Mittwoch, 19. Februar 2014

"Clara Rosenthal kehrt nach Jena zurück!": Jenaer Historiker holt lange vermisstes Bild "nach Hause" in die Lichtstadt


(lsn / villa rosenthal) - Das lange als "vermisst" geltende Bildnis der Jenaerin Clara Rosenthal kehrt in seine Heimatstadt zurück. Oberbürgermeister Dr. Albrecht Schröter, der Historiker Stephan Laudien, Dr. Matias Mieth, Direktor des Stadtmuseums, und Dr. Caroline Buchartowski, die Leiterin der Villa Rosenthal, machten sich am gestrigen Dienstag, den 18. Februar 2014 auf den Weg nach Paderborn, um den Schenkungsvertrag zu unterzeichnen und das großformatige Ölgemälde nach Jena zu holen.

Das Erzbistum Paderborn schenkt der Stadt das Gemälde aus dem früheren Besitz der Familie Rosenthal. Bislang hängt es im Bildungszentrum Liborianum des Erzbistum „Die Paderborner waren sehr entgegenkommend, haben sofort gesagt: Das Bild gehört nach Jena“, sagte der Oberbürgermeister. Das Gemälde, das 1896 von Raffael Schuster-Woldan gemalt worden ist, kommt am Mittwoch, 19. Februar, im Stadtmuseum an, wo es in der Ausstellung „Frauenschönheit. Ideal und Wirklichkeit in der Belle Époque“ zu sehen sein wird. Im April dann findet es seinen endgültigen Platz in der Villa Rosenthal.

„Ich bin fast vom Stuhl gefallen, als ich am Telefon aus Paderborn die Botschaft hörte: Das Bild hängt bei uns an der Wand“, erzählt Stephan Laudien. Das war im Dezember des vergangenen Jahres. Und eigentlich hatte der frühere Rosenthal-Stipendiat die Hoffnung schon fast aufgegeben, das Bild der Clara Rosenthal zu finden. Im Herbst 2009 war Stephan Laudien Stadtschreiber für ein Jahr geworden mit dem Auftrag, biografische Forschungen zur Familie Rosenthal zu betreiben. Doch das Leben des Eduard Rosenthal, des Juristen und Vater der Thüringer Verfassung, war weitgehend bekannt. Und so lag Laudiens Fokus recht bald darauf, ein Bildnis der Clara Rosenthal zu finden, die 1941 den Freitod wählte, weil sie als Jüdin dem Druck der Nazis nicht mehr standhalten konnte.

Clara Rosenthal soll einst eine der schönsten Frauen Jenas gewesen sein. Doch außer einem Bronzerelief gab es keinerlei Bild von ihr. Zunächst erfuhr Stephan Laudien den Namen eines Malers Schulze-Woldan, ein nicht ganz richtiger Hinweis, denn es ging um den Maler Schuster-Woldan. Einen Hinweis auf ein Bild gab es zudem vom Jenaer Historiker Alexander Cartellieri. Aber nichts Greifbares. Laudien forschte weiter in Weimar, erfuhr, dass Grete Unrein 1942 Bilder aus dem Nachlass der Familie Rosenthal verkaufen wollte, fragte in Landsberg am Lech, sprach mit dem Sohn eines der beiden Malerbrüder Georg und Raffael Schuster-Woldan, schließlich mit der Enkelin von Raffael, der zu seiner Zeit als etablierter Salonmaler galt. Am Ende hielt Laudien eine schwarz-weiße Kopie des Bildes in der Hand, das er nach einem Hinweis in einer Zeitschrift aus dem Jahr 1899 gefunden hatte.

Ziemlich enttäuscht schrieb Stephan Laudien im Frühjahr 2013 im Internet über seine erfolglose Spurensuche. Und dann war Ruhe – nichts drehte sich mehr in der Sache. Bis zum 10. Dezember 2013. Da kam der Anruf vom Leiter der Bildungsstätte des Erzbistums Paderborn. Der Weg des Gemäldes lässt sich zurückverfolgen: Paderborn, zuvor im Waldschoss St. Meinolf am Möhnesee, das Wilhelm von Opel gehört hatte. Wie das Bild allerdings von Grete Unrein zu Wilhelm von Opel gekommen ist, bleibt zunächst offen. „Noch“, wie Stephan Laudien sich ziemlich sicher ist.

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