Dass auch zweifelhafter Ruhm zu einer Gedenktafel führen kann, zeigte sich dieser Tage eindrucksvoll in Jena, denn nun erinnert wieder eine Tafel an der Ecke Zwätzengasse/Ballhausgasse an Friedrich Wilhelm Demelius (1801 bis 1874), den "ewigen Studenten" der Lichtstadt. Keine geringere als Thüringens Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht hatte sich die Ehre gegeben, zur Einweihung der Erinnerungstafel nach Jena zu kommen. Gemeinsam mit der Rektor der Friedrich-Schiller-Universität zog sie die Bedeckung von der neuen Gedenktafel ab (siehe Foto unten).
Demelius (im Volksmund „Latte“ oder auch „Bier-Latte“ genannt) soll wohl niemals einen Hörsaal von innen gesehen, dafür mehr Gefallen an den Tresen der Stadt gefunden haben. Er soll es auf 70 Semester an der Jenaer Universität gebracht haben. An seinem Quartier hat viele Jahre eine Tafel an den „stud. nihil.“ erinnert. Theologiestudenten um Christine Lieberknecht waren es dann, die Ende der 70er Jahre die Tafel mit neuer Farbe versehen hatten. Bis 1993 erinnerte dann diese Tafel an Demelius - bevor sie plötzlich verschwand, die einzige grüne Tafel unter den sonst üblichen weißen Erinnerungstafeln mit schwarzer Schrift. Nun jedoch kam sie wieder, die Tafel: als Kopie, gefertigt von den beiden Restauratoren Gerd Wollschläger und Franz Serfling.
Die Tradition, mit Gedenktafeln an berühmte - und mit 70 Semestern ohne Abschluss war „Latte“ berühmt - Persönlichkeiten der Stadt zu erinnern, gibt es in Jena bereits mehr als 150 Jahre. Daran erinnerte Oberbürgermeister Dr. Albrecht Schröter bei der kleinen Feier in der Zwätzengasse. Der Gedanke zu dieser schönen und in solchem Umfang in Deutschland wohl einzigartigen Ehrung ist einstmals von der Universität ausgegangen, inzwischen gehören sie zum typisch Jenaer Straßenbild. Allein in der Zwätzengasse erinnern Tafeln an Hölderlin, Bechstein, Humboldt, Schiller und andere.
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