Mittwoch, 31. Juli 2013

"Der Schlachhof Jena, wie man ihn kennt, ist Historie!": Traditionsbetrieb in der Löbstedter Straße musste zum zweiten Mal schließen


(lsn / otz / mdr) - Agrarunternehmen aus der gesamten Region, vornehmlich solche, die selbst Fleisch und Wurst vermarkten, hofften auf eine gutes Ende der Schlachthof-Insolvenz. Eine Schließung des Traditionsunternehmens hätte für sie höhere Transportkosten und längere Lieferwege zur Folge gehabt. Auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Schlachthofs hofften lange, dass ihre Jobs und ihre wirtschaftliche Existenz gesichert wird. Doch seit gesten ist wohl alle Hoffnung dahin.

Wie und dass es mit dem Jenaer Schlachthof nach der Insolvenz weiter geht, war auch ein Anliegen das Siegfried Ferge hatte, der Ortsteilbürgermeister von Jena-Nord. "Deshalb sind wir mit dem Insolvenzverwalter Rombach im Gespräch und halten den Kontakt auch weiterhin", berichtete Ferge vor einiger Zeit der OTZ.

Gestern jedoch gab es eine ganz entscheidende Wendung in der Angelegenheit: der Jenaer Schlachthof wurde, nachdem dort am Montag noch produziert worden sein soll, am Dienstag ohne Vorankündigung geschlossen. Zudem soll allen 50 Mitarbeitern gekündigt worden sein, wie die OTZ vermeldete.

Der Grund für das plötzliche Ende sei eine Anordnung des Veterinäramtes Jena/Stadtroda, wurde berichtet. Allerdings vermeldete MDR Thüringen heute Mittag, dass allein wirtschaftliche Gründe zur endgültigen Schließung des Traditionsbetriebes geführt hätten. Im MDR dementierte zudem Martin Meißner, beim Veterinäramt Jena/Stadtroda auch für den Bereich Jena zuständig, dass hygienische Mängel der Grund für die Einstellung des Schlachtbetreibs sein könnten.Vor einiger Zeit hatte man dort wegen der hygienischen und tierschutzrechtlichen Missstände seitens des Veterinäramtes eine Schließung veranlasst, die später unter Auflagen wieder aufgehoben wurde.

Im März 2013 wurde bekannt, dass das Unternehmen zahlungsunfähig ist und Rolf Rombach, ein erfahrener Insolvenzverwalter aus Erfurt, die Geschicke des Betriebes übernommen habe. Rombach hatte durchaus Hoffnungen, dass das Unternehmen durch eine Verringerung der Belegschaft zukünftig weitergeführt werden könne, wie er seinerzeit der OTZ sagte.

Nachtrag vom 31.07.2013 um 16 Uhr:

Inzwischen hat sich Rechtsanwalt Rolf Rombach zu Wort gemeldet. Dem MDR sagte er: "Der Schlachhof Jena, wie man ihn kennt, ist Historie!" und bestätigte, dass allen 50 verbliebenen Mitarbeitern von seiner Seite aus gekündigt worden sei. Als Begründung für das Betriebsende nannte Rombach wirtschaftliche Auswirkungen. Regionale Auftraggeber und Agrargenossenschaften hätten, seit dem er im Januar die Geschäfte übernommen habe, nicht genügend Schlachtaufträge erteilt. Andere Auftraggeber hätten wegen der Lage des Betriebes inmitten von Jena nicht gewonnen werden können, sagte Rombach dem Radiosender. Im Schlachthof Jena, der zuletzt unter Vieh- und Fleischhandel Uta Voigt-Jacob e. K. firmierte, wurden laut Rombach bis zur Insolvenz pro Woche 4.000 Schweine und 200 Rinder geschlachtet sowie 300 Tonnen Schweinefleisch und 40 Tonnen Rindfleisch zerlegt.

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