so "dolle", wie man in Berlin sagt.

Sie werden heute als ein kreativer "Impulsgeber" der elektronischen Musik in Deutschland gesehen. Woran lag das? War es Ihre Arbeit mit Velvet Universe oder eher die Radioarbeit beim hr?

Mit Betonung auf der Vergangenheitsform. Das war sicher nur eine kurze Zeit lang so gewesen. Und es lag fast ausschließlich an der Möglichkeit, die sich mir im Rahmen meiner Radiosendung beim hr bot und die ich genutzt habe. Es war mal was anderes. Eine für mich ganz andere Welt. Sowas reizte mich. Der hr kam auf mich zu und bot mir die Sendung an, das war 1984. und ich habe zugegriffen, habe dann gleich, in ahnungslosem Leichtsinn auf dünnem Eis, denn man hätte mich als freier-freier Mitarbeiter ja jederzeit rausschmeißen können, vieles eingeführt, was im eher verstaubten hr damals innovativ war. Als erster hr-Moderator habe ich Jingles eingespielt, die auf spätere Sendungen oder auf Serien in der Sendung aufmerksam machten. Ich habe beim hr natürlich auch viel Musikalisch-Technisches gelernt. Tontechnik war vor der hr-Zeit für mich eher etwas Nebensächliches, das ich intuitiv gemacht habe. Seither mache ich das leidenschaftlich engagiert. Und ich schneide heute noch meine 38cm-Masterbänder selbst. Auch das habe ich beim hr gelernt. Und keine Angst vor Liveshows zu haben...

Was war der genaue Impuls den Sie damals geben konnten?

Die Sendung "Sounds vom Synthesizer" an sich. Das war bei uns, ich meine damit meinen damaligen, inzwischen leider schon verstorbenen, Redakteur Jörg Eckrich und mich, keine elitär verstaubte Sache im Kulturprogram von hr2, wo man damals hören konnte "...und jetzt kommt der Titel 'Segment 4' von Karl Heinz Stockhausen, interpretiert von Rupert Erdmann auf einem Trautonium. Sie hören Satz 1: Gewitter", sondern ich war auf der Synthipop-Höhe der Zeit, spielte Depeche Mode oder interviewte Howard Jones, Spliff und Propaganda, mischte das Ganze aber gut durch, indem ich mir auch die traditionellen Elektroniker wie Schulze, Jarre, Michael Rother oder TD ins Studio einlud, interviewte und ihrer Musik in der Sendung Raum gab. Ich weiß noch wie heute, als Jörg Eckrich von der Flut an Einsendungen zu "Neue Leute braucht das Land", einer Nachwuchsförderung für Synthimusikbands, die meine eigene Idee war, überwältigt sagte, so viel Post hätte die hr3-Toptime Redaktion in so kurzer Zeit noch nie bekommen.

Sind Sie damals mit der späteren Techno- und Industrial-Szene in Berührung gekommen?

Man sagt, ich hätte die Rhein-Main-Technoszene aus der Wiege gehoben - "aus der Wiege gehoben" finde sich sogar ganz gut umschrieben, weil es ja nicht mein "Kind" war. Fakt ist, dass die Sendung von Leuten wie Sven Väth, Talla 2XL oder Michael Münzing von Snap! regelmäßig gehört wurde. Ich habe heute noch deren Briefe an mich aufgehoben. Und bei der Nachwuchsförderung, aus der dann letztendlich Camouflage (Anm.: bekannt u. a. durch Hits wie "Love Is A Shield" oder "The Great Commandment") als größter Star hervorging, haben mir einige von denen Demobänder zugeschickt. Das war fünf Jahre bevor die Rhein-Main Technoszene losging. Da waren die "Sounds vom Synthesizer" sicher einer der Impulse, denn ich war jemand der gesagt hat: Leute macht euer eigenes Ding, nutzt Synthesizer um populäre Musik zu machen. Eine meiner Serien hieß ja "We Are Producers" und dort gab es Tips für eine eigene Musikproduktion im stillen Kämmerchen zuhause.

Stimmt es, dass Sie einige Ihrer wichtigtsen Synthesizer der 70er und 80er Jahre verkauft oder bei ebay versteigert haben? Brauchten Sie das Geld oder etwa den Platz und sind Sie heute traurig darüber?

