(lsn) - Große Ereignisse werfen in der Löbstedter Straße derzeit schon ihre Schatten voraus. Der Kommunalservice Jena/KSJ und der OBI-Baumarkt vergrößern ihre Kundenflächen ganz erheblich. Doch vor dem Bau des neuen KSJ-Kundencenters und der Erweiterung des Baumarktes müssen auf dem Gelände der ehemaligen Eichhalle der Reichs- und Bundesbahn erhebliche Altlasten beseitigt werden.
Werkhallen, die über die Jahrzehnte wechselnde Besitzer hatten und deren Erbe nun, nach langwierigen Verhandlungen mit der Bahn und dem Eigentümer der OBI-Fläche, der KSJ geworden ist, sind inzwischen nur noch als Betonschuttberg vorhanden. "Am schlimmsten sind aber die Schätze, die wir im Untergrund bergen", berichtet KSJ-Werkleiter Uwe Feige in der OTZ. Dies seine "alte Leitungen, Barackenfundamente, kontaminierte Holzschwellen, verrostete Schienen und dergleichen mehr." Es sei dort so ähnlich wie bei der Ausgrabung alter Römer-Kulturen: drunter läge immer noch eine Schicht, gäbe es immer noch Entdeckungen, so Feige in der OTZ und ergänzt: "Und wir haben von der Bahn nicht nur die Fläche übernommen, sondern auch die Verkehrssicherungspflicht für den Fußgängertunnel, der unter den Gleisen verläuft. Der gehört jetzt mit zu unserem Gelände und deshalb muss dringend was geschehen".
Das Ganze wurde bereits in den zuständigen Gremien der Stadt sowie im Ortsteilrat Jena-Nord ausführlich behandelt. Das heißt für den Tunnel, dass dieser nur noch auf der Länge bzw. Breite zweier Gleispaare erhalten bleibt, plus sechs Meter in Richtung Löbstedter Straße. Dieser Tunnelrest von etwa 44 Metern Länge sei dringend sanierungsbedürftig, so Feige (unten auf den Foto links mit dem ehemaligen Leiter der Messtechnischen Prüfstelle/Eichstelle der Bahn, Roland Weber). Zur Camburger Straße hin habe der Tunnel nicht einmal mehr die vorgeschrieben Höhe von 1,80 Meter.
In gut einem Jahr wird all dies Historie sein. Der Tunnel sei dann hell und freundlich sein und neben ihm werde das neue Kundencenter des Kommunalservice entstehen. Abe 2013 soll es bezugsfertig werden und dort soll künftig der komplette Service für die Kunden abgewickelt werden: von der Annahme von Wertstoffen bis zur Bezahlung von Gebühren und die Information zu Erschließungs- und Straßenbeubeiträgen. "KSJ entwickelt sich ja immer mehr zum Dienstleister, deshalb ist es nur logisch, wenn wir das alles an einer Stelle bündeln, so dass für die Kunden kurze Wege entstehen", sagte Uwe Feige der OTZ.
Und der Werkleiter verriet noch mehr: Eine neue Einfahrtsstraße erde entstehen, sozusagen die Fortsettzung der Straße "Am alten Gaswerk". Auch für die Kunden des benachbarten OBI-Baumarktes verändert diese neue Straße die Einfahrtssituation komplett.
Besuch bekam Feige dieser Tage von Roland Weber. Den zog es zu seiner früheren Arbeitsstätte, der Eichhalle, und er konnte wichtige Details zur Geschichte beisteuern: Die größe Halle beherbergte bis zur Schließung 1998 die einzige Anlage zur Eichung der Eichfahrzeuge der Deutschen Bundesbahn. Bis zur Wende erzählt er gab es je eine Eichhalle bei der Bundesbahn (Hamburg) und bei der Reichsbahn (Jena) gegeben. Im Zuge der Wende erhielt Jena aufgrund der besseren technischen Ausstattung den Zuschlag für die gesamte Bundesrepublik. Geeicht wurden in der Halle, anfangs mit 25 Mitarbeitern, zuletzt mit acht. Fahrzeuge mit einem Gewicht von bis zu 80 Tonnen und am anderen Ende der Skala Gegenstände im Milligramm-Bereich unter definierten "klimatischen Bedingungen. "Es war für mich als Leiter dieser Messtechnischen Prüfstelle ein Traumjob, den ich glaubte, bis zur Rente ausüben zu können", erzählte Roland Weber der OTZ.
Weber zeigte Feige auch ein privates Fotoalbum über seine ehemalige Arbeitsstelle. "Wir wären sehr froh, wenn wir mit Hilfe der Bilder und der Berichte näheres über das Innenleben der Halle erfahren könnten", freute sich Uwe Feige. Dies würde man dann gern auch in einer Ausstellung im neuen Kundencenter zeigen. Dieser Idee Feiges stimmte Roland Weber auch gleich zu, bleibt doch auf diese Weise der Jenaern ein Stück ihrer Stadtgeschichte erhalten.
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