„Wer war Hermann S.?“, so heißt die neue Ausstellung, die von heute an im Stadtmuseum Göhre zu sehen ist. In Jena gibt es vieles, das an Hermann Schaeffer (1824 bis 1900) erinnert: ein Saal im Volkshaus, ein Denkmal am Fürstengraben, eine Straße und ein Erinnerungsschild an einem Haus am Markt. Dennoch ist Schaeffer nahezu vergessen. Dem will das Stadtmuseum jetzt etwas entgegensetzen und widmet dem Hochschullehrer eine Ausstellung.
„Wir haben glücklicherweise 1995 von der Ernst-Abbe-Stiftung einen Restbestand von 40 Exponaten aus dem früheren Schaeffermuseum im Volkshaus bekommen, die nun erstmals in einer Ausstellung in dieser Form gezeigt werden“, sagte Dr. Matias Mieth, der Leiter des Stadtmuseums. Kuratorin Teresa Thieme und der Wissenschaftshistoriker Peter Bornschlegell haben die Schaeffer-Ausstellung gemeinsam erarbeitet. (Das Foto unten zeigt den von Hermann Schaeffer erfundenen "Kartesischen Taucher", vorgestellt von Kuratorin Teresa Thieme. Mit diesem einfachen Instrument kann man Druckunterschiede in Flüssigkeiten verdeutlichen.)
In fünf Räumen gibt es Informationen über das Leben und Wirken Schaeffers, über seine Familie, seine Freunde, seine originellen Versuchs- und Laborinstrumente bis hin zu den gestapelten Kartons unterm Sofa. „Schaeffer konnte nichts wegwerfen, hat alle Papiere aufgehoben, daher kommt auch der Spruch 'Wie bei Schaeffer unterm Sofa'“, sagte Teresa Thieme.
Schaeffer sei ein brillanter Lehrer gewesen, der Bildung für alle wollte und das auch gelebt habe. Er habe Lehrmittel mit einfachsten Materialien hergestellt. „Er hat sogar auf der Straße Leute angesprochen und ihnen Quizfragen gestellt. Er hat Kinder und Jugendliche zu sich in die Wohnung eingeladen und mit ihnen naturwissenschaftliche Experimente durchgeführt“, erzählte die Kuratorin. Er habe für die Kinder komplizierte Vorgänge in Naturwissenschaft und Technik transparent und verständlich gemacht. Beispielsweise habe Schaeffer Gerätschaften aus Glas neu gebaut, damit zu sehen war, wie komplizierte Vorgänge ablaufen. Schaeffer habe sich ständig weitergebildet und dieses Wissen sofort an andere weitergegeben.
Schaeffer war Hochschullehrer für Mathematik und Physik an der Jenaer Universität, er war Pädagoge im besten Sinne. Und er war sich auch nicht zu schade, 1858 Spenden zu sammeln für das Hanfried-Denkmal. Von ihm stammt übrigens die Idee, Gedenktafeln an Jenaer Häusern anzubringen für bedeutende Persönlichkeiten, die dort gelebt haben.
Um das Kreative an Schaeffer auch für die jüngeren Besucher erlebbar zu machen, gibt es an der Kasse auch eine Experimentierkiste, mit der die Besucher Schaeffersche Methoden nachgestalten können. Die Ausstellung zu diesem besonderen Mann der Jenaer Stadtgeschichte ist bis zum 19. Juni diesen Jahres zu sehen.
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