Nach wie vor Reiz- wie Gesprächsthema in der Lichtstadt ist die Einführung der "Tempo 30"-Schilder und deren Abbau zu Beginn des neuen Jahres. Es gibt ebenso viele Pro- wie Kontra-Meinungen und dies setzt sich sogar bis ins Rathaus fort. Grund genug für die Stadt Jena, nun die Studie publik zu machen, in welcher untersuucht wurde, was es gebracht hat, die zulässige Höchstgeschwindigkeit an den Bundesstraßen zwischen 22 und 6 Uhr von 50 km/h auf 30 km/h zu reduzieren.
Im durchgeführten Projekt von Prof. Dr.-Ing. Bruno Spessert und Dipl.-Phys. Bernhard Kühn wurde unter der Mitarbeit von Christian Leisker und Marcus Stiebritz untersucht, ob die nächtliche Absenkung der zulässigen Höchstgeschwindigkeit an Bundesstraßen tatsächlich eine Lärmreduktion bewirkt hat. Zwei interessante Facetten:
- Alle untersuchten Zeiträume belegen, dass die Geschwindigkeitsbegrenzung nur von etwa 10% der Kfz eingehalten wird. Die mittlere Geschwindigkeit liegt in der betrachteten Stunde vor 22 Uhr knapp unter 50 km/h und in der Stunde nach 22 Uhr bei etwa 40 km/h. Die größte gemessene Geschwindigkeitsdifferenz trat mit 9 km/h am 15. Juni 2010 auf. An den Tempo 30 Seite 44 von 47 andern beiden Tagen lagen die mittleren Geschwindigkeiten sogar nur 8 bzw. 5 km/h auseinander. Erweitert man den Zeitraum und schaut sich Geschwindigkeiten für die gesamte Nacht an, ist ein Geschwindigkeitsanstieg festzustellen.
- Am schnellsten wird danach nachts in der Kahlaischen Straße gefahren. Die Geschwindigkeitsdifferenz zwischen Tag und Nacht verringern sich deutlich auf 6 und 4 km/h. Wegen Rückstau im Berufsverkehr war etwa in der "Kahlaischen Straße" die mittlere Geschwindigkeit am Tage sogar niedriger als in der Nacht.
Gesamtergebnis scheint aber der Studie nach zu sein, dass die allgemeine Reduzierung der Geschwindigkeit zwischen 2 Uhr und 6 Uhr Lärmverminderungen gebracht hat, so wie es von der EU gefordert wird. Die Alternative zum Abbau der "Tempo 30"-Schilder steht für die Stadt Jena noch nicht fest, muss aber gefunden werden - so sieht es das EU-Recht vor.
Alle diejenigen, die sich heute über den Abbau der Schilder gefreut hatten, könnten möglicherweise schon in Kürze über die finanziellen wie organisatorischen Auswirkungen der Alternative für die Lichtstadt Jena entsetzt sein. Eine Möglichkeit den Lärmaktionsplan zu erfüllen wäre nämlich tatsächlich der Einbau von Lärmschutzfenstern - dies bei allen Häusern, die im Stadtgebiet Jenas an der B7 wie der B88 liegen. Die finanzielle Last hieraus müsste aus dem Stadtsäckel erbracht werden.
Die gesamte Studie als PDF-Datei findet man HIER als Download!
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