Sonntag, 24. Februar 2013

"INSIDE JENAPOLIS - Die Reaktionen": Nutzer berichten von weiteren Löschungen kritischer Kommentare - Redakteur beruft sich dabei auf sein "Hausrecht"

(rainer sauer) - Unser zweigeteilter Artikel über "JENAPOLIS", eine Internetplattform, die sich selbst "Das digitale Gewissen Jenas" nennt und für sich selbst Unabhängigkeit und Transparenz als Ziel setzt, hat bei uns erhebliche Leserreaktionen ausgelöst (siehe hierzu Teil 1 des Artikels und Teil 2).

Zwar gab es auch (zu erwartende) scharfe Reaktionen wie "Müsst Ihr etwas kaputt machen, was sich kritisch mit der Stadt auseinandersetzt und sie weiterbringt" bzw. "Wer im Glashaus sitzt..." aber viele Reaktionen befassten sich auch konkret mit den Berichten über den Umgang von "JENAPOLIS" mit Kritik, wobei gleich mehrere Nutzer davon berichten, das auf dieser Internetplattform offensichtlich öfter Kommentare von Usern gelöscht werden, die sich kritisch zu einem "JENAPOLIS"-Artikel äußern. "Wer kaum Angst um die Folgen hat, der schummelt eben, um sein Ziel zu erreichen", bringt ein Leser aus Apolda seine Meinung auf den Punkt.

Gleich drei Hinweise beziehen sich auf die jüngste Zeit, wobei sich einer auf einen Bericht zum "Ernst-Abbe-Platz" bezieht, bei dem die Qualität des Artikels bemängelt wurde bzw. dessen Informationsgehalt. Beinahe zehn Zustimmungen anderer Leser soll der Kommentar bereits gehabt haben bei zwei Ablehnungen, so hat es der Schreiber den "Lichtstadt.News" berichtet, bevor er von "JENAPOLIS" zensiert und gelöscht wurde.

Dieses Löschen von Kommentaren sei aber das (Zitat) "Hausrecht eines jeden Redakteurs", schreibt uns dazu der "JENAPOLIS"-Redakteur Tobias Netzbandt - doch dazu später. "Hausrecht" heißt hier wohl: der Redakteur kann selbst bestimmen, was er als Kritik an seiner Arbeit zulässt und Personen/Nutzer des "Hauses" (sprich: "JENAPOLIS") verweisen oder ihre Meinung löschen, wann immer er dies für richtig hält.


Erheblich in der Kritik seiner Nutzer steht "JENAPOLIS" aber auch wegen manipulativer Bebilderung, wobei das - wohl aus der "Griechenland-Krise" entliehene* - Foto von verbrennenden Euro-Scheinen (siehe unten) zum Thema "Unser OB geht auf Reisen in die Partnerstädte" noch ein einfaches Beispiel ist. "Information und Polemik ist hier nahe beieinander" schreibt uns eine Leserin zum Thema der Bebilderung und meint, diese beiden Dinge müsse ein ernsthaftes Nachrichtenportal auseinanderhalten können.


Ein Leser meldete sich zum Wahrheitsgehalt von Artikeln und erinnerte an eine "JENAPOLIS"-Meldung von Dezember 2012, wonach der Tannenbaum, Wahrzeichen des Jenaer Weihnachtsmarktes umzukippen drohe und eine Gefährdung für die Besucher darstelle. "In bewährter Weise entschied sich KSJ für eine radikale Kronenkappung", hießt es in dem Artikel und sogar ANTENNE THÜRINGEN hätte über den Vorfall berichtet. In den Radionachrichten musste dann der Jenaer Marktmeister richtigstellen, dass dies eine Scherzmeldung gewesen sei, die nicht von Seiten der Stadt Jena gekommen war, und dass die Bürger den Weihnachtsmarkt weiter ungefährdet besuchen könnten.

Auch von "JENAPOLIS"-Seite haben mich mittlerweile Reaktionen erreicht. So schreibt mir Redakteur Tobias Netzbandt zur Löschung von Kommentaren als (Zitat) "das Hausrecht eines jeden Redakteurs der Plattform" unter anderem:


"Wenn sachlich auf einen Fehler hingewiesen wird, gibt es auch eine Aktualisierung des Betrags bzw. Beitrags (...). Zahlendreher, Tippfehler oder eine falsch berechnete Zahl sind im Bereich der menschlichen Fehlleistungen zu suchen. Mit Journalismus haben Berechnungen nichts zu tun. (...) Nicht Nachvollziehbares wird gelöscht. Außerdem behält sich die Redaktion jederzeit das Recht vor, Kommentare zu löschen oder nicht zu veröffentlichen." (Hervorhebung von uns!)

Einer derart ehrlichen Erklärung zur Arbeitsweise "INSIDE JENAPOLIS" habe ich hier nichts mehr anzufügen, außer: Da Herr Netzbandt mir mitgeteilt hat, dass das Veröffentlichen, Kopieren oder die Weitergabe seiner an mich gerichteten Nachrichten "nicht gestattet" ist, blieb mir hier nur das Zitieren aus seiner E-Mail.

Damit ist das Thema "JENAPOLIS" für mich erst einmal beendet.

Rainer Sauer, Jena

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* = Es ist nicht davon auszugehen, dass "JENAPOLIS" selbst eigene oder fremde 500-Euro-Scheine verbrannt hat, um dieses Bild zu erzeugen. Und tatsächlich findet sich das Foto im Internet zu den unterschiedlichsten Artikeln und Berichten wieder. Hier sind vier Beispiele:





2 Kommentare:

Unknown hat gesagt…
Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.
Unknown hat gesagt…

Der Duden sagt zur Zensur: "von zuständiger, besonders staatlicher Stelle vorgenommene Kontrolle, Überprüfung von Briefen, Druckwerken, Filmen o. Ä., besonders auf politische, gesetzliche, sittliche oder religiöse Konformität" (http://www.duden.de/rechtschreibung/Zensur)

Die Wikipedia ist da etwas ausführlicher: "Häufig wird – wie etwa im Grundgesetz – unter Zensur die Kontrolle von Presseerzeugnissen vor ihrer Veröffentlichung verstanden. Zensur in diesem Sinne, die sogenannte „Vorzensur“, ist ein Verbot mit Erlaubnisvorbehalt, das in Art. 5 Abs. 2 GG festgelegt ist. Davon unterscheidet man die „Nachzensur“, bei der erst nach der Veröffentlichung in die Meinungsfreiheit eingegriffen wird:[5]

Bei der Vorzensur müssen Medien (Filme, Bücher, Zeitschriften usw.) vor Veröffentlichung entsprechenden Institutionen zur Prüfung vorgelegt werden, die dann gegebenenfalls Abänderungen fordern oder das Werk indizieren.

Die Nachzensur ist Bestandteil auch jener Rechtssysteme, in denen Vorzensur laut Verfassung verboten ist. Jeder darf seine Meinung zum Ausdruck bringen, kann aber nachträglich zur Verantwortung gezogen werden, wenn er dabei gegen Gesetze verstößt. Die Konsequenzen können Einziehung und Indizierung des betreffenden Werkes oder Bestrafung der Person sein." (http://de.wikipedia.org/wiki/Pressezensur#Unterscheidungen)

Was will uns der Autor Rainer Sauer, Jena damit sagen? Will er Einfluss auf Internetseiten ausüben? Zumal er nicht der Betreiber dieser anderen Plattform ist, oder? Nennt man soetwas nicht Zensur? liebe Grüße, MZ