Ich habe viele alte Instrumente weggegeben, das ist richtig. Das tat ich eigentlich schon immer. Instrumente waren und sind für mich Handwerkszeuge. Aber irgendwann gibt es neue und bessere Werkzeuge. Und ich benötige natürlich auch den Platz bei mir zuhause. "Wir sind ja kein Museum", sagt meine Frau immer. Aber einige der alten Monster habe ich auch heute noch. Die sind gut gewartet und funktionieren nach wie vor fast einwandfrei.

Hatten oder halten Sie Kontakt zu internationalen Musikern wie Brian Eno oder Robert Fripp, deren Musik ja durchaus mit Ihrer verwandt ist?

Nein. Nur mit Mike Oldfield verband mich eine kurze Zeit lang eine recht intensive Verbindung, aber das ist inzwischen auch schon wieder fast drei Jahrzehnte her...wie die Zeit vergeht. Trotzdem verfolge ich seine Arbeit mit großem Interesse. Natürlich auch die von Tangerine Dream, Kraftwerk oder Klaus Schulze.

[...Fortsetzung folgt...] Infos erhält man im Internet unter www.a-u-t-o-b-a-h-n.de

Das Interview führte Tim Schwarz für das Lichtstadt.Netz © 2011

Montag, 25. Juli 2011

Postkartenaktion für die Erzählwand in der Ausstellung "Schwarz-Rot-Gold"

(rana) - Die Ausstellung „Schwarz-Rot-Gold - Die deutschen Farben aus Jena“ ist seit dem 3. Oktober des vergangenen Jahres im Stadtmuseum zu sehen. Dort sind zwei Räume mit der „Erzähltapete“ dekoriert. Auf dieser sind 17 Köpfe zu sehen, von Willy Brandt bis Clara Zetkin, auch Gorbatschow befindet sich unter den abgebildeten Persönlichkeiten, die etwas mit den deutschen Nationalfarben zu tun haben.

„Die Ausstellung zu Schwarz-Rot-Gold war von Anfang dialogisch angelegt, sie soll sich durch das Gespräch mit den Besuchern verändern und weiterentwickeln“, sagt Dr. Matias Mieth (Foto unten), der Direktor des Stadtmuseums. Und um dieses Gespräch zu erreichen, hat das Stadtmuseum nun 2500 Postkarten mit Köpfen drucken lassen, die bis jetzt nicht in der Ausstellung auftauchen. Sechs Motive - von Siegmund Jähn bis Helmut Kohl - werden den Jenaern vorgeschlagen. Vorschläge eben, weitere Ideen sind gefragt. Wer hat in der Geschichte etwas mit den deutschen Nationalfarben zu tun? Wer sollte auf der Erzähltapete im Stadtmuseum zu sehen sein?

Während der nächsten zwei Monate erwartet das Stadtmuseum die Vorschläge und Hinweise der Bürger „Im Herbst wollen wie ein Resümee ziehen und entweder die Diskussion eröffnen oder die Ergebnisse der Umgestaltung der Ausstellung präsentieren“, sagt Mieth.

„Schon bei der Auswahl damals haben wir festgestellt, dass es sehr verschiedene Assoziationen in diesem Zusammenhang gibt, etwa bei Jung und Alt, bei Menschen aus Ost und West oder auch bei den Machern aus Österreich auf der einen und Deutschland auf der anderen Seite“, sagt Matias Mieth. Das Thema der Nationalfarben polarisiere bis heute.

Aus diesem Grund sucht das Museum jetzt den Dialog mit Bürgern. Die Vorschläge mit Begründung können ganz einfach im Stadtmuseum abgegeben werden. „Wir könnten uns auch Gesprächrunden mit Interessenten vorstellen, wir sind bereit, die Ausstellung zu ändern, zu ergänzen. Ich bin gespannt auf die Ideen der Bürger unserer Stadt, in der die Geschichte von Schwarz-Rot-Gold ihren Anfang genommen hat“, sagt Mieth.

Sonntag, 24. Juli 2011

Thüringenderby in Erfurt: Sebastian Hähnges Ausraster kurz nach der Pause zog den FCC in den Abgrund

(fcc/lsn) - Der FC Carl Zeiss Jena verlor gestern Nachmittag in Erfurt vor 13.841 Zuschauern das Thüringenderby mit 0:3 und geht zum Saisonauftakt leer aus. Der Grund lag mit Sicherheit in dem Vorkommnis der 50. Spielminute, als eine, vom Schiedsrichter als Revanchefoul gewertete, Aktion Sebastian Hähnges die Jenaer um alle weiteren Erfolgschancen brachte.

