Er war "Deutschlands letzte Hoffnung auf den Pop-Olymp", "Literatender ohne feste Antwort", erfand 1988 die Lounge-Musik, war aber vor allem eine Deutschrock-Legende, Post und politscher Liedermacher, der von 1991 bis zu seinem Tod in Jena lebte und arbeitete: Charly Davidson. Rainer Sauer, Autor der "Rocklegende", erinnert an den ebenso genialen wie skurrilen Musiker und Sänger, der vor genau zwei Jahren bei einem Flugunfall vor der Insel La Gomera tödlich verunglückte.
»Früher - nicht in grauer Vorzeit, sondern als er anfing, sich mit der Kleinkunst und ein wenig mit literarischem Kabarett zu beschäftigen, nämlich in den Jahren 1976, 77 und 78 -, da war Karl David Korff (oder besser: Charly Davidson, wie er sich selbst nannte) noch ein richtiger Liedermacher. Damals sagte man Folk-Rock-Sänger. Und da erst fing Charly an, neben seinen Songs auch reine Texte zu schreiben, Gedichte und rhythmische Prosa, literarische Collagen, politische Satiren. Aber es entstanden auch immer wieder Song-Geschichten über Kleinigkeiten, Allerweltsprobleme und Alltagsereignisse. "Menschengeschichten", wie er sie nannte, eigentlich Banalitäten, Nebensächliches, Unbedeutendes. Aber fast jeder Musikfan fühlte sich von ihm angesprochen, manchmal sogar ertappt und dachte ein klein wenig über sich selbst nach. Das war Charlys Stärke, das machte ihn auchzur Legende in dem Jahr, als die Mauer fiel und er mit seinem Song "Bis die Tage" das Ende der DDR ein wenig beschleunigte.
Selbstbewusst wie er stets war, ein Egomane besten Blutes - und ich denke, ohne diese EIgenschaft ist kein einziger Superstar im Rockmusik- und Pop-Business denkbar - sagte er einmal in einer TV-Talkshow, ich denke, das war bei "B.trifft" mit Bettina Böttiger "Natürlich bin und war ich immer von mir selbst überzeugt. Ich war in meinem Leben stets das Beste, das ich kannte." - Literarisch-musikalisch betrachtet hat Davidson zwischen seinem ersten Album "Kontaktaufnahme", das war 1982, und dem letzten, 2008 nur wenige Wochen nach seinem Tode erschienen Werk "Tor", die Musikszene im Osten wie im Westen Deutschlands entscheident geprägt. Literarischer war in dieser Zeit niemand und es wird bestimmt auch noch einige Zeit dauern, bis andere Künstler dieser Qualität der Poesie, der Lyrik werden erreichen können.
Die Leichtgkeit, mit der Davidson seine Geschichten musikalisch erzählte, von sich selbst, seinem Gegenüber, von der Welt und ihrem Schmerz, von uns allen, den Alten wie den Jungen, den Verlierern und Gewinnern, von den Vorurteilen und den Nachwirkungen, fehlt einem. Hanns Dieter Hüsch, der Volksphilosoph und eines der großen Vorbilder Davidsons, sagte einmal "Wir sind alle Säugetiere und mit Haut und Haaren, Leib und Seele verwandt. Davon zu erzählen, kann zu einer Lieblingsbeschäftigung werden, wenn man es kann und die Menschen einem zuhören".
Danke an Charly Davidson für das, was er geschaffen hat und ein Extradank, dass er mehr als anderthalb Jahrzehnte seines Lebens in Jena verbracht hat.«
HIER FINDET MAN DIE WEBSEITE ZUM CHARLY DAVIDSON BLOGGBUCH VON RAINER SAUER. HIER GIBT ES SEINE MUSIK. HIER IST SEINE MYSPACE SEITE. HIER ERFÄHRT MAN EINZELHEITEN ÜBER SEINEN TOD.
Anlässlich des zweiten Todestages von Charly Davidson sendet RADIO JENA heute ab 20 Uhr eine Sondersendung, u. a. mit dem von Charly Davidson geschriebenen und gesprochenen Hörspiel "Seltsam oder: wie ich lernte, mich nicht mehr zu verstehen."
[KLEINER TIPP: Wenn man auf dem Webplayer Symbol mit der rechten Maustaste die Funktion "Link in neuem Tab öffnen" wählt, kann man die Sendung hören und trotzdem noch weiter im Internet surfen!]
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