Samstag, 2. Februar 2013

"Turm und Torso": Am Donnerstag gab es eine Filmvorführung und einen Zeitzeugenbericht mit anschließender Diskussion - Als Gast mit dabei war Ex-Minister Dr. Hans-Jürgen Schultz

(lsn / rana / otz) - Am Donnerstag Abend gab es im Jenaer Stadtmuseum die Veranstaltubng "Turm und Torso": eine Filmvorführung, einen Zeitzeugenbericht und eine sich anschließende Diskussion aus Anlass des Erscheinens des Buchbandes "Der Traum von Technopolis" von Stadthistoriker Dr. Rüdiger Stutz.

Gezeigt wurde der Film "Der Turm in Jena - Von 1960 bis 2012" von Peter Fackelmayer. Als kompetenter Gast berichtete Dr. Hans-Jürgen Schultz, nach 1990 erster Thüringer Minister für Wirtschaft und Technik im Kabinett Duchac, als Zeitzeuge von seinen Erinnerungen zur Umsetzung der "Dritten Hochschulreform" in Jena und den Auseinandersetzungen während der Umsetzung der ursprünglichen Planungen zum Jenaer "Turmbau".

Die Aufsätze des Buches "Der Traum von Technopolis - Aufsätze zur Jenaer Stadt- und Unternehmensgeschichte der 1870er bis 1970er Jahre" von Rüdiger Stutz interpretieren die vor dem Hintergrund neuer Basistechnologien eingeleitete Umgestaltung der Stadt im Zusammenhang mit den kreativen Milieus und der lokalen Kultur der Stadt. In der späten Ulbricht-Ära opponierten nur wenige gegen die geplante Zerstörung der gesamten Altstadt und den Neubau einer monströsen "Technopolis".

Filmischer Chronist der Ereignisse war dabei Peter Fackelmeyer, ehemaliger Zeissianer und Amateurfilmer, der mit seinem Filmdokumenten den Bogen vom Abriss des Eichplatzes über den Turmbau, die Sanierung der "Keksrolle" nach der Wende bis zur Eröffnung des Hotels im Intershop-Tower im Dezember 2012 spannte.

Im Anschluss an den Film gab Fackelmeyer Antwort auf Fragen der Ostthüringer Zeitung. Diese fragte ihn u. a.:

OTZ: Mit welcher Technik wurde die Sprengung des Eichplatzes aufgenommen?

F: Mit einer 16 Millimeter Schmalfilmkamera AK 16 von Pentacon Dresden. Allerdings fehlt der Ton. Den hätte man extra mit einem Tonbandgerät mitschneiden müssen.

OTZ: Vom Turmbau blenden Sie nur Fotos ein. Bis zum Ende der DDR gibt es gar keine Sequenzen mehr. Warum?

F: Es war bald nach Baubeginn klar, dass Zeiss den Turm nicht beziehen wird, sondern die Uni. Da gab es offenbar auch beim Amateurfilmstudio von Zeiss nur noch wenig Interesse. Dafür habe ich ausführlich alles nach der Wende auf Video dokumentiert. Der Turm ist das einzige Bauwerk mit drei Richtfesten: 1970, 2001 mit der Aufstockung zweier Etagen für das Restaurant "Scala" und 2003 für den Turmfuß "Neue Mitte".

OTZ: Nach der Wende gab es auch Pläne zum Abriss. Sind sie froh, dass er noch steht?

F: Auf alle Fälle. Das ist Jenas Wahrzeichen. Das einzige was mir nicht gefällt, dass er immer noch die "Strumpfhosen" trägt. Ohne gäbe es bessere Spiegelungen.

Erschienen ist das Buch von Rüdiger Stutz übrigens im Verlag Janos Stekovics und ist erhältlich zum Preis von 28 Euro.

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