Sonntag, 14. April 2013
"ARD: Ermittler beobachteten 2000 'NSU'-Umzug": Uwe Böhnhardt wurde damals beim Wohnungswechsel fotogafiert, aber nicht verhaftet!
(lsn / ard) - Bei der Fahndung nach den untergetauchten späteren Mitgliedern des "Nationalsozialistischen Untergrunds" / "NSU" hat es im Jahre 2000 offenbar eine weitere schwere Ermittlungspanne gegeben. Das hätten Recherchen der ARD-Politikmagazine "FAKT", "Report Mainz" und "Report München" ergeben, wie die ARD heute mitteilte.
Demnach wurde der damals per Haftbefehl gesuchte Bombenbauer und spätere "NSU"-Terrorist Uwe Böhnhardt seinerzeit in Chemnitz von Ermittlern bei einem Umzug fotografiert, aber nicht festgenommen. Weshalb die ermittelnden Beamten ihn nicht erkannt hatten, sei bis heute nicht geklärt, berichtet die ARD. Böhnhardt war damals zusammen mit Beate Zschäpe und Uwe Mundlos (oben die Fahndungsmitteilung der Polizei) per Haftbefehl bundesweit gesucht worden.
Die Fotos seien am 6. Mai 2000 entstanden im Rahmen einer Operation namens "Terzett 7", an der nach den Recherchen der ARD-Politmagazine Beamte der Verfassungsschutzämter aus Thüringen und Sachsen sowie ein Beamter des Landeskriminalamtes in Sachsen beteiligt gewesen war. Alleiniges Ziel von "Terzett 7" sei die Festnahme der drei Gesuchten gewesen. Die Fotos habe ein Spezialistenteam des Thüringer Verfassungsschutzes angefertigt, hieß es von Seiten des Bayerischen Rundfunks. Auf ihnen sei Böhnhardt eindeutig wiederzuerkennen, u. a. wegen seiner markanten Ohren.
Vier Monate später ermordeten Böhnhardt und Mundlos in Nürnberg den Blumenhändler Enver Şimşek und begannen damit die beispiellose Mordserie des "NSU". Ende 2000 bauten die beiden zudem eine Sprengvorrichtung, die sie anschließend in einem iranischen Lebensmittelgeschäft in der Probsteigasse 44 in Köln deponieren. Sie explodierte im Januar 2001.
Der Film "Der Zschäpe-Prozess - Brauner Terror vor Gericht" ist am Montag, den 15. April 2013 in der ARD zu sehen um 22 Uhr 45. Es ist eine Co-Produktion von "FAKT", "Report Mainz" und "Report München". Mehr als ein halbes Jahr lang recherchierten die Journalisten Inga Klees und Marcus Weller (beide "FAKT") sowie Ahmet Senyurt (Report München) und Eric Beres (Report Mainz) für die Dokumentation.
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