Dabei spiegelte der Spielverlauf über weite Strecken nicht das deutliche Ergebnis wider. Zwar gehörten den Gastgebern die ersten Minuten dieses 96. Thüringenderbys, aber Jena fand schnell zu seinem Spiel, wusste mit gut vorgetragenen Angriffen zu gefallen und hatte auch die erste Chance des Spiels, als Sebastian Hähnge nach einem gut getretenen Simak-Freistoß den Ball nur knapp im gegnerischen Fünfmeterraum mit der Fußspitze verfehlte.

Jena war die spielbestimmende Mannschaft, konnte aber aus der Überlegenheit kein Kapital schlagen. Zwar erarbeitete sich Heiko Webers Mannschaft einige Tormöglichkeiten, ließ aber die nötige Abgebrühtheit vermissen, um den in der Luft liegenden Führungstreffer zu markieren. Erfurt gelang aus dem Spiel fast nichts. Zwangsläufig musste ein Standard herhalten, um die überraschende Führung für die Hausherren herzustellen. Schiedsrichter Manuel Gräfe entschied nach einem Zweikampf zwischen Landeka und Reichwein auf Freistoß für die Erfurter, und die präzise in den Strafraum geschlagene Flanke fand in Oumari einen dankbaren Abnehmer, der aus Nahdistanz per Kopf verwandelte (30.). Jena zeigte sich nur kurz beeindruckt und versuchte, weiter Akzente nach vorn zu setzen.

Beide Mannschaften gingen personell unverändert in die zweite Halbzeit, und gleich zu deren Beginn wurde die Partie vorzeitig entschieden: Erfurt griff an, und es sah kurzzeitig so aus, als hätte Jena die Situation bereinigt. In der Vorwärtsbewegung Jenas schrillte aber des Schiedsrichters Pfiff, denn Erfurts Reichwein lag im Jenaer Strafraum abseits des Spielgeschehens, während Sebastian Hähnge davon schlich. Nach Rücksprache mit seinem Mann an der Seitenlinie zeigte der Schiri sofort Hähnge Rot und zugleich auf den Elfmeterpunkt. Pfingsten-Reddig ließ Tino Berbig keine Chance und verwandelt sicher zum vorentscheidenden 2:0 für die Rot-Weißen (50.).

Heiko Weber reagierte und brachte Fries und Pichinot für Simak und Schmidt (55.) - eine Umstellung die trotz Unterzahl frischen Wind in Jenas Angriffsbemühungen brachte. Doch Jena vermochte es nicht, die sich bietenden Chancen auch in Tore umzumünzen (Fries in der 60., Pichinot in der 62. Spielminute). Stattdessen machte Reichwein alles klar. In der 71. Spielminute und nach guter Vorarbeit über Erfurts rechte Seite verwandelt er von der Strafraumgrenze. Das Spiel war nun endgültig gelaufen, und Jena konzentrierte sich darauf, das Ergebnis über die Zeit zu bringen.

Unter dem Strich verliert Jena ein Spiel, das man trotz der Höhe des Ergebnisses nicht - und vor allem nicht so - hätte verlieren müssen. Weber brachte daher null Verständnis für seinen 33-jährigen Stürmer auf. Der OTZ sagte er: "Das war eine unbegreifliche Aktion, eine klare Tätlichkeit. Und das in einem Derby, in dem es keine bösen Attacken gab." Das dürfe nicht passieren, so Weber weiter (der ja zudem in den nächsten Spielen einen vom DFB gesperrten Hähnge nicht einsetzen kann), und werde Konsequenzen haben.

"Wir haben die Situation mit Sebastian Hähnge ausgewertet. Er bekommt eine vereinsinterne Strafe, die ihm wehtut", sagte Präsident Rainer Zipfel am Sonntag. HIER findet man die Trainerstimmen.

Samstag, 23. Juli 2011

Heute und morgen in der Lichtstadt: Der 14. Jenaer Töpfermarkt!

(rana) - Von der nahezu gewöhnlichen Tasse bis hin zum künstlerischen Unikat reicht die Palette der Waren, mit denen 70 Töpfer zum 14. Jenaer Töpfermarkt ab heute auf den Markt kommen.

Am heutigen Samstag von 8 bis 18 Uhr und morgen von 10 bis 18 Uhr gibt es Keramikkunst in vielen Versionen. Einige der Töpfer präsentieren ihr Handwerk zudem bei Vorführungen. Darüber hinaus ist auch Kinder gedacht, sie können an mehreren Ständen selbst mal das Töpfern und Bemalen probieren. Neun Töpfer kommen aus Jena, etwa die Hälfte aus Thüringen, die anderen aus dem gesamten Bundesgebiet, zwei aus Ungarn und einer aus der Slowakei.

