Donnerstag, 10. Januar 2013

"Offener Künstlerwettbewerb": Temporäre Fassadengestaltung des Jenaer Stadtspeichers! - Einsendeschluss ist der 1. März 2013

(lsn / rana) - Unter dem Titel "BrandSchutz" entwickelt der Lehrstuhl für Kunstgeschichte der Friedrich-Schiller-Universität Jena in Kooperation mit dem Jenaer Kunstverein e.V. ein eine Ausstellung zeitgenössischer Kunst, die sich mit Mentalitäten der Intoleranz innerhalb der Gesellschaft auseinandersetzt.

Vor dem Hintergrund der Mordanschläge auf MigrantInnen durch die rechtsextreme Terrorzelle NSU und ihrer Verbindung zur Stadt Jena möchten die InitiatorInnen Stellung beziehen und das Potential künstlerischer Strategien im Umgang mit rechtsextremen Orientierungen ausloten. Wie aktuelle Forschungsergebnisse belegen, sind Fremdenfeindlichkeit, Rassismus, Antisemitismus, Nationalismus, sexuelle Diskriminierung, Hass gegenüber sozial Schwächeren und autoritäres Denken keineswegs soziale Randerscheinungen. Vielmehr finden sich die Ursachen für das Erstarken rechtsextremer Tendenzen in der Mitte der Gesellschaft. An diesem Punkt setzt das Ausstellungsprojekt BrandSchutz an.

Ziel des Projektes ist es, mit den vielfältigen Möglichkeiten der Kunst eine ungewohnte Perspektive auf das Thema Rechtsextremismus und neue Angebote zur Auseinandersetzung mit dem Problem zu eröffnen. Dreh- und Angelpunkt ist die gleichnamige Ausstellung BrandSchutz//Mentalitäten der Intoleranz, die ab Mai 2013 an unterschiedlichen Ausstellungsorten in Jena zu sehen ist. Sie wird gerahmt von einer öffentlichen Vortragsreihe, einer Filmreihe sowie einem wissenschaftlichen Symposium an der Friedrich-Schiller-Universität Jena und durch eine intensive museumspädagogische Begleitung unterstützt.

Der Wettbewerb

Ein Höhepunkt innerhalb des Gesamtprojektes ist die temporäre Fassadengestaltung des Jenaer Stadtspeichers, die ein öffentlichkeitswirksames Zeichen im Stadtbild setzen soll. Als Public Art verankert sie die parallel gezeigte Ausstellung BrandSchutz//Mentalitäten der Intoleranz zudem im öffentlichen Raum. Der am Marktplatz gelegene Stadtspeicher gehört neben dem historischen Rathaus zu den ältesten Profanbauten der Stadt Jena. Damals wie heute markiert er die Mitte Jenas und ist in seinem Erscheinungsbild allen Jenaer BürgerInnen bekannt.

Die aufwändige Fachwerkkonstruktion wurde bis 2009 fachgerecht saniert und durch den irischen Künstler und Architekten Ruairi O’Brien mit einer spektakulären Glasfassade versehen. Diese arbeitet mit dem Thema Licht und der Wechselwirkung zwischen Innen und Außen. In ihrer Transparenz lässt sie den mittelalterlichen Gebäudekomplex nach außen sichtbar werden, setzt aber zugleich durch die Verwendung unterschiedlicher Gläser und den Einsatz holografisch-optischer Elemente eigene visuelle Akzente. Sie ist ein eigenständiges Kunstwerk, das kürzlich auf der europäischen Denkmalmesse in Leipzig als hervorragendes Beispiel für die Verbindung von moderner Architektur, aktueller architekturbezogene Kunst und mittelalterlichem Kulturdenkmal gewürdigt wurde.

Aufgrund ihrer ästhetischen Qualität und markanten Position innerhalb des Jenaer Stadtbildes soll O’Briens Glasfassade begleitend zum Ausstellungsprojekt künstlerisch bespielt werden. Der Wettbewerb richtet sich an KünstlerInnen aller Sparten und ist offen für eine große Bandbreite der künstlerischen Gattungen, die von audiovisuellen Installationen über Videoprojektionen und Lichtinszenierungen bis hin zu Gestaltungen mit Glas, zeichnerischen, malerischen, skulpturalen und performativen Mitteln reichen kann.

Ziel und Aufgabe der Fassadengestaltung ist es, sich mit der Kernthematik von BrandSchutz – den Mentalitäten der Intoleranz – auseinanderzusetzten und eine temporäre In-tervention für diesen speziellen Ort zu entwickeln. Die denkmalgeschützte Bausubstanz des ehemaligen Speichergebäudes und der künstlerische Eigenwert der Glasfassade erfordern dabei einen sensiblen Umgang und eine intensive Auseinandersetzung mit der Geschichte und den baulichen Spezifika des Gebäudes.

Die Fassade bietet vielfältige Möglichkeiten der künstlerischen Intervention. Dabei sind zwei Bedingungen einzuhalten:

1.) Die temporäre Gestaltung muss sensibel auf die Glasfassade reagieren und mit ihr ästhetisch interagieren.

2.) Die temporäre Gestaltung muss vollständig reversibel sein. Zu berücksichtigen ist weiterhin, dass die Gestaltung im Winterhalbjahr zur Ausführung kommt und auch in den dunklen Tagesstunden nichts von ihrer Wirkung einbüßen soll.

Teilnahmebedingungen

Die vollständigen Bewerbungsunterlagen sind in digitaler Form (PDF-Format, max. 5 MB) oder per Post an die unten genannte Adresse einzureichen; das Bewerbungsformular gibt es HIER zum Download.

Einsendeschluss ist der 1. März 2013. In einem zweistufigen Verfahren werden zunächst fünf Arbeiten aus den eingesandten Gestaltungsvorschlägen zur weiteren Ausarbeitung ausgewählt, die mit je 400 Euro honoriert werden.

Die Wettbewerbsjury setzt sich aus VertreterInnen der Stadt Jena, des Lehrstuhls für Kunstgeschichte der FSU Jena, des Jenaer Kunstvereins e.V., KünstlerInnen und ExpertInnen aus dem Bereich Kunst im öffentlichen Raum und von Medienfassaden sowie Studierenden der Kunstgeschichte zusammen. In einem zweiten Schritt wird im März 2013 der Siegerentwurf gekürt. Für seine Realisation stehen finanzielle Mittel von bis zu 10.000 Euro zur Verfügung sowie ein Honorar von 3.000 Euro.

Die Einweihung der Fassadengestaltung erfolgt am 3. Oktober 2013 im Rahmen der Feierlichkeiten zum fünfjährigen Bestehen des neuen Stadtspeichers.

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