(rana) - "Herrengedeck", "Wohngebietsgaststätte", "blauer Würger" - nur noch gelegentlich hört man diese Ausdrücke, die zu DDR-Zeiten in Jena gang und gäbe waren. Nun sucht das Stadtmuseum Jena Zeitzeugen und Originalexponate zum Ausstellungsthema ,,Trinkkultur in der DDR".
So heißt nämlich eine Ausstellung des Stadtmuseums, die in genau einam Jahr gezeigt werden soll und für die Museumschef Dr. Matias Mieth und Teresa Thieme die Zuarbeit der Bürger brauchen. "Was wurde wann, wie, wo und mit wem getrunken", fasst Teresa Thieme den Fragenkatalog zusammen. Von Interesse seien auch Anekdoten und Geschichten zum Thema Alkohol.
In der DDR wurde wie in kaum einem anderen Land so oft und so viel Alkohol getrunken. In der Menge und in der Art des Gebrauchs nahm der Alkoholkonsum eine herausragende und besondere Stellung ein. Schon die reinen Zahlen beeindrucken: Im Pro-Kopf-Verbrauch von Bier und Spirituosen belegte die DDR im weltweiten Vergleich seit 1982 einen der drei vordersten Plätze. Von Mitte der fünfziger Jahre bis 1988 erhöhte sich der durchschnittliche Bierkonsum von 68,5 auf 143,0 Liter. Beachtlicher noch sind die ostdeutschen Zahlen in puncto "harte" Sorten: 1955 schluckte der Durchschnitts- Jenenser 4,4 Liter Weinbrand, Klaren und Likör, 1988 schon 16,1 Liter. Das sind pro Kopf 23 Flaschen...pro Jahr!
"Wir suchen Fotos, Getränkekarten, Barutensilien, Gläser, Flaschen mit Original-Etikett, zudem Zeitzeugen, mit denen wir Gespräch führen wollen. Sie sollen als Interviews aufgezeichnet und in der Ausstellung gezeigt werden. Es gehe aber auch um die Orte des Trinkens, wie Gartenlauben, Hausgemeinschaften und Kneipen sowie um Trinkanlässe".
Wie das Stadtmuseum verlauten ließ, soll in der Ausstellung sogar eine Kneipeneinrichtung nachgebaut werden. Rolf Ryszewski, Inhaber der inzwischen nahezu historischen Kneipe ,,Zur Wartburg" im Damenviertel, kündigte an, ein paar Originale bereitzustellen. Die künftige Ausstellung soll übrigens in drei Teile gegliedert werden: "Trinkgewohnheiten in der DDR", "Alkoholismus" und "Kneipen in Jena".
Wer etwas zu der neuen Ausstellung beitragen kann oder zu DDR-Zeiten selbst "den Blues" hatte, wendet sich bitte direkt ans Stadtmuseum. Kontakt gibt es auch via E-Mail an: Teresa.Thieme@jena.de.
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