Dienstag, 30. Juli 2013

"Nicht dass die Familie arm wäre, aber sie lebt in Jena...": ZDF "Länderspiegel" stellte Menschen aus Jena vor, die aufgrund der hohen Mieten kaum noch Lebensfreude haben

Lichtstadt.News Foto Peter Vitzthum

(lsn / zdf) - Wie ist das, wenn man in der Lichtstadt "zum Leben zuviel und zum Sterben zuwenig" hat, wie es in dem bekannten Sprichwort heißt, weil man von einem Familieneinkommen die Hälfte alleine für die Miete bezahlen muss.

Der "Länderspiegel" des ZDF widmete sich am Wochenende "dem Mietpreiswahnsinn" in der Lichtstadt, wie es die Sprecherin ausdrückte, und stellte einige Beispiele aus Jena vor. Etwa Tobias Rödiger (Bäcker*) und Susann Fischer (Konditorin*), beide leben mit ihren Kindern Leonie und Leonard im Jenaer Südviertel und nach Zahlung der Miete für ihre kleine Dachwohnung bleibt der vierköpfigen Familie kaum noch Geld zum Leben übrig. Aber Tobias Rödiger lässt sich nicht entmutigen, denn als geborener Jenenser kommt ein Wegzug aus Jena für ihn nicht in Frage.

Oder Arne Petrich (selbstständiger Internet-Blogger*), seine Frau Heidi Rauschelbach (Kindergärtnerin*) und deren beiden Kinder wurden gezeigt. Die Sprecherin: "Zwischen 2.100 und 2.500 Euro schwankt das Familieneinkommen inklusive Kindergeld. 1.100 Euro Miete...manchmal bleibt da zum Leben nicht mehr als der Regelsatz einer vergleichbaren Hartz IV-Familie." Es sei noch nicht einmal soviel Geld in der Familienkasse, um die seit Monaten defekte Spülmaschine reparieren zu lassen, sagte Heidi Rauschelbach dem ZDF. "Nicht dass die Familie arm wäre, aber sie lebt in Jena..." berichtet die ZDF-Sprecherin über die Familie Petrich / Rauschelbach weiter.

"Jetzt ist wirklich so das Level, wo ich sage: Jetzt geht's nicht mehr weiter", fügte die Kindergärtnerin im "Länderspiegel" an und meinte damit die Freizeitaktivitäten der Familie wie Musikschule, Yoga, Tanzgruppe und sogar die Busfahrkarte Man habe geschaut, ob man irgendwo hinziehen kann, sagt sie, aber das sei utopisch und ihr Mann ergänzt: "Und dann stellen natürlich auch die Kinder die Fragen: 'Was macht ihr da eigentlich?' Und wir sagen, wir machen eigentlich nichts anderes als das, was wir immer gemacht haben. Wir gehen auf Arbeit, aber es reicht halt nicht mehr ganz. Wir sind permanent am überlegen, wie man aus der Nummer rauskommt."

Auch Pharmaziestudentin* Anne Meyer, die in Neu-Lobeda wohnt, wird vorgestellt. Sie könne sich nicht vorstellen, in Jena eine Familie zu gründen erzählt sie, da man nicht nur für die Bezahlung der Wohnung leben könne. Der Wohnungsmarkt in Jena habe sie ernüchtert, berichtete die 21-Jährige im Zweiten Deutschen Fernsehen. "Entweder es ändert sich gravierend was", spricht sie, oder sie müsse aus Jena wegziehen und sich eine andere Stadt suchen, wo sie einen Job finde, der zum Studium passt und dort eine preiswertere Wohnung nehmen. 

Außerdem wird im ZDF-Bericht vom Samstag die Bürgerbewegung "Unser Jena" vorgestellt. Neben Arne Petrich sind dabei u. a. auch Tobias Netzbandt, Bastian Ebert und Siegfried Ferge zu sehen.

Zwischendrin kommt auch Jenas neugewählter Stadtentwicklungsdezernent Denis Peisker einen Satz lang zu Wort und erklärt, dass die Stadt hoffe, das Problem bis "zum Ende des Jahrzehnts" gelöst zu haben. Hier kann man sich den TV Bericht bei YouTube ansehen (...klick!...). Arne Petrich hat ihn eingestellt und kommentierte hierzu: "Den Beitrag habe ich mir erlaubt nachfolgend zur Verfügung zu stellen, da ich finde, dass er (...) die Problematik in Jena auf eine gewisse erschreckende Weise sichtbar werden und die Lichtstadt dabei erlöschen lässt. Das nun auch noch meine Familie die Protagonisten in verschiedenen Medien wurden, hatte vor allem damit zu tun, dass man sich heute über das Internet informiert und dies natürlich auch die Redaktionen taten, um mich dann persönlich anzusprechen. Somit konnten wir immer die Beiträge etwas ausbremsen, sonst wäre wohl Jena noch viel schlechter in den Berichterstattungen weggekommen."

* = Berufsangaben gem. ZDF "Länderspiegel"

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