Einmal pro Monat gibt es "Switched-On Kabarett" im Spiegelsaal des Hotels "Schwarzer Bär" von und mit Rainer Sauer: Bisher war das eine Mischung aus literarischem Kabarett mit viel Synthesizermusik.
Nachdem er seine "Switched-On Kabarett"-Abende im Schwarzen Bären seit dem Start im Februar konsequent um neue Aspekte ausgeweitet hat (so dozierte Sauer im März über Tucholskys Doktorarbeit und spielte im April eine Komposition mit "Frippertronics") präsentiert er am 20. Mai mit "Der Froschmann & Das Pferd" erstmals sein (Zitat) "unschlagbares Duo auf dem Weg zum Ruhm". Bislang kannte man die beiden Puppen allenfalls als Applikation auf Sauers obligatorischem Schreibtisch, an dem er sitzt und liest.
Frage: "Der Froschmann & Das Pferd" sind neu bei Ihnen im Programm. Wie kam es dazu?
Sauer: Es ist - wie vieles in meinen Programmen - eine kosequente Fortführung früherer Ideen. Zwischen 2002 und 2004 arbeitete ich ja eng mit Gabriele Krause zusammen (der heutigen Ehefrau von Heinz Rudolf Kunze, d. Red.) und dabei entstand gemeinsam die Idee, sozusagen der Plot, für das, was heute "Der Froschmann & Das Pferd" ist. Gabi arbeitete an Projekten, bei denen ich ihr behilflich war, und sie half mir bei meinen Geschichten über die Tiere der "Jenafarm". Wir entwarfen viele Protagonisten, die heute noch in meinen Programmen herumgeistern: Kater Melancho, Ratte, die ehrliche Haut, der Froschmann und natürlich das Pferd. Das hat sich dann wie gesagt weiterentwickelt und der Kater, einst die Hauptfigur, heißt nun "Katze" und ist heute abwesend, wofür Froschmann zur Hauptfigur wurde. Ohne Gabis Ideen, Hilfe und Inspiration gäbe es heute diesen Programmpunkt sicherlich nicht. Übrigens hat mir Gabi damals auch zugeraten, einen autobiografischen Roman zu schreiben und die Figur des Charly "Davidson" Korff zu entwickeln, aus der dann die "Rocklegende" entstand. Sie ist ja großer Fan von Stevie Nicks und hat mir da viel mit Details geholfen. Zusammen haben wir damals eine große Reportage über Kunze gemacht und das Projekt "Planet Jena". Ich bedaure es ein klein wenig, dass Heinz jetzt Gabi für immer an seiner Seite hat, denn in allem, was sie sich vornimmt und gemacht hat, ist sie sehr konsequent.
F: "Der Froschmann & Das Pferd" erinnert natürlich stark an René Mariks "Falkenhorst" und den Maulwurf.
S: Ja? Nun, "Froschmann" sicherlich ein klein wenig, auch wenn Mariks Frosch "Falkenhorst" inzwischen etwas anders aussieht als zu Anfang auf den Plakaten der "Falkenhorst Show". Da hatte er in der Tat etwas Ähnlichkeit mit meinem "Froschmann". Aber das Pferd...hat Marik überhaupt ein Pferd in seinem Programm? Also "Das Pferd" ist ja eher behäbig, klobig, kompakt. Aber "Der Froschmann", das ist schon ein smarter Kerl mit viel Herz und Verstand. Außerdem bin ich gar kein Puppenspieler und "Der Froschmann & Das Pferd" ist ja nur eine Sideshow in "Switched-On Kabarett". Damit ist das, was ich mache, weder Konkurrenz noch konkurrenzfähig zu der hervorragenden Spielkunst eines René Marik.
F: Beim letzten Mal spielten Sie im Programm neben den Synthesizern auch erstmals Gitarre inklusive "Frippertronics". Wie kam das?
S: Im Grunde spiele ich ja nicht Gitarre im klassischen Sinn. Es ist die live gespielte Addition von Klangspuren zu einer Art Komposition. Robert Fripp hat das in den 1970er Jahren zusammen mit Brian Eno als "Frippertronics" entwickelt. Heute spiele ich ab und an einen Song auf diese Weise. Allerdings nicht als Rainer Sauer. Ich nenne mich dann "Frobert Ripp" oder "Brain One". Man muss heutzutage auf der Bühne seine Identität schnell wechseln können, um flexibel zu sein.
F: Das hört sich ja an, als sei "Switched-On Kabarett" wie ein großer Spaß für Sie. Ist das so?
