(lsn) - "NSU", diese drei Buchstaben waren jahrzehntelang allein bekannt für Automobile, Motor- und Fahrräder der der gleichnamigen Firma aus Neckarsulm (siehe oben ein Firmenlogo). Modelle wie der NSU "Prinz" und der "RO 80", das weltweit erste Auto mit einem Wankelmotor, werden auch heute noch mit dem Namen "NSU" verbunden.
Seit vorletzter Woche steht der Name "NSU" aber auch noch für eine rechte Terrorzelle, die sich selbst "Nationalsozialistischer Untergrund" nannte, bis zum Tode von zwei Dritteln der Führungsriege aber über ihre möderischen "Taten statt Worte"- Aktivitäten der letzten knapp 14 Jahre schwieg.
Das provoziert in der deutschen Bevölkerung Unsicherheiten und Fragen, die genährt werden durch Pannen der Sicherheitsbehörden, die nach und nach ans Tagslicht kommen (und anschließend eingestanden werden) und Merkwürdigkeiten bei der Aufklärung der Sachverhalte.
Wir fassen die erste Woche zusammen:
Freitag, 04. November 2011 in Eisenach:
Zwei maskierte Bankräüber überfallen am Eisenacher Nordplatz eine Sparkassenfilliale und errbeuten mehrere zehntausend Euro. Sie fliehen auf Fahrrädern durch einen Tunnel unter der Autobahn in das Wohngebiet Eisenach-Stregda, bringen dort ihre Fahhräder in ein abgestelltes Wohnmobil und gehen hinein. Anwohner berichten, das Wohnmobil hätte seit dem Vortag dort gestanden und sich nur am Vormittag des Tages kurzzeitig entfernt. Die Polizei erhält von ungeklärter Seite einen Hinweis auf das Wohnmobil, sucht es mit Hunschraubern. Eine Polizeistreife findet es in Stregda in der Straße "Am Schafrain". Zwei Polizisten nähern sich dem Fahrzeug, nachdem sie Verstärkung angefordert hatten. Dabei geht das Wohnmobil in Flammen auf. Nachdem die Feuerwehr den Brand gelöscht hat, finden die Beamten im Fahrzeug zwei tote Männer, die man als die Bankräuber des Überfalls am Nordplatz identifiziert, Geld aus diesem Bankraub sowie einem weiteren Sparkassenüberfall in Arnstadt, der wenige Wochen zuvor stattfand, sowie mehrere Waffen. Die Polizei berichtet die Männer hätten sich selbt getötet.
Freitag, 04. November 2011 in Zwickau:
In der Frühlingsstraße geht eine Wohnung im 1. Obergeschuss in Flammen auf, explodiert später. Eine Bewohnerin der Wohnung hatte kurz zuvor ihre Katzen bei einer Nachbarin abgegeben und gesagt, sie müsse schnell in die Wohnung zurück, dort wäre Rauch. Sie geht jedoch nicht in die Wohnung zurück, alarmiert auch nicht die Feuerwehr. Die Polizei ging deshalb davon aus, dass diese Frau die Wohnung selbst angezündet hatte. Nachbarn geben zu Protokoll, dass sich kurz vor dem Feuer noch zwei Arbeiter im Dachgeschoss aufgehalten hätten; die Fau habe sie wohl verschonen wollen und die Wohnung erst angezündet, als die Arbeiter den Dachboden verlassen hätten.
(Nachtrag: "Spiegel-TV" berichtet am 27.11.2011, die Brandstifterin habe danach mehrmals bei Unterstützern/Helfern in Zwickau angerufen und sei dann mit einem Auto zum Bahnhof gefahren worden. Dort sollte/wollte sich vor einem einfahrenden Zug werfen und so Suizid begehen, was sie aber nicht getan habe. Vermutlich sei sie statt dessen mit einem Zug in Richtung Thüringen gefahren.
Samstag, 05. November 2011 in Hannover:
Die Polizei weiß nun, dass das Wohnmobil von einem Mann angemietet worden ist, dessen Reisepass auf den Namen Holger G. lautet, wohnhaft in der Nähe von Hannover. Dort sucht die Polizei diesen Mann auf und befragt ihn zur Anmietung des Wohnmobils. Er nennt die Namen Mundlos und Böhnhardt, denen er seinen Reisepass überlassen habe, erzählt, dass die beiden zusammen mit Beate Zschäpe in Zwickau leben sollen. Die Polizei entlässt Holger G. wieder nach Hause. Es verdichten sich die Hinweise, dass die beiden toten Bankräuber Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt sind. Bilder der Überwachungskameras in Arnstadt zeigen Übereinstimmungen mit Bildern der Überwachungskameras von Eisenach: die Täter haben in beiden Fällen während der Überfälle die gleiche Kleidung getragen.
Samstag, 05. November 2011 in Zwickau und Eisenach:
In Zwickau können sich Nachbarn der Frühlingsstraße an ein Weißes Wohnmobil erinnern, das dort in den Tagen vor dem Überfall in Eisenach geparkt hat. Die Polizei ist sich nun fast sicher, dass es Beate Zschäpe war, die mit Mundlos und Böhnhardt in Zwickau wohnte und die Wohnung zerstört hat um Spuren zu verwischen. Angemietet worden war die Wohnung von einem Mann, dessen Nachnamen Zschäpe verwendete, als sie sich Susann Dienelt, weshalb die Nachbarn sie für dessen Schwester gehalten hatten.
