(thj / lsn) - Da soll einer noch mal sagen, das Jenaer Theaterhaus spiele seine Stücke am Leben vorbei. Letzte Woche lösten Filmaufnahmen des Ensembles in Ziegenhain sogar einen Polizei-Großeinsatz aus: Festnahme der Schauspieler und des Aufnahmeteams mit inbegriffen. Zwei Stunden lang wurden alle Beteiligten auf der Polizeidirektion Jena verhört, bevor die Staatsanwaltschaft Gera die Freilassung verfügte. Allerdings ist das rechtliche Prozede damit noch lange nicht ausgestanden, wie die Staatsanwaltschaft mitteilte. Was war passiert?
Sogar MDR-Text und viele deutsche Zeitungen berichtete heute darüber: "Eine Frau hatte uns über Notruf verständigt, dass sich im Holzweg bei Ziegenhain zwei Autos mit hoher Geschwindigkeit verfolgen", erklärte Polizeisprecherin Steffi Kopp zum EInsatz. Die Frau habe voller Angst in der Stimme berichtet, dass aus einer Maschinenpistole auf den ersten Wagen geschossen werde. "Die Einsatzzentrale der Polizeidirektion hat diesen Notruf sehr ernst genommen", so Kopp weiter.
Zuerst vermuteten die Jenaer Beamten den Einsatz eines Sondereinsatzkommandos, doch davon war nichts bekannt. Deshalb jagten Beamte der Zentralen Dienste mit einem halben Dutzend Streifenwagen in Richtung Fuchsturm. Am Parkplatz "Steinkreuz" sichteten sie schließlich einen Mazda mit einer blauen Polizei-Rundumleuchte auf dem Dach.
Das Fahrzeug wurde sofort umstellt und zwei angebliche Poliziebeamte in Uniform festgenommen. Im Wagen fanden die echten Beamten dann sogleich mehrere Pistolen vom russischen Typ Makarow und eine israelische Maschinenpistole vom Typ Uzi. Zum Glück hatten die falschen Beamten keine Waffen in der Hand, als sie angetroffen wurden, dann sonst hätten die Jenaer Polizeibeamten in Annahme einer Notwehrsituation sogar von ihren Schusswaffen Gebrauch machen dürfen. "Dass es nur sogenannte Anscheinwaffen waren", erklärte die Polizeisprecherin, "ist auf den ersten Blick nicht zu erkennen gewesen."
Obwohl von Seiten des Theaterhauses erklärt wurde, dass es sich bei dem Szenario "nur" um Filmaufnahmen handele (siehe Foto links), nahmen die Polizeibeamten trotzdem alle Beteiligten fest: die beiden unechten Kollegen, die Bankräuber, den Regisseur und Kameramann Govinda van Maele (Foto rechts) und dessen beiden Assistentinnen vom Theaterhaus Jena. Der Grund: die Aktion hätte zuvor angemeldet werden müssen und es ist von einem Verstoß gegen das Waffengesetz sowie Amtsanmaßung durch falsche Polizeibeamte in Uniform und der Verwendung von Blaulicht im Straßenverkehr durch unautorisierte Personen auszugehen, wie es hieß. Anzeigen wurden erstattet.
"Wir hatten wohl verdammtes Glück", meint auch Hans Deubel, der den Hauptkommissar spielte. Der Kahlaer, dem auch die Uniformen und ein Teil der Waffen gehören, spielte schon in mehr als vierzig "richtigen" Fernseh-Krimis als Komparse mit und kennt sich aus im Metier, wie er der OTZ sagte. Natürlich müssten solche Dreharbeitem vom Regisseur oder der Produktion angemeldet werden. Doch er lobt auch die Jenaer Polizisten, die beim Zugriff sehr professionell vorgegangen seien. Es sei schließlich nicht ungefährlich, so Deubel, wenn man in einer unklaren Situation mit einer Maschinenpistole einem Polizisten mit einer scharfen Waffe begegnet.
Er und sämtliche anderen am Dreh beteiligten Laienschauspieler hätten keine Ahnung gehabt, dass die Verfolgungsjagd auf öffentlichen Straßen zwischen der Innenstadt und Ziegenhain weder angemeldet noch genehmigt war. Bei solchen Dreharbeiten würden normalerweise die Straßen abgesperrt.
Das Theaterhaus Jena entschuldigte sich inzwischen für den Vorfall. Theaterhaus-Sprecherin Andrea Hesse: "Das war grob fahrlässig von uns." Die Idee für die Verfolgungsjagd sei dem Regisseur relativ spontan gekommen und von diesem auch sofort umgesetzt worden. Dabei sei, offenbar aus Versehen, nicht an die Drehgenehmigung gedacht worden.
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