Montag, 13. Dezember 2010

Burgfrieden bei INTERSHOP? - Aktionärsvertreter einigen sich vor Mitgliederversammlung mit US-Investor GSI

Morgen findet bei der Jenaer INTERSHOP AG bereits die dritte Aktionärs-Hauptversammlung in diesem Jahr statt und es sieht so aus, als gäbe es dabei einen Burgfrieden im Machtkampf des größten Anteilseigners GSI Commerce um Einfluss bei INTERSHOP. Doch um was geht es?

Während der US-Investor, obwohl er nur 27 Prozent an INTERSHOP-Aktion besitzt, alle drei Aufsichtsratsplätze mit eigenen Leuten besetzen wollte, hatte eine andere Aktionärsgruppe unabhängige Vertreter beantragt. Da aber die Aktien weltweit verstreut sind und viele Kleinaktionäre, die in den 90er-Jahren Papiere des einstigen Börsenstars gekauft hatten, sich nach deren Wertabsturz aber kaum noch für ihre INTERSHOP Aktion interessierten, keine Lust haben, zu Hauptversammlungen nach Jena zu kommen (dazu nun schon zum dritten Mal innerhalb von zehn Monaten) war befürchtet worden, dass GSI leichtes Spiel hätte, seine Leute durchzuwinken.

Dagegen gründete sich vor wenigen Wochen eine Hauptversammlungs-Initiative, die sich die Aufgabe stellte, Stimmen von Kleinaktionären einzusammeln. Allen voran war es Roland Klaus, ein bekannter Börsenmoderator, und dieser erhielt mehr als 500 Eintrittskarten und vertritt morgen somit deutlich über zehn Prozent des Kapitals. Außerdem, so gab es INTERSHOP-Sprecher Stephan Leschke, gestern bekannt, zeichnet sich eine größere Teilnahme anderer Klainaktionäre ab, als sonst bei INTERSHOP-Hauptversammlungen. Allerdings, so Leschke weiter, sei es schon klar, dass man die 27 % von GSI nicht wird erreichen können und der Investor aus dem US-Bundesstaat Pennsylvania die einfache Mehrheit behält.

Einen Burgfrieden soll es aber deshalb geben, weil die Amerikaner zumindest nervös wurden und hinter den Kulissen mit der Aktionärsgruppe um Roland Klaus verhandelten. Gestern einigten sich beide Seiten dann auf einen gemeinsamen Kandidaten: den amtierenden Aufsichtsratschef Dr. Herbert May, einst Vorstandsmitglied der Deutsche Telekom AG. GSI Commerce wird also wohl "nur" zwei der drei Aufsichtsratsplätze Plätze erhalten und May bleibt weiter im Aufsichtsrat. Gegenstand des Deals ist auch, dass beide Seiten ihre Sonderprüfanträge zurückziehen.

Laut einer Meldung der OTZ vom heutigen Montag steht GSI Commerce im übrigen derzeit ohnehin unter erheblichem Druck, wurde kürzlich von US-Analysten herabgestuft. Ein negativer Ausgang des Machtkampf hätte für die INTERSHOP AG mitunter fatale Folgen mit sich gebracht, denn sollte der US-Investor seine 7,8 Millionen INTERSHOP-Aktien aus finanziellen Gründen "auf den Markt werfen" müssen, dann wäre ein Absturz des Jenaer Papiers kaum zu verhindern gewesen mit allen Folgen für sämtliche Aktionäre.


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