Mittwoch, 3. Juli 2013

"Stadtbäckerei 'Ostthüringer Backwaren' in der Krise": DeWiBack übernahm die Großbäckerei - Der neue Geschäftsführer ist ein alter Bekannter


(lsn / otz) - Der Berliner Backwaren-Großhändler DeWiBack, der zu den größten Abnehmern der Ostthüringer Backwaren GmbH Jena gehörte, hat den wirtschaftlich schwer angeschlagenen Betreib übernommen und den ehemaligen Weltklasse-Kugelstoßer Ulf Timmermann, der gelernter Bilanzbuchhalter und Unternehmensberater ist, zum neuen Geschäftsführer ernannt. Im Interview mit der OTZ gab Timmermann nun Auskunft über die aktuelle Situation und die Zukunftsaussischten.

Anfang Mai sei er von einem seiner Kunden, der DeWiBack, gebeten worden, sich den Betrieb in Jena-Zwätzen anzuschauen. Der sei da bereits in enormen wirtschaftlichen Schwierig­keiten gewesen und habe dringend Hilfe gebraucht. "Wenn es noch drei Wochen so weiter gegangen wäre, hätte der Betrieb Insolvenz anmelden müssen", berichtete Timmermann.

Die Grunde seien in Zahlungsrückständen an die Lieferanten zu sehen, die im Juni schon nicht mehr liefern wollten, sagt er. Es habe zu Spitzenzeiten zu viele Bäckerei-Filialen gegeben, insgesamt 130. Bis nach Magdeburg, Chemnitz habe das Filialnetz gereicht und so alleine schon enorme Speditionskosten für vergleichsweise kleine Abnahmemengen verursacht, die sich mit der Energiekrise und steigenden Dieselpreisen noch verschäft hätten, sagte Timmermann der Lokalzeitung.

Das Problem für ihn wäre vor allem darin zu sehen, dass die Ostthüringer Backwaren GmbH produktionstechnisch nur auf den Ausstoß großer Mengen ausgelegt sei. "Wir können pro Stunde auf zwei Linien 1400 Brote backen oder 4500 Pfannkuchen herstellen. Dazu brauchen wir noch mehr Groß­abnehmer als bisher", sagte er und das müssten vor allem Supermärkte sein, die ja oft selbst Backshops betreiben und dafür Back-Rohlinge benötigten. Das sei sein persönliches Ziel, sagte der ehemalige Olympiasieger (siehe Foto links) der OTZ.

Doch ohne Frage steckt die gesamte Bäckerei-Branche in erheblichen Problemen. Ein Glücksfall sei es da für die Ostthüringer Backwaren GmbH gewesen, dass der Berliner Betrieb überhaupt vor einer Insolvenz eingestiegen ist.

"Das war natürlich genau der Punkt, den die neuen Eigen­tümer auch diskutiert haben. Auf der anderen Seite habe ich einen Betrieb in einem sehr ­ordentlichen Zustand vor­gefunden. Die Mitarbeiter sind sehr motiviert und es werden tolle Produkte hergestellt. Das ist - darauf lege ich viel Wert - kein Schmus. Darüber hinaus ist der Betrieb zertifiziert, was für den Großhandel unabdingbar ist. So ein Unternehmen ganz neu aufzubauen, wäre ausgesprochen schwierig", zog der neue Geschäftsführer seine Bilanz.

Und der Jenaer Betrieb sowie seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben Timmermann wohl viel mehr zu verdanken, als es im Moment den Anschein hat. "Die DeWiBack hatte mir das ­Angebot gemacht, wenn Timmermann die Ostthüringer Backwaren Stadtbäckerei Jena als Geschäftsführer übernimmt, dann kaufen wir sie", erzählt der Geschäftsführer. Die Ber­liner DeWiBack hätte nach seinem "Ja" 90 Prozent der Anteile von der bisherigen Eigentümerfamilie Wolf übernommen und in den Neuanfang bereits 1,25 Millionen Euro investiert. Nicht auszudenken, was hätte geschehen können, wenn Timmermann zu einem anderen Urteil gekommen wäre.

Aber auch ein lokales Ziel hat der Ex-Olympiasieger: "Was wir unbedingt erhalten wollen, ist der Werksverkauf bei uns in Zwätzen", sagte er der Lokalzeitung.

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