Freitag, 18. Oktober 2013

"Der 'NSU'-Prozess - 46. und 47. Tag": Wie kam die Ceska 83 nach Deutschland? - Ein Überwachungs-Video wird neu analysiert


(schwarz und szabo) -
In dieser Woche gab es nur zwei Verhandlungstage in München, denn der dritte und insgesamt 48. musste vom Gericht abgesagt werden. Einerseits ging es um die Beschaffung der Mordwaffe Ceska 83 mit Schalldämpfer, zum anderen um die mögliche Mitwirkung Beate Zschäpes an Morden des "NSU".

Der 46. Verhandlungstag am 15.10.2013:

Im NSU-Prozess ging es am Dienstag unter anderem um akribische Mord-Planungen des "Nationalsozialistischen Untergrunds" / "NSU" und dabei auch um´die Frage, was die Hauptangeklagte Beate Zschäpe von dem Münchner Mord an Theodoros Boulgarides wusste; Boulgarides war das siebente Mord-Opfer des "NSU".

Ein BKA-Beamter berichtete hierbei über das umfangreiche Kartenmaterial, das in der in Brand gesetzten Wohnung des Terror-Trios in Zwickau gefunden worden war. Insbesondere seien Stadtpläne sowie Routenplaner-Ausdrucke zu den Städten Nürnberg, München, Dortmund und Kassel gefunden worden, sagte er; dies sind die Städte, in denen sieben der insgesamt zehn "NSU"-Mordopfer lebten. Darüber hinaus fanden die Ermittler Listen mit insgesamt 267 Institutionen und Einrichtungen in den vier Städten - darunter Büros von Parteien, muslimischen Einrichtungen, Beratungsstellen für Asylbewerber. Auf diesen Listen standen bemerkungen wie "Keine gute Lage, nur bei schlechtem Wetter" oder aber "Sehr gutes Objekt, gute Lage. Sehr guter Sichtschutz. Personal gut, aber alt. Nochmal überdenken".

Zur Klärung der Frage der Mitwikung von Zschäpe am Mord in München zog das Gericht Funkzellenauswertungen heran. Aus ihnen geht hervor: Kurz bevor Uwe Böhnhardt (†) und Uwe Mundlos (†) am 15.06.2005 den Mord an Theodoros Boulgarides begingen, erhielten sie unzweifelhaft einen Anruf von Beate Zschäpe, vermutlich aus einer Telefonzelle, wobei der BKA-Experte auf Rückfrage des Vorsitzenden Richters Martin Götzl erklärte: "Es geht um die Funkzelle 7773. Ich kann mit hundertprozentiger Sicherheit sagen, dass diese Funkzelle den Tatort versorgt hat." Diese Aussage könnte als mittelbarer Beweis dafür gewertet werden, dass Zschäpe von den Morden und den Tatplänen ihres Lebensgefährten Uwe Böhnhardt sowie ihres Freundes Uwe Mundlos wusste.

Der 47. Verhandlungstag am 16.10.2013:


Im Mittelpunkt des 47. Prozesstages standen drei Themenkomplexe. Zum einen wurden nochmals Videoaufnahmen aus der Kölner "Keupstraße" betrachtete, auf denen vermeintlich Beate Zschäpe zu sehen sein sollte. Allerdings konnte festgestellt werden, dass die betreffende Frau Zschäpe zwar in Statur und Frisur ähnelte, letztlich aber doch eine ganz andere Person war. Damit konnte nicht belegt werden, dass die Hauptangeklagte in unmittelbarer Nähe des Ortes war, an dem seinerzeit ein Sprengstoffanschlag des "NSU" stattfand.

Zweitens eröffnete ein BKA-Beamter, was an Geld im ausgebrannten Wohnmobil in Eisenach gefunden worden war, in dem Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos am 04.11.2011 starben: Es waren mehr als 112.000 Euro aus Raubüberfällen von 2004 und 2011. Teilweise lose in einem Rucksack, zum Teil auch noch eingeschweißt und versehen mit den Banderolen der entsprechenden Geldinstitute. Dagegen fand man im Schutt der in Brand gesetzten letzten Wohnung des "NSU"-Trios in der Zwickauer "Frühlingsstraße" weniger als 400 Euro.

Abschließend sagte vor Gericht ein Schweizer Waffenhändler aus, der die Ceska 83 Pistole mit Schalldämpfer 1996 an einen Schweizer verkauft hatte, mit der später neun Menschen erschossen worden waren. Mit einen Waffenerwerbsschein sowie "einem amtlichen Dokument", wie es der Waffenhändler ausdrückte, erwarb ein gewissen Franz S. die Pistole bei ihm. Später gelangte die Waffe bis nach Jena in einen Laden der rechten Szene und wurde dort von dem in München mit angeklagten Carsten Sch*ltz* im Auftrag des ebenfalls angeklagten Ralf Wohlleben erworben um sie dem in der Illegalität lebenden Trio Mundlos, Böhnhardt und Zschäpe zukommen zu lassen.

Ob Ralf Wohlleben explizit eine Waffe mit Schalldämpfer bestellt habe, wollte Richter Götzl von Sch*ltz* wissen? Carsten Sch*ltz* konnte sich daran nicht mehr erinnern, sagte aber aus, er habe die Waffe damals nur mit Schalldämpfer bekommen, nicht ohne.

Der 48. Verhandlungstag am 17.10.2013 (= ausgefallen!):


Am Donnerstag sollte zwei Schweizer Zeugen vor dem OLG München aussagen; sie waren geladen zum Sachverhalt des Transports der Ceska 83 Pistole von der Schweiz nach Deutschland. Allerdings erschienen die beiden nicht vor Gericht, wollten offensichtlich nicht aussagen, weshalb der 48. Verhandlungstag ausfallen musste.

Der Prozess wird am 22.10.2013 mit dem 48. Verhandlungstag fortgesetzt.

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