Montag, 27. August 2012

"Mordete die 'NSU' nach Plan?": Neue Erkenntnisse zu einigen Morden von Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos - Mord in Rostock geschah am Tage von Adolf Hitlers Einbürgerung!

(lsn) - Bei ihrer Suche nach konkreten Motiven der Terrorzelle "Nationalsozialistischer Untergrund" / "NSU" für Morde und Sprengstoffanschläge gegen Migranten, ist die Bundesanwaltschaft nach wie vor weitgehend ratlos. Allein das sog. "Manifest des NSU" - das einzige Schriftstück im Nachlass des "NSU" mit einer Art Botschaft, verfasst als "brief nsu.cdt" im Jahre 2002, als bereits vier Morde und ein Bombenanschlag verübt waren - hat man als Erklärung vorzuweisen. Von "der energischen Bekämpfung der Feinde des Deutschen Volkes" ist da die Rede von "Sieg oder Tod" und davon, dass der "nationalsozialistische Untergrund (...) die neue politische Kraft im Ringen um die Freiheit der Deutschen Nation" verkörpere. Außerdem heißt es darin: "Worte sind genug gewechselt, nur mit Taten kann ihnen Nachdruck verliehen werden."

Im Rahmen seiner Recherchen für die Serie "INSIDE NSU" bei ZONO Radio Jena ist Autor Tim Schwarz nun einigen Ungereimtheiten nachgegangen und hat Erstaunliches herausgefunden. So gibt es möglicherweise zu einigen Morden des "NSU" zeitliche Bezüge.

"Es ist ja schon auffällig, dass der 'NSU' sich mehrfach Nürnberg und München als Tatort ausgesucht hat. Aber beide Städte haben einen engen Bezug zum Nationalsozialismus und ich zähle sogar in ganz anderer Weise Heilbronn dazu: alleine wegen des Stadtnamens und seiner Reizwirkung auf jemanden wie Uwe Mundlos. Sechs Morde haben Mundlos und Böhnhardt in diesen drei Städten verübt. Aber man fragt sich dann automatisch auch: was brachte den "NSU" dazu, in den anderen Städten zu morden? Zumindest in Rostock bin ich mir inzwischen sicher, was der Beweggrund war", berichtete Tim Schwarz nun.

Rostock, so seine Vermutung, hätten sich Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos ganz gezielt ausgesucht, wegen der Neonazi-Ausschreitungen von Rostock-Lichtenhagen vom August 1992 gegen die Zentrale Aufnahmestelle für Asylbewerber und das Ausländerwohnheim im Sonnenblumenhaus. Ihr Opfer Mehmet Turgut dagegen war wohl zufällig ausgewählt worden. Denn der Tag und nicht der Mensch sei das Ziel gewesen, vermutet Schwarz: "Rostock ist ja schon symbolträchtig genug für einen Neonazi-Anschlag aber der 25. Februar setzt die Tat in ein besonderes Licht. Schaut man in den Lebenslauf Adolf Hitlers, dann findet man in ihm das Datum 25. Februar 1932. An diesem Tag erhielt Hilter, zuvor Österreichischer Nationalität, die deutsche Staatsbürgerschaft".

Und noch mehr mögliche Hinweise zwischen Taten und Daten hat Schwarz gefunden: "Uwe Mundlos war, aus meiner Sicht, jemand, der hohen Wert auf Symbolik gelegt hat. Wenn sich im 'NSU' jemand Gedanken über eine solche Symbolik gemacht hat, dann er. Deshab halte ich auch die exakt einjährige Pause des 'NSU' zwischen dem Bombenanschlag in der Keupstraße in Köln und dem Mord an İsmail Yaşar für Absicht. Vielleicht sollte dies eine Botschaft sein an die Ermittler, die zeigen soll: die Mordserie und der Bombenanschlag gehören zusammen, wurden von den gleichen Tätern verübt".

Nürnberg und München seien jedoch ohne Zweifel das Hauptziel für den "NSU" gewesen. So sei der erste Mord am 09. September 2000 an Enver Şimşek in der Stadt der Reichsparteitage verübt worden und die Täter gaben acht Schüsse ab. Schwarz: "H ist der achte Buchstabe im Alphabet und steht für in der rechten Szene als Code für Hitler". Zudem: Am 09. September 1914 hatte Reichskanzler Bethmann Hollweg in seinem sog. "Septemberprogramm" die Kriegsziele für den Ersten Weltkrieg festgelegt. Ihren zweiten Mord begingen Böhnhardt und Mundlos nochmals in Nürnberg und zwar am 13. Juni 2001 an Abdurrahim Özüdoğru und der 13. Juni 1965 ist zugleich der Todestag von Martin Buber. Auch dass der erste Zionistische Weltkongress (dessen Ziel die Schaffung eines jüdischen Staates in Palästina war) am 29. August 1897 eröffnet wurde und der "NSU seinen Mord Nummer 3 an Habil Kılıç am 29. August 2001 verübte, könnte möglicherweise kein Zufall gewesen sein, meint Schwarz.

 "In einer Zeit, in der selbst die Bundesanwaltschaft mit etlichen Staatsanwälten und Hundertschaften von Ermittlern vergeblich versucht, Beweggründe für die Taten des 'Nationalsozialistischen Untergrunds' zu finden, halte ich solche Denkansätze für legitim", meint er. Schwarz fügt aber an, dass man niemals gefeit sei, Dingen vermeintlich einen Sinn zu geben, den sie nicht haben, jedoch "der Rostocker Bezug zu Adolf Hitlers Einbürgerung scheint mir zumindest plausibel zu sein."

Im September 2012 will Tim Schwarz eine überarbeitete Zusammenfassung seiner ZONO Radio Jena Serie "INSIDE NSU" vorlegen.

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