Donnerstag, 3. Mai 2012

Hohe Ehre für Dr. Shirin Ebadi: Die iranische Friedensnobelpreisträgerin erhält von der FSU den "Preis der Ulrich-Zwiener-Stiftung für Internationale Verständigung und Menschenrechte"


 
(lsn / fsu) - Lassen sich Demokratie und Menschenrechte mit dem Islam vereinbaren? Diese Frage stellen sich angesichts der aktuellen Aktivitäten radikaler Salafisten in Deutschland oder der nach wie vor verbreiteten Praxis der Zwangsverheiratung junger Muslime wohl viele Menschen. 

Für die iranische Juristin und Menschenrechtsaktivistin Dr. Shirin Ebadi (siehe Foto oben) besteht dagegen an der Vereinbarkeit ihrer Religion und Demokratie kein Zweifel: "Die Wahrheit ist, dass man durch eine richtige und dynamische Auslegung des Islam sowohl Muslim sein kann als auch die Menschenrechte respektieren und einhalten kann", formulierte sie z. B. 2005 in ihrer Rede zum "Beitrag des Islam zu einem Weltethos". Als erste Frau der muslimischen Welt wurde sie 2003 für ihre Bemühungen um die Demokratie und Menschenrechte mit dem Friedensnobelpreis geehrt. Derzeit lebt die 64-Jährige in London im Exil.

Am kommenden Dienstag ist Frau Dr. Shirin Ebadi zu Gast an der Friedrich-Schiller-Universität Jena, denn sie wird an diesem Tag mit dem "Preis für Internationale Verständigung und Menschenrechte" der Ulrich-Zwiener-Stiftung ausgezeichnet. Die feierliche Preisverleihung beginnt um 16.00 Uhr in der Aula der Friedrich-Schiller-Universität am Fürstengraben. Die Öffentlichkeit ist zu dieser Festveranstaltung herzlich eingeladen.

"Shirin Ebadi engagiert sich seit mehr als 30 Jahren für die Menschenrechte in ihrem Heimatland, insbesondere für die Rechte von Frauen und Kindern", begründete jetzt Dr. Claudia Zwiener die Preisvergabe an die Iranerin. „Mit ihrem unermüdlichen Einsatz als Juristin und der Konsequenz, mit der sie ihre Überzeugungen vertritt - trotz massiver Sanktionen wie Hausarrest, Haft und Exil - steht sie beispielhaft für die Grundidee der Stiftung“, so die Ehefrau des 2004 verstorbenen Stiftungsgründers Prof. Dr. Dr. Ulrich Zwiener. Der Preis für Internationale Verständigung und Menschenrechte wird seit 1996 gemeinsam von der Ulrich-Zwiener-Stiftung, dem Collegium Europaeum Jenense (CEJ) und der Friedrich-Schiller-Universität Jena verliehen. Er würdigt herausragende Persönlichkeiten, die sich gegen Menschenrechtsverletzungen und für Toleranz gegenüber Andersdenkenden in besonderer Weise stark machen und ist mit 2.500 Euro dotiert.

"Mit Dr. Shirin Ebadi wird eine mutige und im besten Sinne des Wortes eigensinnige Frau geehrt, die konsequent vorlebt, wie modernes, aufgeklärtes Denken und eine feste Verankerung im islamischen Glauben zu vereinbaren sind - und daraus die Kraft für ihr Engagement für die Menschen im Iran schöpft. Zugleich ist sie überzeugt, dass der Wandel im Iran nur auf absolut friedliche Weise und aus dem Land selbst heraus entwickelt werden kann. Angesichts des Arabischen Frühlings kann man diese Haltung nur unterstützen", sagte heute der Rektor der Universität Jena, Prof. Dr. Klaus Dicke, der nächste Woche den Festakt zur Preisverleihung eröffnen wird.

Die Laudatio am 8. Mai 2012 hält Prof. Dr. Katajun Amirpur. Die Professorin für Islamische Studien und Islamische Theologie der Universität Hamburg hat Shirin Ebadi und ihrem Kampf gegen die Unterdrückung der Frauen im iranischen Gottesstaat ihr Buch "Gott ist mit den Furchtlosen" gewidmet.

Im Anschluss an die Preisverleihung diskutieren Shirin Ebadi und Katajun Amirpur auf dem Podium mit Wissenschaftlern der Universität Jena zum Thema "Demokratie und Menschenrechte - mit dem Islam zu vereinen?". Teilnehmer hierbei sind Prof. Dr. Tilman Seidensticker (Professur für Islamwissenschaft) und Prof. Dr. Rafael Biermann (Lehrstuhl für Internationale Beziehungen). Die Moderation übernimmt FSU-Rektor Prof. Dr. Klaus Dicke.

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