„Wir haben in diesem Jahr sehr viel Wert auf die gute Ausbildung der Töpfer gelegt, das heißt, die Besucher des 14. Jenaer Töpfermarktes treffen auf Meister und Designer“, sagt Oliver Klinke, der Marktmeister. Anspruchsvolle Auswahlkriterien anzulegen sei auch nicht schwer gewesen, schließlich hätten sich mehr als 100 Interessenten beworben.

Zu den Teilnehmern zählt auch Töpfermeisterin Mechthild Schinnerling aus Zeulenroda. „Jena – das ist ein Muss für viele Freunde des Töpferhandwerks“, sagt sie. Sie komme schon seit mehreren Jahren zum Jenaer Töpfermarkt. „Hier gibt es ein sehr interessiertes Publikum. Jeder Töpfer lebt von der Liebhaberei seiner Kunden. Und Gott sei Dank gibt es in Jena diese Liebhaber.“ Lorenz Wittich, Jenaer Töpfermeister, fügt hinzu: „Nach Jena kommen auch viele Leute von außerhalb, die direkt den Töpfermarkt zum Ziel haben.“ Der Jenaer Töpfermarkt zähle für ihn zu den besten Märkten seiner Art überhaupt. Er sei attraktiv für die Töpfer wie auch für die Kunden.

So wie mit etlichen Mittmachaktionen an die Kinder gedacht ist, wird es auch für die Freunde der Musik „etwas auf die Ohren“ geben. Max der Spielmann und Hans Spielmann geben mittelalterliche Weisen zum Besten.

Freitag, 22. Juli 2011

WIR TRAUERN!

Heute Abend: Eine Stadt sucht ihre Helden ... und findet sie in der Kulturarena!

So früh hatte der Festivalsommer noch nie begonnen: Das Team der Kulturarena trotzte am Nikolaustag letzten Jahres dem Wintereinbruch und präsentierte fast drei Wochen vor Weihnachten bereits das erste Highlight für 2011: Die Band "Wir sind Helden" auf den Theatervorplatz am 22. Juli 2011.

Inzwischen sind mehr als sieben Monate vergangen und trotzdme steht „Alles auf Anfang“ (so dagt es jedenfalls ein sehr banjobeschwingter Song auf der neuen Platte von "Wir sind Helden", und irgendwie ist das auch für die Band allgemein zu sagen.

Sie haben sich etwas rar gemacht nach dem Erstling „Die Reklamation“ und dem Sommermärchen-Aufstieg 2003 zum Vorreiter der „neuen Neuen Deutschen Welle“ und zur führenden deutschen Synthie-Punk-Pop-Band. Wobei in den Hitparaden oft eher Letzteres ankam, hingegen Synthie und Punk auf den Konzerten ausgiebigst ausgelebt wurden.

Ganz folgerichtig legten Judith Holofernes, Mark Tavassol, Jean-Michel Tourette und Pola Roy auch nach 2007 und drei veröffentlichten Alben eine Ruhepause ein, um all das zu tun, wozu ein sich professionell gebender Musiker dann doch eben nie Zeit hat: auf Konzerte gehen, Platten kaufen, Instrumente lernen. Und natürlich auch: endlich tief nachdenken, am Strand die Weltformel finden, Kindergarten- und Fahrradstellplätze erkämpfen, das beste Biogemüse suchen. Wichtige Dinge eben, Dinge, ohne die man nicht sein Leben der Musik, der Kunst widmen kann.

Nun also sind sie wieder da, mit neuer Kraft und auch neuen Kräften, denn im Studio wie auch live unterstützt Jörg Holdinghausen von der Band Tele das bekannte Quartett vornehmlich am Bass. Das befähigte die Band als Ganzes, auch ihr Instrumentarium auf Anfang zu drehen und sich statt des passenden Synthie-Presets erst einmal durch die Welt der Analoggeräte zu wühlen. So tauchen denn auf „Bring mich nach Hause“, der neuen LP, plötzlich ungeahnte Klangfarben auf, vom Akkordeon über das Banjo und sich ständig verstimmende arabische Lauten bis hin zu einer ganzen Herde verschiedener Percussion-Lebensformen.

