Donnerstag, 15. Mai 2014
"Ein legendärer Sieg zum 111.": Der FCC deklassiert Rot-Weiß Erfurt und gewinnt das Thüringenpokal-Finale mit 5:0
(LN / FCC | 2014-05-15) - Einen Tag nach dem 111-jährigen Vereinsjubiläum schlägt unser FCC den favorisierten Drittligisten Rot-Weiß Erfurt im Finale des "Köstritzer Landespokals" und siegt klar und deutlich mit 5:0. Durch eine absolut geschlossene Mannschaftsleistung gelang damit im 99. Aufeinandertreffen beider Mannschaften der höchste Derbysieg seit dem 7. Mai 1983. Damals siegte der FCC mit Spieler Lothar Kurbjuweit unter Trainer Hans Meyer im Ernst-Abbe-Sportfeld sogar mit 6:0.
Acht Minuten waren im Ernst-Abbe-Sportfeld gespielt, als sich die erste Torchance für den FCC ergab. Tom Geißler schickte auf der linken Seite Patrick Milchraum mit einem langen Ball auf die Reise. Obwohl das Spielgerät auf dem nassen Rasen nicht wirklich langsamer wurde, erreichte Milchraum es noch vor der Grundlinie und brachte die Flanke in den Rücken der Abwehr. Tino Schmidt erwischte die Kugel als Erster, verzog jedoch aus rund 12 Metern halblinke Position recht deutlich. 5 Minuten später belohnte sich der FCC für eine engagierte Anfangsphase mit dem frühen Führungstreffer: Andis Shala verlängert einen langen Einwurf von Florian Giebel auf Sören Eismann. Der Mittelfeldspieler, der bereits im Halbfinale gegen Meuselwitz den Treffer zum 1:0 erzielte, fackelt nicht lange. Er zieht aus 12 Metern mit dem linken Fuß ab. Der Schuss wird noch abgefälscht und landet dann unhaltbar für Philipp Klewin im Tor der Rot-Weißen. Gästestürmer Simon Branstetter hatte in der Folgezeit die erste echte Torchance für Erfurt. Er kommt rund fünf Meter vor Tino Berbig relativ frei an den Ball. Der Jenaer Keeper kommt aus seinem Tor heraus und hält den Schuss klasse (18.).
22 Minuten waren gespielt, als Marcel Schlosser auf der linken Abwehrseite einen starken Einsatz zeigt und den Ball erobert. Über Shala im Zentrum wird der Ball weitergeleitet auf Dominik Bock auf die rechte Mittelfeldseite. Von der Grundlinie legt Bock zurück auf Florian Giebel, der seinen Gegenspieler mit zwei, drei Haken schwindlig tanzt und dann trotzdem noch die Übersicht hat, den Ball ins Sturmzentrum weiterzuleiten. Dorthin ist inzwischen Andis Shala geeilt und vollendet aus Nahdistanz zur vielumjubelten 2:0-Führung. In der Folgezeit herrschte im ausverkauften Ernst-Abbe-Sportfeld eine tolle Stimmung. Die Fans in allen Blöcken feuerten ihre Blau-Gelb-Weißen an und peitschten sie nach vorne. Fernschüsse des Erfurters Kammlott (24.) und des Jenaers Schlosser (26.) konnte die gegnerischen Torhüter jeweils entschärfen. Auch bei Kammlotts Kopfball nach einer Flanke von der linken Seite kam keine Gefahr auf. Der Kopfstoß flog über die Querlatte (28.). RWE war vom couragierten und einsatzfreudigen Auftreten des FC Carl Zeiss Jena sichtlich überrascht und tat sich nach dem 0:2-Rückstand zunächst schwer, ins Spiel zurückzufinden. Und wenn sie doch einmal aufs Jenaer Tor zuliefen, stand dort ja noch der bärenstarke Tino Berbig. Erfurt drängte bis zum Ende der ersten Halbzeit auf den Anschlusstreffer, doch der FCC konnte die 2 Tore-Führung mit viel Kampfgeist und Einsatz in die Halbzeitpause retten. Unmittelbar vor dieser hatte Kammlott noch einmal die Chance auf einen Treffer. Auf der rechten Angriffsseite können die Erfurter den Ball behaupten und dann auf ihren erfolgreichsten Torschützen querlegen. Dieser verzieht aus halbrechter Position jedoch deutlich (45. +2).
