(lsn / ta / spon) - Der Thüringer Verfassungsschutz hatte wenige Monate vor dem Abtauchen des späteren "NSU"-Trios offenbar erwogen, die demnächst vor dem OLG München angeklagte Beate Zschäpe (Foto) anzuwerben. Das wurde gestern bei der Befragung von Thüringer Zeugen im NSU-Untersuchungsausschuss des Bundestages bekannt, wie die Thüringer Allgemeine / TA und Spiegel.Online melden.
Wie der Ausschussvorsitzende Sebastian Edathy erklärt haben soll, habe ein Verfassungsschutzmitarbeiter dem früheren Bundesrichter Gerhard Schäfer hiervon erzählt. Allerdings hätte man seinerzeit den Plan deshalb nicht umgesetzt, weil Zschäpe, so berichtete es angeblich der Verfassungsschützer, in erheblichem Maße Drogen konsumiert haben soll. Zschäpes nicht näher definierter Drogenkonsum habe demnach ein unkalkulierbares Risiko dargestellt: "Das war uns zu wackelig", wurde der Mann aus dem Befragungsprotokoll vom Februar 2012 in einem Gespräch mit der Schäfer-Kommission zitiert.
Der Berliner "NSU"-Untersuchungsausschuss hatte gestern Zeugen aus den Thüringer Sicherheitsbehörden und Staatsanwaltschaften geladen.
Im Rahmen der Befragung wäre, so die TA, erneut der Verdacht aufgekommen, dass der Thüriunger Verfassungsschutz seinerzeit versucht habe, staatsanwaltschaftliche Ermittlungen zu beeinflussen. So hätten mehrere Zeugen den Ausschussmitgliedern geschildert, dass ihnen damals bedeutet worden sei, dass Tino Brandt ein V-Mann sein könnte und von einer "Hexenjagd" auf Brand gesprochen worden wäre.
Konkrete Wertungen des "NSU"-Untersuchungsausschusses soll es allerdings erst im Herbst diesen Jahres geben, denn Einvernehmen, so die TA in ihrem Artikel, herrsche zwischen allen Fraktionen des Ausschusses darüber, dass die Ergebnisse der Ausschussarbeit erst Ende August oder Anfang September - also kurz vor der Bundestagswahl - im Bundestag präsentiert werden sollten.
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