Samstag, 30. November 2013

"Der 'NSU'-Prozess - 61. und 62. Tag": Zschäpes Mutter schweigt vor dem OLG - Cousin Stefan Apel sagte aus - Pfarrer Lothar König war Zuschauer im Gerichtssaal


(schwarz und szabo) -
Am Mittwoch und Donnerstag dieser Woche traten Verwandte von Beate Zschäpe in den Zeugenstand vor dem Münchner OLG. Während ihre Mutter, Annerose Zschäpe, die Aussage verweigerte, zeigte sich ihr Cousin gesprächiger.

Der 61. Verhandlungstag am 27.11.2013:

Die Mutter von Beate Zschäpe kam am 61. Verhandlungstag im "NSU-Prozess" nach der Mittagspause in den Gerichtssaal und hat dort die Aussage verweigert. Annerose Zschäpe machte hierbei von ihrem Recht Gebrauch, als enge Angehörige keine Angaben zu machen. In Begleitung ihres Anwalts widersprach die 61-Jährige auch der Verwertung ihrer Aussage bei der Polizei im Ermittlungsverfahren. Damit darf das, was sie Ermittlern des Bundeskriminalamts im November 2011 gesagt hatte, nicht im Prozess verwendet werden.

Vor Beate Zschäpes Mutter musste ihr Cousin Stefan Apel in den Zeugenstand und räumte gleich zu Beginn ein, auch er sei Ende der 1990er Jahre "rechts" gewesen. Wie man das verstehen müsse, fragte ihn der Vorsitzende Richter Martin Götzl. Apel: "Ich war in dieser Zeit Skinhead, trug Bomberjacke und Schnürstiefel." Götzl hakte nach und fragte den Zeugen, was man denn damals als Rechtsgerichteter so alles gemacht habe. Er habe viel getrunken und "ein Lotterleben" geführt, erklärte Apel der Kammer. In der Gruppe habe man geschimpft "gegen den Staat, gegen Ausländer, gegen Linke, gegen alles." Irgendwann sei jedoch sein Kontakt zu den verstorbenen Terroristen Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt sowie zu seiner Cousine abgebrochen. Apel: "Uwe Mundlos war mit meiner Lebenseinstellung nicht einverstanden, ich habe getrunken und Party gemacht - er hat mich als Asi bezeichnet."

Mundlos habe, so der Zeuge vor Gericht, keinen Alkohol mehr getrunken und sich dafür in politische Aktionen "reingesteigert", habe am Computer Flugblätter für den Rudolf-Heß-Gedenktage entworfen oder Hetzgedichte geschrieben. Mit Beate Zschäpe, so berichtete Stefan Apel, habe er sich aber niemals über Politik unterhalten.

Uwe Böhnhardt war dagegen nach Apels Einschätzung der "Waffennarr", der ständig mit Schreckschusspistolen herum lief und "daran herum spielte". Nach der Mittagspause befragte Richter Götzl den Zeugen dann mehrfach über seine Cousine aus, die Stefan Apel als "lieb und nett" beschrieb. Sie sei aber immer auch jemand gewesen, so sagte Apel aus, "der sich nicht über den Mund fahren, sich nichts aufzwingen lässt". 

Das jedoch war Götzl offensichtlich als Antwort zu unkonkret gewesen und er zitierte aus dem Protokoll einer früheren polizeilichen Vernehmung von Stefan Apel, in der er sagte, dass Zschäpe "robuster im Umgang als normale Frauen" gewesen sei. Apels Antwort: "Wahrscheinlich hat ihre Art die Männer zusammen gehalten, sie hatte die Jungs im Griff." Woran, fragte abschließend der Richter nach, habe sich das konkret gezeigt? Auch hier gab der Zeuge dem Münchner Gericht Auskunft, sagte : "Sie war kein kleines Mauerblümchen, sondern hat gesagt, so geht's lang".

 Welche Vorlieben die Hauptangeklagte früher hatte, fragt der Vorsitzende Richter und Stefan Apel antwortet derber, aber mit den gleichen Attributen wie Tags zuvor ehenalige Zwickauer Nachbarn von Beate Zschäpe alias Lisa "Liese" Dienelt: "Partys, Weintrinken, Kartenspielen" seien ihre Vorlieben gewesen, berichtete ihr Cousin und brachte es dann auf den Punkt: "Sie war 'ne Partymaus."

Der 62. Verhandlungstag am 28.11.2013:


Am 28.11.2013 wurde Beate Zschäpes Cousin Stefan Apel weiter vernommen. Die Befragung des 39-Jährigen war am Tag zuvor nach mehr als sechs Stunden unterbrochen worden. Apel gab dabei weitere Einblicke in die Jenaer Neonazi-Szene der später 1990er-Jahre. Sein Aussageverhalten stellte die Prozessbeteiligten zwar teilweise auf eine Geduldsprobe, er war insgesamt gesehen allerdings kooperativer als andere Zeugen der Neonazi-Szene.

Der Zeuge erläuterte erneut, dass es seinerzeit eine zweigeteilte Szene aus den politisch aktiven Rechtsextremen (der "Scheitelfraktion", wie er sie nannte) und den Skinheads der "Spaßfraktion" gegeben habe; er habe letzterer angehört, einer Szene, für die Rechtsrock-Konzerte, Parties und Saufen im Mittelpunkt gestanden hätten. "Wie viel haben Sie denn so getrunken", fragte ihn Zschäpe-Anwältin Anja Sturm. Die Antwort: "Keine Ahnung. Je nach Verfassung. Zehn, fünfzehn, zwanzig. Halbliter."

Außerdem sagte am 62. Prozesstag eine ehemalige Freundin des Mitangeklagten André Em*ng*r aus. Kleines Detail am Rande: Der Jenaer Pfarrer Lothar König und seine Tochter Katharina (Jenaer Stadträtin und Linken-Abgeordnete im Thüringer Landtag), saßen mit einem Dutzend Mitglieder der Jenaer Jungen Gemeinde auf der Besuchertribüne.

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http://mediathek.tagsucht.de/?tag=nsu-prozess

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