(lsn / theaterhaus) - Wer bist Du, Faust? Aus allen Poren dringt die Frage. Was machst Du hier? Faust stürzt sich ins Leben: feiert, liebt und betrügt - andere, wie sich selbst. Wir treffen einen ausweglosen Faust an, einen einsamen und zweifelnden Faust. Was soll er mit seinem ganzheitlichen Universal-Gelehrtentum in der Neu-Zeit der gedanklichen Trennungen anfangen? Der Magier Faust sucht übersinnliche Hilfe, beschwört seine guten Geister. Doch die wissen keine Antwort. Nur der böse Geist Mephisto scheint einen Ausweg zu kennen. Er verspricht, Faust dabei zu helfen, den Abgrund zu überwinden, der sich auftut zwischen Denken und Fühlen. Eine Tragödie beginnt.
Fausts Sinnsuche wird zum inneren Exzess. Er hält die eigene Nichtigkeit einfach nicht aus, wird zum Nihilisten und geht schließlich das fatale Bündnis mit dem zynischen Dämonen Mephisto ein. Bald lernt er das unschuldige Mädchen Gretchen kennen und verliebt sich in sie. Es bleibt ein tiefer Riss: Seine vergiftete Sehnsucht nach ungehinderter und rücksichtsloser Bedürfnisbefriedigung kann Faust nicht mit dem Leben versöhnen. Er stürzt ins zerstörerische Extrem und tötet, was er liebt: Gretchen wird schwanger, ermordet in ihrer Verzweiflung das eigene Kind. Schließlich tötet Faust Gretchens Bruder Valentin und versäumt es, Gretchen aus dem Kerker zu befreien. Doch ist Fausts Absturz wirklich unausweichlich?
Die Fassung unseres Fausts orientiert sich an Goethes Urfaust: Die sogenannte „Frühe Fassung“ entstand zur Sturm-, und Drangzeit des Werther. Später nannte Goethe den Urtext „ein höchst konfuses Manuskript“, an dessen Glättung (Faust I) und Weiterentwicklung (Faust I und II) er zeitlebens arbeitete. Uns interessiert gerade die unvollendete, brüchige und sprunghafte Kraft des Urfaust: Wer ist dieser aus dem Nichts auftauchende Mephisto? Wie gelingt es ihm, Faust aus dem Studierzimmer auf die Straße zu locken? Goethes klassischer Text eignet sich für eine sinnliche, spielerische und assoziative Umsetzung: Welche Rollenverteilungen finden wir jenseits der üblichen Geschlechts- und Funktionszuschreibungen? – Ist der Teufel möglicherweise eine Frau? Ist Gretchen tatsächlich nur eine Projektionsfläche für männliche Fantasien, ein reiner und unschuldiger Engel? Was für eine Rolle spielt dagegen Marthe? Und all die anderen?
Mit Faust nutzen wir den Raum des Theaterhauses so, wie wir ihn vorfinden. Wir betrachten die nackte Bühnenmaschinerie, die Züge und den Rundhorizont des Theaterhauses, als inneren Kosmos Fausts, als seelischen Spielplatz seiner Tragödie: Goethes Drama spielt zwischen Himmel und Erde, zwischen Abgrund und Erhebung, zwischen Tod und Leben.
Goethes "FAUST" in der Inszenierung von Moritz Schönecker, Simon Meienreis und Jonas Zipf (Komposition: Joachim Schönecker), die zum Festival “Radikal jung” nach München und zur Woche junger Schauspieler nach Bensheim eingeladen worden war, kehrt nun auf die Bühne des Theaterhauses Jena zurück und zwar am Mittwoch, den 9., Donnerstag, den 10 und Freu11. Januar 2013.
Karten für die Vorstellungen kann man u. a. über das Kartentelefon des Theaterhauses jena (= 03641 886944) bestellen oder an der Abendkasser erwerben.
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