Samstag, 27. Juli 2013

Bertelsmann-Stiftung: In Erfurt, Gera und Jena ist der Anteil der Wohnkosten am Familieneinkommen hoch - Einkommensschwache Familen haben deshalb finanztielle Probleme


(lsn / bertelsmann stiftung) - Die Empirica AG untersuchte im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung 60 der 100 größten Städte Deutschlands. Die Ergebnisse der Studie basieren auf Sonderauswertungen des Mikrozensus 2011, einer repräsentativen Haushaltsbefragung der amtlichen Statistik in Deutschland.

Die Daten zu den Wohnkosten basieren auf einer exklusiv für diese Studie erstellten Sonderauswertung der empirica-Preisdatenbank, einer der umfangreichsten Auswertungen von Immobilienangeboten in Deutschland. Die Modellrechnung geht aus von einer vierköpfigen Familie mit zwei Erwachsenen, einem Kind zwischen 0 und 7 Jahren sowie einem Kind im Alter zwischen 7 und 14 Jahren. Nicht berücksichtigt wurden in den Berechnungen des verfügbaren Familieneinkommens im Rahmen von Hartz IV übernommenen Kosten der Unterkunft.

Die Ergebnisse der Studie zeigen zum Teil drastische Auswirkungen des Wohnungsmarkts auf das Budget von Familien, die weniger als 60 Prozent des ortsüblichen mittleren Einkommens erzielen: In Jena bleiben einer Familie mit zwei Kindern nach Überweisung der Miete rechnerisch nur noch knapp 700 Euro pro Monat als verfügbares Einkommen. Ähnliche Auswirkungen haben die hohen Wohnkosten in Erfurt, Gera, Frankfurt/Main, Freiburg und Regensburg.

"Armut beeinträchtigt das Aufwachsen von Kindern. Wir müssen vor Ort genauer hinschauen, welche Familien mit Kindern mehr Unterstützung für gute Bildungs- und Entwicklungschancen benötigen. Familien aus der unteren Mittelschicht und oberen Unterschicht geraten in Städten mit angespanntem Wohnungsmarkt finanziell stark unter Druck. Armut muss in Deutschland stärker regional erfasst und bekämpft werden", sagte Jörg Dräger, Vorstand der Bertelsmann Stiftung, bei der Vorstellung der Studie.

Möchte eine Familie maximal 30 Prozent ihres Einkommens - das ist der bundesweite Durchschnittswert - fürs Wohnen ausgeben, tendiert mancherorts das Angebot auf dem Wohnungsmarkt gegen null. In Frankfurt am Main, Offenbach, Freiburg, Konstanz, München, Potsdam und Jena können sich, nach den Ergebnissen der Studie, Familien mit niedrigen Einkommen von allen familiengeeigneten Angeboten nur jede hundertste Wohnung leisten.

Die Studie vermittele auch, so Dräger, einen Eindruck davon, wie der Wohnungsmarkt die soziale Spaltung einer Stadt verstärken kann. Denn in Städten mit angespanntem Wohnungsmarkt gibt es nur noch wenige Stadtteile, in denen einkommensschwache Familien eine nennenswerte Zahl von bezahlbaren Wohnungen finden.

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