Klaus Hattenbach ist tot. Der erste Jenaer Kulturdezernent nach der Wende verstarb vor wenigen Tagen nach schwerer Krankheit im Alter von nur 59 Jahren. - Ein Nachruf von Rainer Sauer:
Als ich 1991 nach Jena kam, erwartete man in der Saalestadt parteienübergreifend, dass so schnell wie möglich der Grundstein für ein neues Theater gelegt werden sollte. Doch das war aus finanziellen Gründen nicht möglich, worunter Klaus Hattenbach, SPD-Kulturdezernent, litt. Enttäuschte Theaterfreunde, die sich von der ersten, frei gewählten Stadtverordnetenversammlung nach der Wende gerne ein schönes neues Mehrsparten-Theater wünschten, warfen Hattenbach eine "Theaterlüge" vor, weil dessen Konzept hierfür (inkl. mehr als 150 Theatermitarbeitern) schlichtweg nicht bezahlbar war. Auch angesichte der wachsenden Konkurrenz in Erfurt, Weimar und Gera-Altenburg hielt man das - aus heutiger Sicht wohl auch zurecht - für unrealisierbar.
Aber Hattenbach gab nicht so schnell auf und entwickelte mit Freunden die Idee für ein gewagtes Experiment. Der Kulturdezernent holte sich Absolventen der Berliner Theaterhochschule "Ernst Busch" nach Jena und stellte diese mit tatkräftiger Unterstützung von Wolfgang Fensterer, damals Leiter des Jenaer Arbeitsamtes, als ABM-Mitarbeiter ein. Und der Coup gelang: nach vier Jahrzehnten hatte Jena wieder ein eigenes Theaterhaus-Ensemble. Zwei Regisseure und neun Schauspieler waren es, die damals für Inszenierungen sorgten. Und diese erwiesen sich schnell als wirklich alternativ zu den eher traditionellen Theaterangeboten der Nachbarstädte.
Dieses Husamenstück, dessen Erfolgsrezept untrennbar mit Namem wie Bauer, Grebe, Heinzelmann und Marik verbunden ist (die Liste lässt sich auch noch ein ganzes Stück weitererzählen) und bis in die Gegenwart andauert, ist unzweifelhaft das größte Verdienst von Klaus Hattenbach, von dem Freunde und Wegbegleiter gestern Nachmittag in der Ziegenhainer Kirche Abschied nahmen. Und der war für manchen Trauergast nicht leicht, denn es gab die eine oder andere schmerzhafte Erinnerung an den gerade Versorbenen, wie auch an den schon vor einem Jahrzenht verstorbenen Norbert Reif. Hatte man sich damals richtig verhalten?
Nun Klaus Hattenbach war - ebenso wie sein Kulturamtsleiter Norbert Reif - nicht so glatt und pflegeleicht, wie man sich einen Kulturschaffenden gerne gewünscht hätte, hatte Ecken und Kanten und manchmal auch überraschenden Ideen. Diese umzusetzen ging oft nicht auf dem kleinen Dienstweg. Dies machte Hattenbach mehr als einmal zur Zielscheibe von administrativer Kritik. Gerade die SPD tat sich hiermit nicht leicht. 1994 wuchs der Druck auf Hattenbach dann so sehr, dass er als Kulturdezernent noch vor Ende der Wahlperiode zurücktrat. Aber da hatte schon sein zweites Jenaer Kultur-Baby das Licht der Welt erblickt: die Kulturarena.
In späteren Jahren engagierte sich Klaus Hattenbach leidenschaftlich auf seinem Spezialgebiet: dem Film. Er begründete den Jenaer Film e.V. mit, der heute noch die Filmarena zur Kulturarena betreut. Außerdem leitete Hattenbach Filmförderprojekte, u. a. für junge Filmer in den Kaukasus-Staaten.
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