Freitag, 4. März 2011

Traurig aber wohl wahr: Das "Haus Wettin" wird zukünftig kein "Mehrgenerationenhaus" mehr sein

Das "Haus Wettin" in der Erfurter Straße 52 ist bekannt bei Jung und Alt als Treffpunkt der Generationen und dort tagt auch der Ortsteilrat Jena-West. Vor mehr als einem Jahrzehnt war es dank Förderung durch das Jenaer Arbeitsamtes von langzeitarbeitslosen Bauleuten der Überbetrieblichen Ausbildungsgesellschaft (ÜAG) saniert worden. Der Eigentümer wollte im Gebäude langfristig das Konzept eines "Mehrgenerationenhauses" umsetzten. Doch damit scheint es nun vorbei, wie die ÜAG und der Eigenetümer "JenaWohnen" gestern erklärten.

Wie Wolfgang Remane, Prokurist der ÜAG, in der Ostthüringer Zeitung berichtete, ist der mit der "JenaWohnen GmbH" seinerzeit über zweimal fünf Jahre geschlossene Vertrag (er läuft im April 2011 aus) jetzt nur noch bis Jahresende verlängert worden. Der Grund sei,so Remane, dass "JenaWohnen" das "Haus Wettin" zukünftig zu marktüblichen Preisen vermarkten wolle. Die Rede sei von etwa 7 Euro pro Quadratmeter - so viel kann und will die ÜAG nicht aufbringen.

Zum Jahresende bedeutet dies ebenso das Aus für das Café für Jung und Alt, wie für die Jugendherberge und die verschiedenen, im Haus befindlichen Beratungs- und Freizeit-Angebote (wie etwa zum "Recht im Alltag"). Auch die Ausgabe von kostengünstigen Mittagessen aus der hauseigenen Lehrlingsküche der ÜAG ist damit passé.

Die Übernachtungsofferte werde man, so Remane in der OTZ, "relativ schmerzfrei" aufgeben können. Ob einige der anderen Angebote wegbrechen, vor allem bei der Betreuung nichtausbildungsreifer Jugendlicher, müsse man sehen, sagte der Prokurist - die Überbetrieblichen Ausbildungsgesellschaft wolle dies jedenfalls vermeiden. Man hoffe, vor allem durch Verdichtung in den ÜAG-Objekten "Kesslerstraße", "Ilmstraße" und "Am Steinbach" Ersatz schaffen zu können. Allerdings erst am Ende dieses Jahres entscheide sich, ob die ÜAG bei einem mit Fördermitteln ausgestatteten neuen Mehrgenerationenhaus-Projekt mit ins Boot komme, das auch von mehreren Trägern geführt werden könnte.

Für "JenaWohnen" steht allerdings fest, dass das Haus Wettin künftig Wohnzwecken zugeführt wird. Sprecherin Doreen Noack sagte ebenfalls der OTZ: "Wir werden es selbstverständlich nicht als Gewerbefläche oder Büro nutzen." Details seien allerings noch nicht festgelegt. In den Jahren1904/1905 wurde das "Haus Wettin" im Stil der Gründerzeit als Hotel errichtet. da jedoch die Sanierung des heruntergekommenen Gebäudes die Finanzkraft der damaligen Städtischen Wohnungs- und Verwaltungsgesellschaft überfordert hatte, war nach der Wende gar ein Abriss diskutiert worden. SWVG (heute: "JenaWohnen") und die ÜAG betrieben die Sanierung dann als gemeinsames Projekt, das vom Arbeitsamt per Vergabe-ABM gefördert wurde. Vor genau zehn Jahren wurde das sanierte "Haus Wettin" dann von der Fassadenpreis-Jury mit einer Würdigung bedacht.

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