Sonntag, 19. August 2012

"Der Mittelsmann": Ralf Wohlleben wird in Bezug auf den "Nationalsozialistischen Untergrund" von ehemaligen Unterstützern schwer belastet!

(ZONO Radio Jena / spiegel) - Noch vor Mitte November 2012 wird die Bundesanwaltschaft dem Bundesgerichtshof ihre Anklage gegen Beate Zschäpe als Mitglied der rechtsradikalen Terrorgruppe "Nationalsozialistischer Untergrund" / "NSU" vorlegen; weitere Anklagen gegen Ralf Wohlleben und André Em*ng*r als Unterstützer des "NSU" werden folgen.

Sechs Wochen lang berichtete ZONO Radio Jena in seinem lokalen Hörfunkprogramm und auf "Lichtstadt.Netz" über den Abschluss der Ermittlungen, listete Details der einzelnen Anklagepunkte auf und gab den chronologischen Ablauf der "NSU"-bezogenen Ereignisse von Januar 1998 bis November 2011 wieder. Morgen folgt der letzte Teil unserer Serie von Tim Schwarz.


Vor Erhebung der Anklage gegen Zschäpe haben die Ermittler nach Informationen, die in der morgen erscheinenden Ausgabe des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" veröffentlicht werden,  in wichtigen Punkten Klarheit über Hintergründe der Verbrechen des "NSU" gewonnen. Die Ermittlungen würden vor allem durch die Aussagen von sechs der insgesamt dreizehn Beschuldigten gestützt. Zwar wurden mehrere Unterstützer des "NSU" inzwischen aus der Utersuchungshaft entlassen, jedoch wird auch gegen sie Anklage erhoben werden, da sie sich in ihren Aussagen teilweise erheblich selbst belastet hatten.

So hatten Carsten Sch. und Holger Gerlach Waffenlieferungen an Uwe Böhnhardt, Uwe Mundlos und Beate Zschäpe (Fahndungsaufruf in der Ostthüringer Zeitung vom 21.02.1998 siehe oben) gestanden; darunter auch die Vermittlung der Ceska Pistole mit Schalldämpfer, mit der der "NSU" seine Mordserie an neun Migranten begangen hatten. Durch ihre Aussagen konnten die Ermittler wichtige Einblicke in das Gefüge des "NSU" gewinnen und es konnte außerdem geklärt werden, wie das Zwickauer Trio vor seinem Abtauchen 1998 an den Sprengstoff kam um in Jena Bomben zu bauen. Nach "Spiegel"-Angaben soll es von einem Neonazi-Netzwerk geliefert worden sein. So habe mit "Blood And Honour"-Aktivist Thomas St. einer der "NSU"-Unterstützer gegenüber Beamten des Bundeskriminalamts eingeräumt, Ende der neunziger Jahre rund ein Kilo TNT an Uwe Mundlos übergeben zu haben. Darüber habe er das Terror-Trio beim Abtauchen unterstützt. St., der nach eigenen Angaben zeitweise mit Beate Zschäpe liiert war, hat inzwischen gestanden, in Chemnitz eine der ersten Unterkünfte für Böhnhardt, Mundlos und Zschäpe im Untergrund organisiert zu haben.

Für die Bundesanwaltschaft wichtiger als solche Informationen sind aber Aussagen zur Rolle von Beate Zschäpe und Ralf Wohlleben im Bezug auf den "NSU". So konnte inzwischen - wie wir in unserer Serie "INSIDE NSU" bereits ausgeführt hatten - die Beschaffung der schallgedämpften Mordwaffe Ceska 83 fast lückenlos rekonstruiert werden. Eine zentrale Rolle spielte dabei der weiter in Haft sitzende frühere NPD-Funktionär Ralf Wohlleben. So gab der vom BKA vernommene Andreas S. inzwischen zu, die Ceska 83 mit Schalldämpfer im Auftrag Wohllebens von einem Bekannten gekauft zu haben. Der Satz: "Ja, ich hab' dem die scheiß Knarre besorgt", sei ein zentralen Punkt in seiner Vernehmung, so der "Spiegel". Der Deal sei über den Szene-Laden "Madley" in der Jenaer Wagnergasse eingefädelt worden. Carsten Sch. holte, seinem Geständnis zufolge, die Waffe in Jena ab und brachte sie nach Chemnitz, wo er sich mit Böhnhardt und Mundlos traf; auch Zschäpe sei dabei gewesen.

Beide Aussagen, zu unterschiedlichen Zeiten und in unterschiedlichem Kontext gemacht, belasten Wohlleben (Foto rechts) schwer, der deshalb mit einer Anklage wegen Beihilfe zum Mord zu rechnen hat. Seine Anwältin wolle sich, so berichtet  "Der Spiegel" in seiner morgigen Ausgabe, zu den Vorwürfen nicht äußern.

Wacklig sei dagegen, so der "Spiegel", weiterhin die Beweislage gegen André Em*ng*r, der bis zuletzt Kontakt zu dem Trio im Untergrund hatte. Aufgrund der dünnen Indizienkette und der Tatsache, dass ein Teil, der ihm zur Last gelegten Dinge bereits verjährt sei, ist laut dem Nachrichtenmagazin derzeit unklar, in wie weit Anklage gegen ihn erhoben werden kann.

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