Sonntag, 8. September 2013

"Auf dem Radar!": Jenaer Know-how als Schützenhilfe bei der Fernerkundung - FSU-Wissenschaftler auf den Dornburger Schlössern aktiv


(lsn /fsu) - Eigentlich sehen sie ziemlich unspektakulär aus: Radarbilder von der Erde sind schwarz-weiß und verrauscht wie ein Fernsehbild bei fehlendem Empfang. Dabei steckt in ihnen ein ungeheures Potenzial: Sie helfen beispielsweise die Waldbiomasse zu ermitteln, die Bewegung eines Gletschers zu überwachen oder ein dreidimensionales Geländemodell zu erstellen. Doch Sensortechnik, physikalische Eigenschaften und die Auswertung der Daten sind komplex. Nicht zuletzt deshalb ist die Einstiegshürde in die Welt der Radarfernerkundung hoch und die Radarspezialisten bleiben häufig unter sich.

Prof. Dr. Christiane Schmullius von der Friedrich-Schiller-Universität Jena / FSU (Foto) will genau das ändern. Die Geographin ist eine weltweit gefragte Radarexpertin, wovon auch die Jenaer Geographiestudierenden profitieren. Sie und ihr Team wollen nun mit ihrem Know-how gezielt den wissenschaftlichen Radar-Nachwuchs in Deutschland und auf internationaler Ebene fördern und potenziellen Nutzern von Radardaten beim Einstieg helfen. „Es gibt immer mehr Radarsatelliten, die immer bessere globale Datensätze liefern“, sagt Prof. Schmullius. „Doch die technologischen Fortschritte eilen der operationellen und kommerziellen Anwendung voraus“, so die Lehrstuhlinhaberin für Fernerkundung. In dem vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt / DLR und dem Bundeswirtschaftsministerium / BMWi geförderten Projekt „SAR-EDU“ entwickeln die Jenaer Fernerkundungsexperten Lehr- und Lernmaterialien für die Aus- und Fortbildung von Studenten und Wissenschaftlern anderer Hochschulen sowie Anwendern in Behörden und Unternehmen.

„Die Nachfrage nach solchen Materialien und Online-Kursen ist groß. Das zeigt auch die Zahl der Anmeldungen für unsere Sommerschule, die weit über unserer Platzkapazität liegt“, berichtet Projektleiter Robert Eckardt. Vom 23. bis 26. September 2013 veranstalten die Jenaer Forscher der FSU gemeinsam mit ihren Projektpartnern auf den Dornburger Schlössern die „1. SAR-EDU Sommerschule für angewandte Radarfernerkundung“. Insgesamt 26 Teilnehmer aus ganz Deutschland nehmen an dem Intensivkurs teil. Neben der Vermittlung von mathematischen und physikalischen Grundlagen geht es dabei vor allem um geowissenschaftliche Anwendungsbeispiele und praktische Übungen mit entsprechender Spezialsoftware.

„Mit der Sommerschule wollen wir den Anfängern - egal ob Student oder Professor - die Angst vor der Radarfernerkundung nehmen und sie mit den Experten zusammenbringen“, verdeutlicht Robert Eckardt. „Gleichzeitig ist es für uns die Generalprobe, denn die Sommerschule basiert auf den bisher erstellten Lehrmaterialien, die wir anhand der Rückmeldungen der Teilnehmer weiter verbessern wollen“, so Eckardt.

Seit etwa zwei Jahren arbeiten die Jenaer Wissenschaftler bereits daran, ihr Wissen zur Radarfernerkundung zu bündeln und didaktisch aufzubereiten. Unterstützt werden sie von Forscherkollegen etwa von den Technischen Universitäten München und Clausthal. „Jeder Projektpartner trägt mit seinem Spezialwissen bei, so dass zum Schluss ein umfassender Online-Kurs entsteht, mit dem man sich Radarfernerkundung selbst aneignen oder den man für die Ausbildung von Studenten nutzen kann“, erklärt Robert Eckardt.

Ab Frühjahr 2014 sollen die modular aufgebauten Lehreinheiten, Videos und Beispieldatensätze in einem Webportal kostenfrei zur Verfügung stehen. Schritt für Schritt können dann Interessierte lernen, was alles in einem zunächst unscheinbar wirkenden Radarbild steckt – und wie daraus eine informative Karte der Gletscherbewegungen oder ein dreidimensionales Geländemodell entsteht.

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