(line) - Gerhard Zwerenz ist als Schriftsteller und mahnender Linker eine Institution in der Bundesrepublik und dies nicht erst seit gestern. Der am 3. Juni 1925 in Gablenz bei Crimmitschau geborene ehemalige Bundestagsabgeordnete der PDS hat bis heute mehr als 100 Bücher veröffentlicht, deren Bandbreite sich vom DDR-Buch "Magie, Sternenglaube, Spiritismus - Streifzüge durch den Aberglauben" über die Rainer Werner Fassbinder Filmbücher "Die Ehe der Maria Braun" und "Die Erde ist unbewohnbar wie der Mond" (= Vorlage für "Der Müll, die Stadt und der Tod") und eigene Werke wie z. B. "Die schrecklichen Folgen der Legende, ein Liebhaber gewesen zu sein" oder "Die Quadriga des Mischa Wolf" bis hin zu "Kurt Tucholsky. Biographie eines guten Deutschen" und "Der Sex-Knigge. Erotische Spiele über und unter der Bettdecke" erstreckt; letzteres schrieb er zusammen mit seiner Frau Ingrid Zwerenz, die ebenfalls Autorin ist. Gelegentlich war Zwerenz auch als Schauspieler aktiv, so im Fassbinder-Epos "Berlin Alexanderplatz", oder führte selbst Regie bei Dokumentarfilmen.
Nach einer Lehre zum Kupferschmied ging Gerhard Zwerenz 1942 zur Wehrmacht, desertierte aber 1944 und kam in russische Gefangenschaft, aus der er erst 1948 zurückkehrte. Bei Ernst Bloch studierte er von 1952 bis 1957 in Leipzig Philosophie und arbeitete zugleich für die DDR-Presse. Sein kritischer Blick auf die Entwicklungen des Sozialismus führten 1957 dazu, dass er aus der SED ausgeschlossen wurde und ein halbes Jahr später nach West-Berlin floh. Er lebte anschließend in München, Köln und Offenbach am Main und seit dreieinhalb Jahrzehnten in Schmitten im Taunus.
Sein Gesamtwerk umfaßt neben Sachbüchern, Biografien und Romanen auch Theaterstücke und Beiträge für Zeitschriften und Zeitungen. Die Gesamtauflage seiner Werke, die auch in neun Sprachen übersetzt wurden, erreichte ca. 3 Millionen Exemplare. Immer wieder greift Zwerentz darin Werk und Leben Kurt Tucholskys auf oder die Arbeit mit seinem Freund Rainer Werner Fassbinder.
Letzten Sonntag besuchte Gerhard Zwerenz das "Switched-On Kabarett" Auswärtsspiel von Rainer Sauer und Lutz Mühlfriedel mit "Kurt Tucholsky: Das Wort zum Alltag" in Offenbach am Main (siehe Foto links mit Zwerenz im Publikum sowie das Foto unten) und war angetan. "Beifall zu Ihrem Auftritt, genau zugeschnitten aufs dortige Publikum", schrieb er Sauer und lud ihn herzlich zu einem Besuch bei sich zu Hause ein. Sauer kennt Zwerenz übrigens schon aus dessen Zeit in der Lederstadt Offenbach, die Zwerenz 1977 fast fluchtartig verlassen musste, da er mit einem kritischen "Offenbach"-Film in der ARD bei der doritgen Bevölkerung in Ungnade gefallen war; Sauer hatte den Zwerenz-Film damals in einem Leserbrief, als einer unter wenigen, verteidigt.
Informationen zum weiteren "Switched-On Kabarett"-Programm gibt es unter www.kabarettprogramm.de. Die nächste Vorstellung folgt am 23. Juni 2011 wieder im Hotel "Schwarzer Bär".
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