Donnerstag, 31. März 2011

"Dr. Kurt Tucholsky in Jena" (Teil 4 einer Spurensuche von Rainer Sauer)

Die von RADIO JENA-Moderator Rainer Sauer seit mehreren Jahren durchgeführte Spurensuche zur Doktorarbeit des deutschen Journalisten und Schriftsteller Kurt Tucholsky, der 1915 von der Jenaer Universität zum "Dr. jur" promoviert wurde, hat weitere Früchte getragen.

Hobbyforscher Sauer (auf dem Foto mit der Promotionsurkunde Tucholskys) war zuerst im Bestand des Archivs der Jenaer Friedrich-Schiller-Universität fündig geworden und hatte Anfang diesen Jahres in Band "K - No. 298" der Juristischen Fakultät den Promotionsvorgang wiederentdeckt, wie er am letzten Freitag in Jena erklärte, wobei er Teile des Promotionsvorgang mit freundlicher Genehmigung der Friedrich-Schiller-Universität erstmals der Öffentlichkeit vorstellten konnte.

Nun wurde in der Bibliothek des Thüringer Oberlandesgerichts in Jena ein Originalexemplar der Doktorarbeit des 1935 im schwedischen Exil verstorbenen Publizisten (Foto rechts) entdeckt. Wie OLG-Richterin Sonja Friebertshäuser heute gegenüber der Nachrichtenagentur dapd erklärte, gehört es zu den Pflichtexemplaren von Tucholskys Dissertation, von denen im deutschen Bibliotheksverbund insgesamt nur noch vier weitere Exemplare verzeichnet sind. Ein fünftes Exemplar fand Sauer bereits zuvor im Archiv der FSU, ein sechstes ist, wie er berichtete, Teil von Tucholskys Nachlass, in dem sich auch die Originaldissertation zum Hypothekenrecht "Die Vormerkung aus § 1179 BGB. und ihre Wirkungen" befindet.

Für die Lichtstadt Jena bedeutend ist aber vor allem die Entdeckung, dass Kurt Tucholskys am 19. November 1914 von Prof. Eduard Rosenthal mündlich geprüft wurde - dies war vor Sauers Spurensuche völlig unbekannt gewesen. Kultur- und Literaturfreund Rosenthal (der "Vater der Thüringer Verfassung" von 1920/21 und spätere Ehrenbürger der Stadt Jena) prüfte den damals 24-jährigen Schriftsteller in Staatsrecht, Deutscher Rechtsgeschichte sowie Verwaltungsrecht und dürfte schon gewusst haben, wen er da vor sich hatte, war doch Tucholskys fulminate Buchpremiere "Rheinsberg - Ein Bilderbuch für Verliebte" gerade mal 18 Monate her und hatte das Kaiserreich seinerzeit ähnlich bewegt, wie heutzutage Charlotte Roches Roman "Feuchtgebiete".

Das Archiv der Friedrich-Schiller-Universität bereitet, nach eigenen Angaben, inzwischen eine Ausstellung zu "Tucholsky in Jena" vor, bei der u. a. Originalunterlagen des Promotionsvorgangs ausgestellt werden sollen, Teile aus Tucholskys Briefverkehr mit der Jenaer Universität und die Promotionsurkunde.

(Fotos © www.tucholsky.info / Rainer Sauer)

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