(lsn) - Am Ende waren es nach Polizeiangaben mehr als 50.000 Menschen, die im Jenaer Volkspark Oberaue friedlich beim Konzert "Rock gegen rechte Gewalt - Für eine bunte Republik Deutschland" solidarisch "gegen Rechts" demonstrierten.
Zwischen den großartigen Konzerten gab es teils prägnante, teils launige Statements von Politikern und es kamen auch Initiativen gegen Nazis und rechtes Gedankengut zu Wort. Aus den Wortbeiträgen der drei Pfarrer (Lieberknecht, Schröter und König) ragte aber eindeutig Jenas, von der sächsischen Justiz arg gebeutelter, Jugendpfarrer heraus, der zu einer Art "Weihnachtsbotschaft" ausholte und davor warnte, alles zu glauben, was "die da oben uns in den nächsten Tagen zum braunen Sumpf noch so alles erzählen werden".
Natürlich würden uns Schuldige präsentiert werden, sagte König den 50.000, "so kleine Kapkes und Wohllebens". Aber, so bat König, man möge dabei auch weiter denken und in Erwägung ziehen, "dass in diesem Land viel weiter oben die Sch.... passiert". Dass man von dort oben, den braunen Terror mitfinanziert habe. - Die Veranstalter waren tolerant und ließen König das Mikrofon und ihn seine brisante Botschaft artig zu Ende bringen.
Überhaupt war dies kein Tag für Kleinkrämer. Wo denn beim Mega-Event gegen rechte Gewalt die lokalen Bands geblieben seine, fragten Einige und hatten da schon den einen oder anderen Bandnamen parat. Andere skandierten, es sei doch wohl eine reine Wahlveranstaltung oder so ... und überhaupt: das viele Geld. Was man damit alles hätte machen können?
Ihnen gab der Jugendpfarrer Nachhilfe, in dem er sagte: "Wir sind eben eine reiche Stadt. Wir sind reich", schränkte dann aber ein: "... gut, nicht alle." Der kluge Jenaer Stadtrat König wieß darauf hin, dass Jena im bundesdeutschen Städteranking vor kurzem noch weit oben war, "auf Platz 10 oder so" und nun - nachdem bekannt geworden war, dass Jenaer Nazis ein Jahrzehnt lang (unter den Augen von Verfassungsschützern?) mordend und plündernd durch Deutschland gezogen waren - "auf Platz 40 abgerutscht ist".
König hat recht: Wer nicht erkennt, dass dieses Konzert, dass dieser Tag, dass dieses Signal aus Jena, diese Solidaritätsadresse von mehr als 50.000 Menschen gegen Rechts auch FÜR Jena Wirkung zeigen wird ... beinahe unbezahlbare Wirkung ... der mag sich über fehlende lokale Bands aufregen und über die Kosten.
Nebenbei bemerkt war dann ja doch noch eine Jenaer Band auf der Bühne bei Udo Lindenberg. "Das jüngste Chörchen, mit dem der Udo je musiziert hat", wie er uns hinter der Bühne verriet. Diejenigen, die er da meinte, waren der von JenaKultur spontan organisierte Jenaer Kinderchor, der Udo bei "Wozu sind Kriege da?" mdr-medienwirksam assistieren durfte.
Wenn man diesen Tag nicht selbst erlebt hätte, man hätte ihn nicht glauben wollen. Auch nicht Udo Lindenbergs Schlussworte, die unsere Stadt und ihre Menschen zu recht mit Stolz erfüllen dürfen: "Jena hier und heute hat sich ganz tief in meine Seele eingebrannt!"
WIR SAGEN DANKE!!!
Danke Udo, danke Peter, danke Silly, danke Julia, danke Clueso, danke allen Beteiligten, Spendern, Organisatoren (... und allen, die ich hier vergessen habe)!
Rainer Sauer
Jena, den 2. Dezember 2011
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen