Montag, 4. Februar 2013

"Gunther von Hagens Plastinate in Apolda": Gestern endete im "Robert-Koch"-Krankenhaus die Anatomie-Ausstellung zum 10-jährigen Jubiläum

(lsn) - Er gehört zu den schillerndsten Wissenschaftlern weltweit: Gunther von Hagens vom Institut für Plastination in Heidelberg. Der Doktor der Anatomie (und internationale Professor) hat mit der Plastination eine Technik zur Präparation von Körpern weiterentwickelt, die diese in einer nie zuvor gekannten Schärfe und Qualität auch jenseits des medizinischen Bereichs zeigt. Mit der Lichtstadt Jena verbindet den "Plastinator" (oder "Dr. Tod"), wie ihn die BILD-Zeitung bezeichnet, eine ganze Menge. Jetzt waren zum 10-jährigen Jubiläum des "Robert-Koch-Krankenhauses" in Apolda dort einige seiner Arbeiten zu sehen.

Am 10. Januar 1945 in Alt-Skalden bei Kalisch im Wartheland als Gunther Gerhard Liebchen geboren studierte er in der Lichtstadt ab 1965 an der Friedrich-Schiller-Universität Medizin. Nachdem er aber 1968 gegen die gewaltsame Niederschlagung des Prager Frühlings demonstriert und zudem einen Fluchtversuch unternommen hatte, wurde von Hagens inhaftiert und 1970 als politischer Gefangener von der Bundesrepublik freigekauft.

1975 studierte er in Heidelberg zu Ende und promovierte mit einer Dissertation zum Thema "Die Wirkung der intravenösen Narkotika". 2009 kehrte er für einen Vortrag zum Thema "Plastination und Körperwelten: Spannungsfeld zwischen Ethik, Aufklärung und Wissenschaft" an die Saalestadt als den Ort seines Studiums und seiner ersten Ausbildung zurück. Gunther von Hagens (er nahm nach der Heirat den Nachnamen seiner ersten Ehefrau Cornelia an) wollte nach eigenem Verständnis, so sagte es Prof. Dr. Dr. Christoph Redies, Anatom von der FSU, "die Anatomie demokratisieren und dafür einen Tabubruch (begehen), indem er Körper öffentlich ausstellt".

Aber gerade dieses Zur-Schau-Stellen fasziniert und faszinierte weltweit die Massen; knapp 30 Millionen Besucher haben nach Angaben der Veranstalter bisher von Hagens Körperwelten-Ausstellungen gesehen. Die sehr kontroversen Diskussionen über die ausgestellten Körper, ihre Herkunft, ihre Präsentation als Kunstobjekte, das mögliche Überschreiten ethischer Normen und vieles mehr, beschäftigte aus religiösen wie ethischen Gründen oft Öffentlichkeit und Medien.

2006 erwarb von Hagens in Guben die Gebäude einer ehemaligen Fabrik und begründete dort die Firma "Plastinate GmbH". Hier wurden seit November 2006 von zeitweise bis zu 200 Beschäftigten Plastinate hergestellt, in einer hierzu passenden Ausstellung ("Plastinarium") wurden die Geschichte der Anatomie und Plastination sowie eine Schauwerkstatt vorgestellt.

Nachdem aber bei Gunther von Hagens eine schwere Erkrankung (idiopathisches "Parkinson-Syndrom") diagnostiziert worden war, schloss er Ende 2008 die Firma und öffnete im Mai 2010 auf den Firmengelände ein "Anatomisches Kompetenzzentrum". Derzeit soll sich von Hagens zur Behandlung seiner Krankheit in Mexiko aufhalten.

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