(lsn / sz) - Kurz vor Beginn des heutigen 11. Verhandlungstagen im sog. "NSU"-Prozess in München, hat die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe bekannt gegeben, dass sie jetzt gegen die angeklagte Rechtsterroristin Beate Zschäpe (Foto) auch wegen eines Rohrbombenanschlags in Nürnberg aus dem Jahre 1999 ermittelt.
Gegen die Hauptangeklagte im NSU-Prozess werde wegen des Vorwurfs des versuchten Mordes ermittelt, bestätigte der Sprecher der Bundesanwaltschaft, Markus Köhler, der "Süddeutschen Zeitung" / SZ. Die Bundesanwaltschaft gehe davon aus, dass bei dem Anschlag Menschen getötet werden sollte, sagte Köhler der SZ. Der Nürnberger Anschlag war erst im Verlauf des "NSU"-Prozesses durch die Aussage des Angeklagten Carsten Sch*ltz* ins Blickfeld der Behörden gerückt. Die Polizei in Nürnberg hatte seinerzeit zwar ermittelt, dann aber war der Anschlag in Vergessenheit geraten.
Die Bombe galt damals offensichtlich dem türkischen Wirt einer Nürnberger Kneipe. Eine Mann, der als Putzhilfe in der Kneipe arbeitete, fand den als Taschenlampe getarnten Sprengsatz unter dem Waschbecken und wurde dabei durch eine leichte Explosion verletzt. Nach Informationen der SZ war das 13,5 mal zwei Zentimeter große Eisenrohr, in dem Sprengstoff abgefüllt war, nicht geplatzt, da die Enden des Rohrs nicht fest genug verschraubt waren, so dass der Druck entweichen konnte. "Wäre das Rohr wie geplant geplatzt", zitiert die Zeitung einen Experten, der mit den Ermittlungen des Jahres 1999 betraut war, "dann hätte das Opfer keine Hände mehr und vermutlich auch Bombensplitter in Gesicht und Brust.“
Die aus Jena stammende Beate Zschäpe muss sich derzeit bereits wegen Mittäterschaft in zehn Mordfällen und mehrerer Mordversuche der Terrorgruppe "Nationalsozialistischer Untergrund" / "NSU" vor Gericht verantworten. Die Teile der Bombe liegen dem SZ-Bericht zufolge noch in der Asservatenkammer und würden nun auf DNA und Fingerabdrücke von Zschäpe und ihren beiden, mittlerweile verstorbenen, Komplizen Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt untersucht.
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