

Von ihrem Handy aus ruft Zschäpe danach mehrfach bei dem im letzten Jahr als mutmaßlicher Unterstützer des NSU festgenommenen André E. an. Der dritte Anfruf wird entgegengenommen. Angeblich plante Beate Zschäpe da ihren Suizid. Allerdings überlegte sie es sich nach dem gespräch anders und fährt mit der Eisenbahn nach Chemnitz.
Von Chemnitz aus ruft von dort am Morgen des 5. November 2011 zuerst die Auskunft an und danch die Eltern von Mundlos und Böhnhardt, teilt ihnen mit: "Die beiden Jungs haben sich das Leben genommen, sie haben keinen Ausweg mehr gesehen und wollten aber auch nicht ins Gefängnis gehen". Dann fährt sie am 5. November 2011 weiter nach Leipzig, kauft sich am Nachmittag eine Prepaidkarte für einen Hotspot und suft in einem "Burger King" Restaurant eine Stunde lang im Internet. Danach wirft sie in Leipzig die ersten Umschläge mit den DVDs in einen Postkasten (auf einer der DVDs sollen sich eindeutige DNA-Spuren von Zschäpe befinden) und fährt mit der Bahn nach Eisenach.
Sie begibt sich in den Stadtteil Stregda, irrt am 6. November 2011 durch verschiedene Straßen. In Stregda hatte am Tag zuvor in einem Wohnmobil Uwe Böhnhardt zuerst seinen Freund Uwe Mundlos und dann sich selbst erschossen. Beate Zschäpe fällt dabei einer Passantin auf und die berichtet später auch, dass Zschäpe keinerlei Gepäck dabei gehabt habe.
Nach einem Bericht des Nachrichtenmagazins STERN hat die Bundesanwaltschaft inzwischen Zschäpes Zick-Zack-Fahrt durch Deutschland mit der Bahn relativ sicher nachvollziehen können. So sei sie, meldet der STERN, von Eisenach aus zuerst nach Bremen gefahren, wo sie ein "Wochenende-Ticket" kauft, dann über Hannover, Uelzen und Magdeburg nach Halle. Genau an dieser Orten seien weitere Umschläge mit Bekenner-DVDs abgesandt worden. Anschließend fährt Zschäpe wieder zurück nach Eisenach, dann weiter in der Nacht nach Weimar und schließlich erneut nach Halle, wo sie am Morgen ankommt. In Halle verbringt sie den 7. November 2011, während in Eisenach ein Fährtenhund der Polizei inzwischen ihre Spur nachweisen kann.

Passanten bemerken am Hallenser Bahnhof den ungepflegten Zustand von Beate Zschäpe, die nervlich am Ende zu sein scheint und immer wieder in Fahrplänen blättert. Sie trägt eine verschwitzes blaues Sweatshirt, hat sich seit Tagen nicht gewaschen, Geld und Zigaretten sind fast zu Ende, der Handyakku ist leer.
Von Halle aus fährt Zschäpe über Dresden nach Jena. Sie nimmt die Straßenbahn und fährt, vorbei an der Polizeidirektion Jena, in Richtung Jena-Nord, steigt in der Schützenhofstraße aus. Vor einem Supermarkt bittet sie eine junge Frau darum, mit deren Handy einen Notruf machen zu dürfen. Es ist der 8. November 2011, 8.49 Uhr. Zschäpe wählt die "110". Zwei Minuten später gibt Zschäpe der jungen Frau das Handy zurück und sagt ihr, sie fühle sich (Zitat) "veräppelt". Dann nimmt sie die Straßenbahn von Göschwitz in die Innenstadt.
Tatsächlich geht exakt zu dieser Zeit bei der Polizeidirektion in Jena ein Notruf ein, wie das Polizeiprotokoll (siehe Foto oben) belegt, das die Ostthüringer Zeitung nun präsentierte (...und welches die Zeitung möglicherweise über die JENALEAKS-Plattform erreicht hat). Die Anruferin sagt "Guten Tag" und stellt sich mit vollem Namen vor. "Hier ist Beate Zschäpe", sagt sie und erklärt dem Beamten am anderen Ende der Leitung, dass sie für "den Polizeieinsatz hier in Jena" verantwortlich sei und "den Obersten davon" sprechen möchte. Sie wird verbunden. Der weitere Wortlaut:
"Hier ist Zschäpe am Apparat. Sind Sie Hauptverantwortlicher von der Aktion jetzt?" - "Jetzt oder heut' Nachmittag?" - "Erst heut Nachmittag? Also nicht von der ganzen Zeit...den ganzen Tag...jetzt schon?" - "Na, ich weiß ja nicht, was Sie heut' am Tag machen. Mehr kann ich nicht..." - "Nein jetzt. Das ist schon seit Tagen hier am Laufen. Jetzt bin ich hier in Jena gelandet. Deswegen geht das hier weiter. Und Sie wissen doch genau, wovon ich spreche?"
Doch der Beamte am Apparat weiß ganz offensichtlich nicht, wer Beate Zschäpe ist und wovon sie redet. Er fragt: "Von welcher Behörde sind Sie denn?" - "Ich bin von keiner Behörde. Ich bin Diejenige, weswegen Sie hier sind...deswegen...diejenige bin ich." - "Um was gehts'n da?"
Zschäpe versucht noch einmal zu erklären, weshalb sie anruft: "Weswegen der Einsatz ist." sagt sie mit lauter Stimme. "Was denn für ein Einsatz, Ich weiß bisher nicht, um worum es geht."

Der Beamte fragt noch einmal nach: "Und Jena wird doch gerade abgesperrt oder was?" - Ja", sagt Zschäpe und fügt an: "Das wissen SIe doch auch." Eine ganze Minute redet man aneinander vorbei.
Als der Beamte ihr schließlich antwortet: "Das kann ich jetzt aber nicht nachvollziehen." sagt Zschäpe in gereiztem Ton "Ja, ok. Dann ist's gut." und beendet das Gespräch.
Dreißig Minuten später, in Jenas Innenstadt, geht Beate Zschäpe in die erstbeste Anwaltskanzlei, erklärt, dass sie sich der Polizei stellen möchte, wird aber von diesem Rechtsanwalt als Mandantin abgelehnt. Sie schüttelt den Kopf, geht in eine andere Kanzlei, wird dort angenommen, zahlt dem Anwalt einen Vorschuss und lässt sich von ihm zur Polizei begleiten. Es ist 13.05 Uhr, als sie dort - vier Stunden nach dem ersten Anruf bei der Polzeidirektion Jena - sagt: "Ich bin die, nach der sie suchen."
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