Donnerstag, 21. Juni 2012

"Endgültig geklärt!": Warum stürzte am 28.12.2010 ein Hubschrauber vor dem GLOBUS Markt in Isserstedt ab?

 
(lsn) - Der Absturz eines Hubschraubers am 28. Dezember 2010 Jahres neben dem GLOBUS-Einkaufszentrums in Jena-Isserstedt (siehe Foto oben) ist, nach Angaben der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung / BFU, jetzt vollständig aufgeklärt. Und die Ergebnisse der Ermittlungen haben weitreichende Folgen für winterliche Heilcopter-Einsätze in Deutschland.

Für den Unfall, bei dem seinerzeit drei Menschen zu Teil schwerst verletzt wurden, war ein Triebwerksausfall verantwotlich, zu dem es aufgrund des Einsaugens von körnigem Eis anlässlich des Starts um 15 Uhr 21 des 28. Dezembers 2010 ursächlich. Da der Helikopter beim Turbinenausfall noch nicht hoch und nicht schnell genug war, gelang auch keine sichere Notlandung mehr, denn zwischen dem Ausfall des Triebwerks und dem Aufschlag des Hubschraubers im Gewerbegebiet vergingen nur vier Sekunden, wie Untersuchungsführer Axel Rokohl von der BFU anhand von Bildern einer Überwachungskamera des Globus-Marktes dokumentieren konnte.

Die Besatzung der Maschine des privaten Helikopterservice "SKY Heli" aus Brandenburg sollte die Flachdächer von GLOBUS-Märkten in Gera, Hermsdorf und Isserstedt mit Hilfe des Rotorabwindes vom Neuschnee befreien, um die Last zu verringern. Für diesen Einsatz hätte der technisch völlig intakte einmotorige Hubschrauber vom Typ MD 600N (siehe Foto rechts) mit einem Schneegitter vor dem Lufteinlass des Triebwerks ausgerüstet sein müssen, denn "dieser hätte mit großer Wahrscheinlichkeit das Triebwerk vor Schnee und Eis geschützt", ist die BFU nun überzeugt.

Erste Probleme wegen des fehlenden Schneefanggitters bemerkte die Besatzung bereits in Hermsdorf noch am gleichen Tag des Unfalls. Dort war es bereits während des Schneeräum-Einsatzes zu einem Triebwerkausfall gekommen. Die Besatzung kam zu dem richtigen Schluss, dass dies wohl wegen Einsaugens von Schnee oder Eis geschehen sei. Sie konnte sicher landen, startete das Triebwerk erneut und setzte ihren Flugauftrag fort und zwar ohne weitere Probleme.

In Isserstedt landete der Helikopter jedoch auf einem freien Parkplatz, um den herum sich Schneeaufschüttungen befanden, um einen Mitarbeiter des Baumarktes aufzunehmen. Dadurch bildete sich sowohl bei der Landung als auch beim senkrechten Start eine verhängnisvolle Schneewolke, mit den bekannten Folgen.

Aus dem Unfall habe man eine Lehre gezogen, teilte die BFU heute mit. Inzwischen gäbe es vom Luftfahrtbundesamt eine Empfehlung für solche Flüge. Darin werde die Ausrüstung mit Schneegittern gefordert. Zudem werde ausdrücklich darauf hingewiesen, dass sich bei solchen Einsätzen an Bord (Zitat) "ausschließlich Luftbesatzungsmitglieder des Luftfahrtunternehmens" aufhalten dürfen.

Und die BFU geht inzwischen sogar noch einen Schritt weiter: Sie fordert für solche Aufgaben über von Menschen hochfrequentierten Einkaufsmärkten den ausschließlichen Einsatz zweimotoriger Hubschrauber, denn aufgrund der geringen Flughöhe und Fluggeschwindigkeit sei "ein Unfall bei einer Triebwerksstörung mit einem einmotorigen Hubschrauber nahezu unausweichlich", so die BFU.

HIER sehen Sie ein Video von JenaTV zum Hubschrauberabsturz.

HIER finden Sie die Webseite der Helikopterfirma "SKY Heli".

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