Beide Mannschaften gingen personell unverändert in die 2. Halbzeit. Rafael Czichos besaß für die Erfurter die erste Möglichkeit in den zweiten 45 Minuten. Im Anschluss an eine Flanke von Drazan kommt er im Bereich des Fünfmeterraums recht frei zum Abschluss, doch auch ihm fehlt die Präzision im selbigen (49.). Eine Minute später sieht Andis Shala auf der Gegenseite den startenden, nicht im Abseits stehenden Patrick Milchraum. Dieser läuft mit dem Ball am Fuß bis zur Grundlinie und legt dann überlegt zurück auf den mitgelaufenen Tino Schmidt. Seine Ballannahme dauert zu lange, so dass sich nur ein unpräziser Schuss mit dem linken Fuß entwickelt (50.). Drei Minuten später erscheint eben jene Zahl auf der Anzeigetafel – und zwar neben dem Wappen unseres FCC. Ursprung war ein Freistoß aus 17 Metern Torentfernung. Patrick Milchraum läuft über den Ball. Tom Geißler läuft an und schießt die Kugel durch die undichte Erfurter Mauer hindurch ins Tor – 3:0 (53.).
Keine 120 Sekunden später macht Andis Shala den Deckel drauf: Nach einer toll getimten Flanke von der rechten Seite erreicht Andis Shala im Erfurter Strafraum den Ball und befördert diesen im Fallen in die Maschen. 4:0, in Worten: Vier zu null (55.). Unglaublich, Wahnsinn, einfach klasse! Als nach 66 Minuten der linke Pfosten einen Fernschuss von Wiegel für den erstmals an diesem Nachtmittag geschlagenen Berbig klärte und der Jenaer Schlussmann auch den Nachschuss von Branstetter festhalten konnte, zweifelte endgültig niemand mehr ernsthaft am Pokalerfolg des FC Carl Zeiss Jena. Doch wer dachte, die als Kollektiv auftretende Mannschaft in den richtigen Farben hatte bereits genug, irrte sich. Nach einer Flanke von Marcel Schlosser von der linken Seite steht der drei Minuten zuvor eingewechselte Gramoz Kurtaj goldrichtig und vollendet aus Nahdistanz zum 5:0-Endstand (71.). Spätestens jetzt hatten die Anhänger der Erfurter genug gesehen und verließen in Scharen die Stätte der Schmach. 15 Minuten vor dem Ende der Partie durfte sich Torhüter Tino Berbig noch einmal auszeichnen. Gegen den frei vor ihm aufgetauchten Simon Branstetter bleibt er auch diesmal Sieger (75.). In der Schlussphase wurde jeder Ballkontakt von den Fans phrenetisch gefeiert und die Blumenstädter teilweise regelrecht vorgeführt.
Die ohne jede Ausnahme hervorragenden Jenaer Spieler feierten den siebten Landespokalerfolg des FCC und damit den Einzug in die 1. DFB-Pokal-Hauptrunde ausgelassen und gingen auf eine verdiente und ausgiebige Ehrenrunde durch das weite, mit 10.000 Zuschauern ausverkaufte Rund. Sie bescherten mit dem heutigen Sieg ihrem Trainer Lothar Kurbjuweit ein traumhaftes Ende seines nach eigener Aussage letzten großen Spiels als Übungsleiter. Die Bierdusche nach Abpfiff konnte er da locker verkraften.
Lothar Kurbjuweit (Trainer des FC Carl Zeiss Jena): „Ich kann es nicht erklären. Es gibt offensichtlich im Fußball solche Tage, wo einer Mannschaft alles gelingt, dem Gegner etwas weniger. Wir hatten einen solchen Tag. Wir hatten ein volles Stadion, das war für die meisten meiner Spieler ein Novum. Die spannende Frage für mich war: Wie nehmen sie das an? Bekommen sie weiche Knie? Genau das Gegenteil ist eingetreten. Ich finde das fantastisch, wie die Jungs sich hier verkauft haben mit Unterstützung des Publikums. Lasst es uns genießen. Man kann so etwas nicht planen und ich kann es auch nicht erklären.“
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