Aus Eisenach wird bekannt, dass man Mundlos und Böhnhardt anhand ihrer Fingerabdrücke identifiziert hat. Neben einer Punpgun wird im Wohnmobil auch eine Pistole gefunden, die nur von Polizisten verwendet wird. Ihre Seriennummer ist die gleiche wie die der toten Polizistin aus Heilbronn, die dort im Jahre 2007 erschossen worden ist und deren Dienstwaffe seither verschwunden war.
Aus Jena wird bekannt, dass Zschäpe bereits am frühen Freitag Nachmittag (wie sich später herausstellt noch bevor sie die Wohnung in Brand steckt) die Eltern von Mundlos und die Mutter von Böhnhardt angerufen hatte und ihnen gesagt hat, dass ihre Söhne in Eisenach gestorben sind.
Sonntag, 06. November 2011 in Zwickau:
Die Polizei bereitet eine Großfahndung nach Beate Zschäpe vor, kennt nun zwei ihrer Decknamen: Mandy Struck und Susann Dienelt. Bekannt war sie in der Wohngegend auch als "Liese". Der Mann, auf dessen Namen die WOhnung gemieter worden war wird befragt und sagt, er habe die Wohnung für Menschen engemietet, die in Schwierigkeiten gewesen wären. Mehr wisse er nicht über sie. Nach der Zuordnung der Polizei-Dienstwaffe suchen Experten des LKA Sachsen in den Trümmern der Wohnung und im Schutt davor nach Hinweisen auf Zschäpe, Böhnhardt und Mundlos.
Montag, 07. November 2011 in Eisenach, Zwickau und Jena:
Das LKA Beden-Württemberg gibt bekannt, dass es sich bei zwei, der im Wohnmobil von Eisenach gefundenen, Waffen um die Dienstpistolen der getöteten Polistin und ihres Kollegen handelt und dass die Täter Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt sind. Der Stuttgarter Generalstaatsanwalt hält den Fall daraufhin für "geklärt". Die Polizei geht mit der Großfahndung nach Beate Zschäpe noch nicht in die Öffentlichkeit. Wahrscheinlich seit Sonntag befindet sich Zschäpe da schon in Jena. An diesem Montag sucht sich Beate Zschäpe in Jena einen Anwalt, wird zunächst abgewiesen.
Mehrere DVDs werden verschickt mit einem Videofilm, der Jahre zuvor von (oder im Auftrag von) Böhnhrdt, Mundlos und Zschäpe erstellt worden ist und in dem der Mord an der Polzistin erwähnt wird: ihre Dienstwaffe ist abgebildet: die Täter nennen sich "NSU" / "Nationalsozialistischer Untergrund". Vor allem geht es in dem Video um die Mordserie an ausländischen Kleinunternehmern und um zwei Anschläge in Köln. Es wird aber erst ab dem 9. Movember 2011 ankommen.
Dienstag, 08. November 2011 Jena:
Die Polizei gibt die Großfahndung nach Beate Zschäpe an die Presse. Zschäpe findet nun einen Anwalt, der sie vetritt und sie bereitet sich darauf vor, sich der Polizei zustellen. Am Mittag betritt sie im Beisein ihres Anwalts die Polizeidirekton Jena und stellt sich. Außer wenigen Angaben zu ihrer Person sagt sie nichts. (Vermutung: Zschäpe soll eine der DVDs übergeben haben.) Am Nachmittag gibt die Polizei bekannt: Beate Zschäpe ist gefasst.
Mittwoch, 09. November 2011:
Von Seiten der Ermittlungsbehörden wird mitgeteilt, dass in den Trümmern der ausgebrannten Wohnung mehrere Schusswaffen gefunden worden seien. In den Medien wird heftig spekuliert; alte Zeitungsmeldungen über Böhnhardt, Mundlos und Zschäpe werden veröffentlicht. Man stuft sie als Bankräuber ein und findet in mehr als einem Dutzend ungeklärter Banküberfälle der letzten Jahre Übereinstimmungen: stets waren es zwei Männer, die die Überfälle begangen haben und immer sind diese mit dem Fahrrad geflüchtet.
(Vermutung: An diesem Mittwoch dürfte wohl Zschäpes DVD ausgewertet worden sein. Staatsanwaltschaften in Thüringen und Sachsen sowie die Polizei haben nun von der Mordserie Kenntnis, müssen befürchten, dass die DVD in Kürze auf dem Postweg anderswo ankommt.) Die DVD des "NSU" ist auf dem postweg und wird in den nächsten Tagen mindestens an zwei Büros der Linkspartei zugestellt mit der Post; bei der Zeitung "Nürnberger Nachrichten" wird sie von einem Überbringer in den Briefkasten eingeworfen. (Will die "NSU" sicherstellen, dass die verschickten DVDs nicht komplett beschlagnahmt werden?)
Donnerstag, 10. November 2011:
Die Ermittlungsbehörden geben an diesem Tag keine neuen Erkenntnisse bekannt. Es wird nur berichtet, dass die in der Wohnung in Zwickau gefundenen Schusswaffen überprüft würden. Darunter befindet sich die gesuchte "Ceska"-Pistole der Mordserie: ist es tatsächlich die gesuchte Waffe?
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