So zum Beispiel die 81-jährige Charlotte S.* aus Lobeda-Ost. Sie wohnt in der Ernst-Schneller Straße und bekam am 30. September Post von der WG „Carl Zeiss“ eG. Bisher lag ihre monatliche Kaltmiete/Nutzungsgebühr bei 284,44 Euro, nun wären ab dem 01. Dezember 335,84 Euro fällig (bei ungeänderten Nebenkosten von rund 155 Euro). Macht Summa Sumarum 51,40 Euro mehr, was einer Steigerung der Kaltmiete/Nutzungsgebühr von heute auf morgen um mehr als 18 % gleichkommt. Kein Wunder, dass die Seniorin entsetzt war, vor allen, weil sich ihre Rente zuletzt kaum verändert hatte.
Charlotte S.: „Ich weiß nicht, woher ich das Geld nehmen soll. Zuerst geht es natürlich auf Kosten der Weihnachtsgeschenke meiner Enkel und Urenkel. Aber ab Januar muss ich mir überlegen, wie ich die mehr als 50 Euro einsparen kann. Ich habe doch nicht so viel Rente.“ Die Rentnerin will jetzt ihre Besuche beim Seniorentreff einschränken und keine Süßigkeiten mehr an die Kinder des Wohnblocks verteilen. „Jeden Tag kommen sie an meinen Balkon und sagen 'Oma Jena. Hast Du Bonbons für uns?' Ich weiß nicht, was ich ihnen bald sagen soll, aber ich habe dann kein Geld mehr für sowas,“ sagt sie traurig und genauso geht es vielen Senioren in Jena, die Post von der WG erhalten haben.
„Wir raten allen Mietern, dringend ihre Unterlagen vor Zustimmung zur Mieterhöhung von Fachleuten prüfen zu lassen“, erklärt Claudia Lunderstedt-Georgi, Geschäftsführerin des Deutschen Verbraucherschutzrings e.V. (DVS). „Denn nach unseren Kenntnissen hat die Wohnungsgenossenschaft offensichtlich Gründe vergessen, die bei der Neuberechnung der Miete mindernd zu berücksichtigen wären“, so die DVS-Geschäftsführerin. „Wir befürchten, dass dadurch Tausende von Mietern in Jena zu viel Miete zahlen werden. Der Deutsche Verbraucherschutzring e.V. hat deshalb einen Fragebogen mit 47 Kriterien entwickelt, der die Einordnung jeder Wohnung in den Mietspiegel der Stadt Jena und die Berechnung der Vergleichswerte ermöglicht und mögliche „unterschlagene“ Abzugsposten aufdeckt. - Als blanken Hohn, angesichts dieser Sachlage, empflinden Mieter wie Charlotte S. nun einen Satz im Anschreiben der WG „Carl Zeiss“ eG. Dieser lautet: „...wird dabei ersichtlich, dass wir grundsätzlich auf eine volle Ausschöüfung des Mietspiegels verzichten. Wir sehen darin einen deutlichen Beitrag zur Sicherung unserer sozialen genossenschaftlichen Grundsätze.“ (siehe Abbildung des Schreibens; zum Vergrößern anklicken!!)
Wie JENAPOLIS berichtet, hat es sich die DVS-Arbeitsgemeinschaft „Mieterschutz Jena“ zur Aufgabe gemacht, für bezahlbare Mieten einzutreten und in begründeten Fällen den Mietern dabei zu helfen, unberechtigte Mieterhöhungen effektiv abzuwehren. Gegründet wurde die DVS- Arbeitsgemeinschaft als unmittelbare Reaktion auf die Mieterhöhungsforderungen der Wohnungsgenossenschaft „Carl Zeiss“ eG. Hierhin können sich MieterInnen wie Charlotte S. wenden.
Weitere Informationen erhält man unter www.Mieterschutz-Jena.de oder beim
Deutscher Verbraucherschutzring e.V. (DVS), Geschäftsstelle Jena, Löbdergraben 11, 07743 Jena und zwar dort auch unter Telefon 03641 35 35 04, Fax 03641 35 35 22 oder E-Mail: info@dvs-ev.net.
* = Name von der Redaktion geändert
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