(kmj) - Das am 30. Juli 1911 eingeweihte Memorial für den Jenaer Wissenschaftler, Unternehmer und Sozialreformer Ernst Abbe gilt als monumentales Gesamtkunstwerk europäischen Ranges.
Der achtseitige tempelartige Zentralbau aus Kalkstein mit vier Portalen und Lichtkuppel in Stahlbetonkonstruktion nach den Entwürfen von Henry van de Velde (siehe Foto unten) dominiert den nach Abbes Mitstreiter Carl Zeiß benannten Platz, welcher inmitten der Wirkungsstätten Abbes liegt. Hier standen die ehemalige Zeiss-Werke, das 1903 auf Abbes Initiative errichtete Volkshaus und bis 1911 sein Wohn- und Sterbehaus. In der Mitte des mit Intarsienfußboden ausgestatteten Innenraumes befindet sich die von Max Klinger geschaffene Marmorherme mit dem Porträt von Ernst Abbe. An den Wänden sind vier Bronzereliefs von Constantin Emile Meunier, ursprünglich für ein „Denkmal der Arbeit“ entworfene Abgüsse, eingelassen.
Das Denkmal wurde in den Jahren 2003, 2004 und besonders gravierend 2007 mehrfach Opfer von Vandalismusattacken, in dessen Folge besonders die Marmorstele Ernst Abbes erheblichen Schaden nahm. Die hartnäckigen Beschmierungen, zuletzt mit roter Sprühfarbe, hatten trotz fachlicher Reinigungs- und Retuschemaßnahmen allmählich zu einer allgemeinen Verschlechterung der empfindlichen Marmoroberfläche und zu einer bleibenden Beeinträchtigung des Gesamtbildes der Oberflächenerscheinung, vor allem an der am meisten beeinträchtigen Vorderseite der Herme, geführt.
Auf Veranlassung der Denkmalschutzbehörden wurde der Pavillon aus Sicherheitsgründen nach der letzten Graffitiattacke 2007 geschlossen und ist seitdem nur unter Aufsicht im Rahmen von Stadtführungen bzw. auf spezielle Anfrage hin zugänglich. Das soll sich nun im Jahr des 100jährigen Jubiläums wieder ändern.
Derzeit laufen umfangreiche restauratorische und konservatorische Maßnahmen im Innern des Denkmals, die durch Mittel der Stadt, des Thüringischen Landesamtes für Denkmalpflege Erfurt sowie der Unteren Denkmalschutzbehörde Jena finanziert werden. Neben der Marmorherme und Abbebüste werden auch deren Sockel, der hochwertige Intarsienfußboden aus Knotenkalk sowie die fast vollplastischen Bronzereliefs und das Kupfer-Glas-Dach saniert bzw. gereinigt. Darüber hinaus werden an zwei Türen, und zwar in Richtung Goethegalerie und Volkshaus, Sicherheits-Vollverglasungen eingebaut.
Nach Fertigstellung dieser Maßnahmen soll das Abbe-Denkmal am 11. September 2011 zum Tag des offenen Denkmals wiedereröffnet und der Öffentlichkeit – wie vor der Schließung – dauerhaft zugänglich gemacht werden. Der Innenraum wird allerdings dann zu den normalen Öffnungen nur noch durch die beiden Verglasungen erlebbar sein- ein Kompomiss, der jedoch angesichts der vergangenen sinnlosen Zerstörungswut unumgänglich ist, um dieses architektonisch wie künstlerisch hochwertige Denkmal für einen außergewöhnlichen Mann der Jenaer Stadtgeschichte künftig vor Vandalismus zu schützen.
Lesen Sie zum Jubiläum auch den entsprechenden Artikel aus der OTZ.
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