Donnerstag, 22. Mai 2014

"Wenn der Schutzengel Pause macht": Kompetenzzentrum am UKJ kümmert sich um bei Unfällen schwer verletzte Kinder


(LN / UKJ / SZABO | 2014-05-22) - Das Universitätsklinikum Jena (UKJ) baut die Versorgung für schwer verletzte Kinder weiter aus.

Im neuen „Kompetenzzentrum Kindertraumatologie“ des Thüringer Uniklinikums werden die Erfahrungen des UKJ in der Behandlung unfallverletzter Kinder gebündelt. Im neuen Kompetenzzentrum arbeiten Kinderchirurgen, Kinderradiologen mit Unfall- und Neurochirurgen, Mund-Kiefer-Gesichtschirurgen, Lungenexperten und Anästhesisten zusammen. Es ist das erste Kompetenzzentrum dieser Art in Thüringen. Ein Sturz vom Klettergerüst oder ein Unfall mit dem Fahrrad – wenn Kinder verunglücken, haben sie entgegen dem Volksmund nicht immer einen Schutzengel an ihrer Seite. „Nicht selten ziehen sie sich schwere Verletzungen zu, zum Beispiel komplizierte Knochenbrüche, innere Verletzungen oder ein Schädel-Hirn-Trauma. „Sind gleichzeitig mehrere bedrohliche Verletzungen die Folge eines Unfalls, sprechen Mediziner von einem Polytrauma. Gerade für deren Behandlung ist der weitere Ausbau der interdisziplinären Zusammenarbeit wichtig. Genau das ist die Aufgabe des neuen Kompetenzzentrums“, erklärt Prof. Dr. Klaus Höffken, Medizinischer Vorstand des UKJ.

Häufig behandeln die Jenaer Mediziner Kinder, die als Pkw-Insassen bei Verkehrsunfällen teils schwer verletzt werden. Treffen kann das schon die Allerkleinsten, die die im Auto in der Babyschale mitfahren. Häufigste Unfallquelle bei Kleinkindern sei aber die häusliche Umgebung oder der Spielplatz, erklärt Prof. Dr. Felicitas Eckoldt, Direktorin der Klinik für Kinderchirurgie am UKJ: „Wenn die Kinder älter werden, lauert das Unfallrisiko zum Beispiel beim Radfahren oder beim Freizeitsport.“ Auch bei Verletzungen durch Stürze aus großer Höhe – etwa wenn Kinder vom Baum oder aus einem Wohnungsfenster im oberen Stockwerk fallen – sind die Jenaer Spezialisten gefordert. Und dann sind da noch die Unfälle, die sich beim Toben im Kindergarten, auf dem Schulhof, im Sportunterricht oder auf dem Weg zur Schule bzw. Tagesstätte ereignen. Diese sind, vergleichbar mit den Arbeitsunfällen Erwachsener, nach den Maßgaben der Berufsgenossenschaften durch einen Durchgangsarzt zu behandeln. Eine besonders komplexe Herausforderung sind allerdings die Polytraumata – die Verletzung mehrerer Organsysteme, von denen mindestens eine allein lebensgefährlich ist, also zum Beispiel eine Schädel-Hirn-Verletzung bei gleichzeitigem Knochenbruch oder Quetschungen und Rissen innerer Organe.

Die Behandlung solcher Verletzungen erfordert spezielle Kenntnisse von Medizinern und das Zusammenwirken verschiedener Fachrichtungen. Prof. Dr. Dr. Gunther Hofmann, Direktor der Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie am UKJ: „Als überregionales Traumazentrum in Thüringen sind wir auf die Versorgung schwer verletzter Unfallopfer optimal eingestellt. Mit dem Kompetenzzentrum bauen wir nun unsere Zusammenarbeit weiter aus. Denn nach einem schweren Unfall zählt jede Minute.“ Erst 2012 hatte die Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie die teilnehmenden Kliniken (u.a. das UKJ) des „Traumanetzwerks Thüringen“ ausgezeichnet.

Das neue Kompetenzzentrum am UKJ sei nun eine wichtige Ergänzung für die Arbeit des Netzwerks, so Prof. Hofmann. Nicht selten werden Kinder mit Unfallverletzungen allerdings auf Erwachsenenabteilungen versorgt. Kinderchirurgin Eckoldt betont: „Kinder sind jedoch nun mal keine kleinen Erwachsenen. Der kindliche Körper zeigt andere Verletzungsmuster als ein erwachsener Körper und bedarf einer anderen, spezifischen kindgerechten Behandlung.“ Problematisch seien vor allem die gelenknahen Knochenbrüche. „Viele Besonderheiten des kindlichen, also wachsenden Skeletts, wie das Ausgleichs- aber auch das Fehlwachstum, sind dabei zu berücksichtigen“, so die Kinderchirurgin. Umso wichtiger sei daher auch die Zusammenarbeit mit den Kinderradiologen am Klinikum.

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