Zwar gibt es dieser Tage auch künstlerisches Theater im INTERSHOP-Tower (im Tagungssaal im 27. Stock führt das Theaterhaus mit "Räuberzelle" ein dokufiktionales Drama des österreichischen Autoren Christian Winkler in der Regie von Franz von Strolchen auf), aber echtes Theater im wahren Leben gibt es am gleichen Ort gleich auch noch kostenlos dazu. An den drei INTERSHOP-Vorständen Henry Göttler, Peter Mark Droste und Dr. Ludger Vogt liegt es, über den Antrag des größten Einzelaktionärs, der US-amreikanischen GSI Commerce Inc. (die fast ein Drittel der Anteile hält), zu entscheiden, so bald als möglich eine außerordentliche Hauptversammlung einzuberufen. Der entsprechende Antrag ging gestern bei INTERSHOP ein.
Die Amerikaner wollen hierdurch eine Entscheidung des Jenaer Amtsgerichts revidieren, Günter Lorenz (Ex-Mitglied des BMW-Vorstandes) und Dr. Herbert May (einst Vorstandsmitglied der Deutsche Telekom AG) bis zur nächsten Hauptversammlung im Sommer 2011 als Aufsichtsräte neu einzusetzen, nachdem Ende September zwei der drei bisherien Aufsichtsräte zurückgetreten waren. Dies missfiel ganz offensichtlich der GSI Commerce Inc., die damit die erhoffte Mehrheit im Aufsichtsrat und so die Macht über INTERSHOP verfehlt hatte.
Ursprünglich hatte GSI zwei eigene Kandidaten vorgeshlagen, die ihren bereits vorhandenen Vertreter ergänzen sollten. Allerdings hatte sich unter den anderen INTERSHOP-Aktionären (die immerhin 70 % der Aktien halten) Widerstand gegen die im Frühjahr in das Unternehmen eingetretene GSI Commerce Inc. formiert. Sie verdächtigten den Investor, dass er nur das Know-How abschöpfen wolle, um die eigene Software aufzupeppen. Dadurch, dass zudem bereits die halbe INTERSHOP-Belegschaft zum Selbstkostenpreis für GSI arbeite, wie Insider bestätigten, falle auch der INTERSHOP-Umsatz niedriger aus als es möglich wäre.
Nachdem deas Amtsgericht dem Wunsch der INTERSHOP-Vorstände gefolgt war und deren Kandidaten eingesetzt hatte, reagierte der US-Investor und begründete den Antrag auf die außerordentliche Hauptversammlung damit, Lorenz und May seien branchenfremd. Man gehe davon aus, so freie Aktionäre von INTERSHOP, dass GSI gute Karten habe, Lorenz und May bei den außerordentlichen Aktionärstreffen abzuwählen und die eigenen Leute einzusetzen. Der Grund: Da INTERSHOP-Papiere unter Kleinaktionären weit verbreitet sind und nur wenige an den Versammlungen teilnehmen können und werden, verfüge die GSI Commerce Inc. wahrscheinlich über eine klare Mehrheit auf dem Treffen.
Nun entscheiden also die INTERSHOP-Vorstände über das weitere Vorgehen. (Siehe zum Thema auch diesen Artikel aus dem HANDELSBLATT!)
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