Donnerstag, 19. September 2013

"NPD Veranstaltung in Lobeda hat ein Nachspiel": Kritik gibt es sowohl an der Genehmigung der Kundgebung neben einer Schule als auch am Verhalten der Gegendemonstranten


(lsn / polizei / otz) - Vor allem Schulkinder waren gestern die Leidtragenden der NPD-Wahlkundgebung in Lobeda gegenüber dem KAUFLAND.

Weil die Partei, nachdem der genehmigte Veranstaltungsort am "Salvador-Allende-Platz" durch Gegendemonstranten blockliert wrden war, einen Antrag gestellt hatte, ihre Kundgebung auf der Brachfläche gegenüber dem Einkaufsmarkt durchzuführen und Ordnungsamtsleiter Frank Arndt dem Antrag nachkam, wie die OTZ heute berichtete, entwickelten sich dort gegen 10 Uhr unschöne Szenen, die fast fünf Stunden lang anhielten.

Zwar kam es zu keinerlei körperlichen Auseinandersetzungen, wie die Polizei mitteilte (ein Großaufgebot der Polizei trennte die beiden Gruppen), doch wurden die Schulkinder, sowohl durch die lautstarken NPD-Redebeiträge als auch durch die ebenso heftigen Attacken der Gegendemonstranten mit Trillerpfeifen und Zurückbeschallung mit Rockmusik, derart verschreckt und verängstigt, dass sich Michael Sühnel, der Leiter der "Kaleidoskop Schule", die in unmittelbarer Nähe des Veranstaltungsortes liegt, empörte. Seine Schule sei über die Genehmigung dieser Veranstaltung nicht informiert worden und deshalb von der Abfolge der Ereignisse überrumpelt worden, berichtete er. Normaler Unterrichtsbetrieb sei nicht mehr möglich gewesen, nachdem die NPD ihre Veranstaltung begonnen habe, sagte Sühnel und fügte an, vor allem die jüngeren Schulkinder hätten mit offener Angst auf die martialische Gesamtsituation (Zitat des Schulleiters: "verstärkerverzerrtes Gebrüll, furchteinflößendes Polizeiaufgebot, gellend pfeifende Gegendemonstranten") reagiert.

Was die Situation zusätzlich verschärfte, war die durch die Gegendemonstranten verursachte Einstellung des Straßenbahnverkehrs in die Innenstadt. Der Schulleiter wies darauf hin, dass es durch die unübersichtliche und eskalationsträchtige Blockadesituation einen sicheren Heimweg für die Schülerinnen und Schüler erst am Nachmittag gegeben habe.

Auch Udo Beran, der Leiter des Jenaer Nahverkehrs / JeNah zeiget sich bestürzt über das rücksichtslose Verhalten der Gegendemonstranten, die stundenlang die Schienen der Straßenbahntrasse blockierten und so den gesamten Jenaer Nahverkehr durcheinanderbrachten. Beran kündigte für JeNah eine Strafanzeige wegen der Blockade des Gleiskörpers an.

Jenas Bürgermeister und Bildungsdezernent Frank Schenker nannte die Situation, die sich gestern in Lobeda abgespielt habe, in der OTZ "ungeheuerlich" und Grünen-Fraktionschef Tilo Schieck kündigte ein politisches Nachspiel im Hauptausschuss des Stadtrates an, der sich mit dem Thema bereits gestern Abend befasste.

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