S: "Switched-On Kabarett" ist meine Kopfgeschichte, über Jahre entwickelt und längst nicht am Ende ihres Potentials. Kabarett im 21. Jahrhundert ist eben nicht allein das lustige Spiel von Schauspielern nach dem Motto "Augen zu und durch"; nichts gegen Vogel und Reinecker, die machen ihre Sache gut und professionell und ich gehe immer wieder gerne hin und trinke Rotwein, esse Nüsse und lache mich schlapp und kurz und klein. Aber Kabarett hat so viele Facetten. Da kann man auch literarisch tätig sein und mit Puppen arbeiten oder mit Synthesizern und Gitarren Minimalmusik machen. Das ist eher meine Welt und die versuche ich zu vermitteln. Und, ja, es macht viel Spaß. Außerdem kann ich meine ganzen Synthesizer ausprobieren, die ich über die Jahre gesammelt habe, und kann sie spielen.
F: Warum reicht denn nicht ein einziger Synthesizer?
S: Ich habe nun mal einige Elektromusikinstrumente, teilweise aus den frühen 70er-Jahren, und die muss man ab und an schon einschalten und spielen, sonst kann es sein, dass sie zugrunde gehen.
F: Gibt es "Lieblingssynthesizer", die live nicht fehlen dürfen?
S: Das ist eine gute Frage, zumal ich seit einiger Zeit auch mit Softwaresynthesizern arbeite. So habe ich z. B. einen richtigen Moog Synthesizer, dann ein Hybridgerät, den Creamware ASB Minimax, ASB steht hier für "Authentic Sound Box", das Ding sieht aus wie ein Minimoog, erzeugt die Sounds absolut authentisch aber auf Softwarebasis, und ich habe den Arturia MiniMoog, der auf einem Notebook installiert ist. Egal, was ich davon live nehme, es hört sich alles nach Moog an und das ist einer meiner Lieblings-Sounds. Ich habe auch ein Moog Modularsystem auf einem Rechner von Arturia und aus Schweden ein kleines, rotes Nord Rack-Modularsystem, mit denen ich sehr gerne arbeite, weil das auch sehr nach Moog klingt. Dann spiele ich natürlich oft die Yamaha CS-80 Sounds von Vangelis. das bringt immer ein wenig "Bladerunner"-Sound in den Abend.
F: Sie nutzen aber auch Computersynthesizer. Man kann da Beschriftungen lesen wie: Oberheim, Emulator, Failight, Kurzweil. Das sind keine Softwaresynthesizer, oder?
S: Gott bewahre. Einen Kurzweil oder einen Fairlight kann man nicht an einem Computer simulieren. Technisch würde das schon gehen, aber vom Spielgefühl her, von der Bedienung, geht das nicht. Meinen größten Kurzweil habe ich gerade verkauft, weil da jedes zweite Jahr eine Wartung fällig wird, für viele hundert Euro und er nahm auch sehr viel Platz weg. Aber der kleine tut es auch. Und so entsteht jedes Mal ein bestimmtes Soundbild. Dafür braucht man unterschiedliche Elektromusikinstrumente.
F: Dass Sie mit dem Programm immer um 20 Uhr 11 beginnen, welchen Hintergrund hat das?
S: Ist das so? (lacht!) Nein, das hat natürlich mit der Jahreszahl zu tun. Das war immer so. Als ich 2005 mit Heinz Rudolf Kunze auf der Bühne stand, fingen wir um 20 Uhr 05 an, ein Jahr später um 20 Uhr 06. Außerdem finde ich das eine hervorragende Abendplanung, wenn man um 19 Uhr in den Spiegelsaal kommt und sich dann zuerst etwas zu essen gönnt und ein Glas Wein. Oft sitze ich mit dabei und esse noch etwas, gehe dann auf die Bühe und: "Los geht's". Ich finde das toll.
F: In 14 Tagen, am 20. Mai, geht es weiter mit "Switched-On Kabarett". Es heißt dann: "LAISSEZ-FAIRE IM SCHWARZEN BÄR ...das kann ja heiter werden ...". Was folgt zukünftig?
S: Am 23. Juni 2011, einem Donnerstag (Anm.: Das Programm gibt es in der Regel an einem Freitag Abend), spiele ich "KEINE HALBEN SACHEN: Jena ... ein großes, närrisches Nest" und am 29. Juli 2011 folgt inmitten der Kulturarenazeit "KULTUR ISST ...wenn man trotzdem lacht". Für August ist vorgesehen ein Hanns Dieter Hüsch-Abend, im September folgt "GÖTTERSPEISUNG - Die Show zum Papstbesuch" und im Oktober dann "GOTHAM CITY im Sphärenrausch".
Das Interview führte Peter Schulz für das Lichtstadt.Netz © 2011 - Informationen zum Programm gibt es unter www.kabarettprogramm.de
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