Samstag, 22. Juni 2013
"Längster Tag, kürzeste Nacht: Das muss nicht gut sein für die Haut!" - Experten der Hautklinik warnen: 500 Thüringer erkranken jedes Jahr an schwarzem Hautkrebs
(lsn / ukj) - Gerade hatten wir die kürzeste Nacht und den längsten Tag des Jahres. Man geht gerne in die Sonne und möchte so seinem Körper mit der Wärme unseres Zentralgestirns etwas Gutes tun. Jedoch: UV-Strahlen durch die Sonne zählen zu den wichtigsten bekannten Risikofaktoren für das Entstehen von Hautkrebs. "Wenn dieser aber frühzeitig erkannt wird, können die meisten Patienten geheilt werden", so Dr. Steven Goetze (Foto), Oberarzt an der Klinik für Hautkrankheiten am Universitätsklinikum Jena / UKJ.
Seit Juli 2008 haben gesetzlich Versicherte ab 35 Jahren alle zwei Jahre einen Anspruch auf das so genannte "Hautkrebs-Screening". Wenn bei dieser Vorsorgeuntersuchung, die auch Allgemeinmediziner vornehmen können, Veränderungen der Haut auffallen, kommen die Patienten zu den Experten der Jenaer Hautklinik. "Wir haben in unserer Klinik beim malignen Melanom, also dem schwarzen Hautkrebs, zwischen 70 und 90 Neuerkrankungen pro Jahr", so Dr. Goetze. In ganz Thüringen erkranken etwa 500 Menschen jedes Jahr neu daran. Nach den aktuellsten Zahlen des Gemeinsamen Krebsregisters der ostdeutschen Bundesländer liegt das maligne Melanom bei Männern in Thüringen an neunter Position der häufigsten Krebserkrankungen, bei Frauen sogar an fünfter Stelle. Seit Einführung des Screenings ist die Zahl der diagnostizierten Fälle deutlich angestiegen, was jedoch daran liegt, dass der Hautkrebs in einem früheren Stadium erkannt wird.
"Dennoch ist die Tendenz steigend", so Dr. Goetze. "Wenn der Verdacht auf ein malignes Melanom besteht, bestellen wir die Patienten so schnell wie möglich ein“, so Dr. Goetze. Das Melanom wird komplett herausgeschnitten und feingeweblich untersucht. „Die Eindringtiefe in die Haut wird dabei ganz genau ausgemessen", sagte er. Beträgt sie weniger als zwei Millimeter, wird eine Nachoperation mit einem Zentimeter Sicherheitsabstand vorgenommen. Bei mehr als zwei Millimetern Tumordicke erfolgt die Nachoperation mit zwei Zentimetern Sicherheitsabstand. "Wir bieten unseren Patienten hier alles unter einem Dach - von der Diagnose über die Therapie bis zur Nachsorge, die beim Hautkrebs eine wichtige Rolle spielt", so Dr. Goetze. Damit es gar nicht erst soweit kommt, ist im Sommer richtiges Verhalten gefragt.
"Der beste Schutz für unsere Haut ist, verantwortungsvoll mit der Sonne umzugehen", sagt Dr. Goetze. An warmen Tagen sollten wir die Sonne zwischen 11 und 15 Uhr am besten meiden. "Auch im Schatten kann die UV-Belastung dann noch bei 50 Prozent liegen", berichtete Goetze diese Woche. Einen guten Schutz bietet lange, weite Kleidung. "Es muss kein dicker Stoff sein, er sollte jedoch engmaschig gewebt sein", so Dr. Goetze. Ein gutes Beispiel seien die Tuarek, deren lange Kleidung oft sogar in dunklen Farben gehalten ist. Sonnencremes stehen beim Schutz der Haut hinter dem Verhalten und der Kleidung erst an dritter Stelle. Menschen mit heller Haut wie die meisten Nordeuropäer sollten zu Produkten mit dem Lichtschutzfaktor 50 greifen. "Das Problem dieser Angaben besteht jedoch darin, dass sie für deutlich größere Mengen Creme gelten als man normalerweise benutzt", erklärte der Oberarzt.
Der Schutz sinke bei geringeren Mengen jedoch rapide. Wichtig sei neben der ausreichenden Menge, sich mehrfach einzucremen - auch bei Produkten, die als wasserfest deklariert sind. Da bei kleinen Kindern die erste Hautschicht noch nicht so ausgeprägt ist wie bei Erwachsenen, brauchen sie im Sommer einen ganz besonderen Schutz. "Die Haut vergisst nie", fasst es Dr. Goetze zusammen. Wer als Kind mehrfach Sonnenbrand erleidet, hat später ein höheres Risiko, Hautkrebs zu entwickeln. Generell, so der Experte, altert die Haut schneller, wenn sie oft der Sonne ausgesetzt ist. „Doch es wäre falsch, die Sonne komplett zu verdammen“, so Dr. Goetze. "Wir brauchen sie für unsere Vitamin-D-Produktion."
Auch unser Schlaf-Wach-Rhythmus werde vom Licht gesteuert. "Und wir fühlen uns einfach wohl in der Sonne", so Dr. Goetze. Nicht ohne Grund liege die Selbstmordrate in Ländern mit langen, dunklen Wintern deutlich über der in sonnenreichen Gegenden. In bestimmten Fällen kann Sonne auch heilen, so werden Patienten mit Schuppenflechte oder Neurodermitis in der Hautklinik beispielsweise gezielt mit verschiedenen UV-Therapien behandelt. Foto: Dr. Steven Goetze, Oberarzt an der Klinik für Hautkrankheiten am UKJ, ist Experte für das Erkennen und Behandeln von Hautkrebs. Foto: Hellmann / UKJ
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