Freitag, 9. Mai 2014

"Wildkatze tappt in Fotofalle": NABU Thüringen erbringt erste Nachweise von Wildkatzen im Jenaer Stadtforst


(LN / NABU | 2014-05-09) - Schon seit längerem schleicht die Wildkatze lautlos durch Thüringens Wälder. Silvester Tamás vom NABU Saale-Holzland-Kreis gelang jetzt der Nachweis im Jenaer Stadtforst. „Die genetische Untersuchung von Fellhaarproben von einem unserer Lockstöcke und Videos unserer Kamerafallen belegen, dass die Wildkatze nun auch bei Jena in unserer unmittelbaren Nähe leben kann“, sagte Silvester Tamás, der Koordinator des Wildkatzen-Nachweisprojektes in der Region Saale-Holzland-Jena und Projektleiter des Naturschutzprojektes Felis-Lupus.

Auch Mike Jessat, der Landesvorsitzende des NABU Thüringen, freut sich über diesen Nachweis: „Es ist schön zu sehen, dass sich die Wildkatze in Thüringen langsam wieder ausbreitet. Um diese Ausbreitung weiterhin zu fördern, müssen Maßnahmen ergriffen werden um die Biotopverbunde zwischen den einzelnen Besiedelungsräumen der Wildkatze zu verbessern. Außerdem müssen wir mehr Wildnis in unseren Wäldern zulassen.“

Der Landesvorsitzende erinnert in diesem Zusammenhang an das Versprechen der Landesregierung, 25.000 Hektar Wald aus der Nutzung zu nehmen. Nach seiner Ansicht wird hier auf Zeit gespielt und es werden vor allem kleinen Flächen in die Kulisse mit aufgenommen, anstatt großflächige zusammenhängende alte Waldflächen, die auch der Wildkatze dienlich sind, nutzungsfrei werden zu lassen. Silvester Tamás schildert die Situation vor Ort: „Der Stadtforst von Jena bietet für Wildkatzen prinzipiell gute Lebensbedingungen. Wir müssen darauf achten, dass diese Bedingungen erhalten bleiben und auch zu Gunsten anderer bedrohter Arten weiter entwickelt werden.“

Mittels des ersten wissenschaftlichen Wildkatzen-Nachweisprojektes in der Region Saale-Holzland-Jena sollen erstmalig Aussagen und Grundlagendaten über Wildkatzen-Vorkommen gewonnen werden. „Trotz einzelner historischer Nachweise und aktueller Beobachtungen liegen hierzu bislang keine Informationen vor“, so Tamás. Die äußerst heimlich lebende Wildkatze ist eine streng geschützte Art. In der Bundesrepublik Deutschland und in Thüringen steht die Wildkatze auf der Roten Liste. Sie unterliegt dennoch dem bundesdeutschen Jagdrecht, allerdings mit ganzjähriger Schonzeit.

„Die Wildkatze als sogenannte Leit- beziehungsweise Schirmart steht exemplarisch für unersetzliche Bestandteile unseres komplexen Ökosystems in Deutschland und Europa. Die ständig wachsende starke Verinselung der natürlichen Lebensräume, so durch Verkehr und Infrastruktur, durch Siedlungen und weitläufige Agrarflächen, verhindern den lebensnotwendigen genetischen Austausch zwischen voneinander getrennt existierenden Wildtierpopulationen. Dies führe langfristig zum Artensterben“ bemängelt Tamás. „Deshalb führen wir im Rahmen des Naturschutzprojektes Felis-Lupus Monitoringmaßnahmen zur Wildkatze durch, die uns Nachweise und Erkenntnisse über die aktuelle Vorkommens- und Verbreitungssituation liefern. Hierbei werden wir durch engagierte Ehrenamtliche des NABU, Mitarbeiter des Phyletischen Museums in Jena, die zuständigen Umwelt- und Forstbehörden und natürlich den BUND tatkräftig unterstützt.“

Der BUND engagiert sich seit vielen Jahren für den Schutz der Europäischen Wildkatze und fördert auch das Wildkatzenprojekt des NABU Saale-Holzland-Kreis. Im aktuellen Projekt „Wildkatzensprung“ arbeitet er neben der genetischen Erfassung von Wildkatzenbeständen auch an der Vernetzung isolierter Wälder durch grüne Korridore. Das „Wildkatzensprung”-Projekt wird im Rahmen des Bundesprogramms Biologische Vielfalt des Bundesamts für Naturschutz mit Mitteln des Bundesumweltministeriums gefördert.

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