(lsn/bka) - Während der Bundesgerichtshof / BGH in den vergangenen Wochen drei Unterstützer des "Nationalsozialistischen Untergrunds" / "NSU" um Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt (beide verstorben am 4. November 2011) und Beate Zschäpe (siehe Fotos oben) aus der Untersuchungshaft entlassen musste, sollen, übereinstimmenden Berichten des NDR sowie der "Süddeutschen Zeitung" zufolge, die Ermittlungen des BKA gegen die inhaftierte Beate Zschäpe weitere Fortschritte gemacht haben.
Ursprüglich sei eine Anklageerhebung für den Herbst 2012 geplant gewesen, doch könnte dies nun bereits im Laufe des August der Fall sein, wird gemeldet. Dabei habe Zschäpe mit der vollen Härte der Anklagebehörde zu rechnen, so der NDR. Der BGH hatte vor 14 Tagen in einem sechsseitigen Beschluss bei ihr die Fortdauer der Untersuchungshaft angeordnet, wie die "Süddeutsche Zeitung" gestern berichtete.
Da im Fall Zschäpe die nächste Haftprüfung in drei Monaten stattfindet, sei, so die "Süddeutsche Zeiutng", damit zu rechnen, dass die Bundesanwaltschaft bis zum 18. August 2012 zumindest einen Entwurf der Anklage fertiggestellt haben wird. Die 37-Jährige, die mit Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos über ein Jahrzehnt im Untergrund lebte, hatte nach dem Tod der beiden Männer die gemeinsame Wohnung in Zwickau mit Benzin in Brand gesetzt und zur Explosion gebracht. Hier soll Zschäpe, so die Medienberichte, neben schwerer Brandstiftung auch ein Mordversuch vorgeworfen werden. Eine 89 Jahre alte Nachbarin habe sich zum Zeitpunkt der Explosion noch in der Nachbarwohnung aufgehalten, dort auf einem Sofa gelegen. Eine Wand hinter dem Sofa hatte sich aufgrund der Explosion verschoben und hätte, wie eine Branduntersuchung ergab, einstürzen und die alte Dame unter sich begraben können.
Auch die Mitwirkung an einer terroristischen Vereinigung sei sicher nachweisbar, so meldete die "Süddeutsche Zeitung" unter Berufung auf die Ermittler. Bei der Auswertung von Asservaten aus der Wohnung seien mehrere Zeitungsausschnitte mit Zschäpes Fingerabdrücken gefunden worden; die ausgeschnittenen Artikel bezögen sich auf einen Sprengstoffanschlag in Köln sowie auf die Ermordung eines Migranten in München und gehörten offenbar zu einer Art Archiv. Genau diese Artikel sollen Verwendung im Bekenner-Video des "NSU" gefunden haben, welches Zschäpe nach dem Tod von Mundlos und Böhnhardt an insgesamt 15 Adressen verschickt hatte, wie DNA-Spuren an den Briefmarken und auf einer DVD zweifelsfrei beweisen würden.
Außerdem stehe außer Frage, so die Ermittler, dass Beate Zschäpe die Finanzen (also die bei mehr als einem Dutzend Überfällen auf Geldinstitute erbeuteten mehr als 600.000 Euro) verwaltet und sämtliche Anschaffungen des untergetaucheten Trios persönlich und in bar aus der Beute bezahlt habe.
Zschäpe habe innerhalb des Trios eine "völlig gleichberechtigte Rolle" eingenommen.
Nicht ausgeschlossen ist weiterhin, das die derzeit in Köln Inhaftierte zudem auch wegen Beihilfe zu den zehn Mordfällen oder sogar wegen einer Tatbeteiligung angeklagt werden könnte. Dies hänge aber davon ab, ob den Ermittlungsbehörden genügend Zeit gelassen werde, alle mehrere Hundert Zeugen zu vernehmen. Das Mammutverfahren soll jedenfalls aller Voraussicht nach vor dem Oberlandesgericht München stattfinden.
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