Aus all dem und einer laut Eigendiagnose neu (wieder) gewonnenen Lässigkeit beim Einspielen und im Zusammenspiel auf der Bühne sind durchaus neue Helden entstanden, eine Band, die mit dem Starruhm und damit entstehenden Erwartungen spielen kann und sie nutzt, um den eigenen, ganz persönlichen Vorlieben neue Wege zu eröffnen. Sie gelegentlich auch gerne einmal einfach mit einem krachenden Polka-Rhythmus freiwalzt oder mit leiser Melancholie untergründig ertastet. Geblieben ist die geradezu allumfassende Spielfreude und die frappierende Treffsicherheit der Texte, deren seltsam-traumhafte Wortneuschöpfungen Judith Holofernes so schön unschuldig um die Rhythmen ihrer Mitstreiter mäandert.

Da trifft zackiger Countrystil auf Gedanken über den Lebensweg als solchen, da schmiegen sich schreiend existenzielle Verlorenheit und Sehnsucht nach Erlösung in zarteste Pianomelodien. Das sind ganz klar "Wir Sind Helden", und sie sind augenscheinlich auf einem Weg in neue, ungeahnte Weiten. Wir gehen gern ein Stückchen mit. Und wollen eigentlich noch gar nicht nach Hause gebracht werden. Hören und sehen kann man das Ganze (jedenfalls wenn men eine Karte für das schon lange ausverkaufte Konzert hat) heute Abend ab 19:00 Uhr auf dem Theatervorplatz.

Weitere Informationen zur diesjährigen Kulturarena gibt es natürlich wie immer unter www.kulturarena.de. Wer sich die "Helden" einmal im Livevideo anschauen möchte, der kann das HIER.


Donnerstag, 21. Juli 2011

"Herrengedeck", "Wohngebietsgaststätte", "blauer Würger": Das Stadtmuseum sucht Exponate zur Ausstellung "Trinkkultur in der DDR"

(rana) - "Herrengedeck", "Wohngebietsgaststätte", "blauer Würger" - nur noch gelegentlich hört man diese Ausdrücke, die zu DDR-Zeiten in Jena gang und gäbe waren. Nun sucht das Stadtmuseum Jena Zeitzeugen und Originalexponate zum Ausstellungsthema ,,Trinkkultur in der DDR".

So heißt nämlich eine Ausstellung des Stadtmuseums, die in genau einam Jahr gezeigt werden soll und für die Museumschef Dr. Matias Mieth und Teresa Thieme die Zuarbeit der Bürger brauchen. "Was wurde wann, wie, wo und mit wem getrunken", fasst Teresa Thieme den Fragenkatalog zusammen. Von Interesse seien auch Anekdoten und Geschichten zum Thema Alkohol.

In der DDR wurde wie in kaum einem anderen Land so oft und so viel Alkohol getrunken. In der Menge und in der Art des Gebrauchs nahm der Alkoholkonsum eine herausragende und besondere Stellung ein. Schon die reinen Zahlen beeindrucken: Im Pro-Kopf-Verbrauch von Bier und Spirituosen belegte die DDR im weltweiten Vergleich seit 1982 einen der drei vordersten Plätze. Von Mitte der fünfziger Jahre bis 1988 erhöhte sich der durchschnittliche Bierkonsum von 68,5 auf 143,0 Liter. Beachtlicher noch sind die ostdeutschen Zahlen in puncto "harte" Sorten: 1955 schluckte der Durchschnitts- Jenenser 4,4 Liter Weinbrand, Klaren und Likör, 1988 schon 16,1 Liter. Das sind pro Kopf 23 Flaschen...pro Jahr!

"Wir suchen Fotos, Getränkekarten, Barutensilien, Gläser, Flaschen mit Original-Etikett, zudem Zeitzeugen, mit denen wir Gespräch führen wollen. Sie sollen als Interviews aufgezeichnet und in der Ausstellung gezeigt werden. Es gehe aber auch um die Orte des Trinkens, wie Gartenlauben, Hausgemeinschaften und Kneipen sowie um Trinkanlässe".

Wie das Stadtmuseum verlauten ließ, soll in der Ausstellung sogar eine Kneipeneinrichtung nachgebaut werden. Rolf Ryszewski, Inhaber der inzwischen nahezu historischen Kneipe ,,Zur Wartburg" im Damenviertel, kündigte an, ein paar Originale bereitzustellen. Die künftige Ausstellung soll übrigens in drei Teile gegliedert werden: "Trinkgewohnheiten in der DDR", "Alkoholismus" und "Kneipen in Jena".

Wer etwas zu der neuen Ausstellung beitragen kann oder zu DDR-Zeiten selbst "den Blues" hatte, wendet sich bitte direkt ans Stadtmuseum. Kontakt gibt es auch via E-Mail an: Teresa.Thieme@jena.de.