(lsn) - Wenn das Ganze nicht so (unfreiwillig) lustig wäre, dann könnte man sich schon Gedanken machen über den Umgang zwischen Persönlichkeiten des städtischen Lebens untereinander. Aber so kann man sich nur sachte zurücklehnen und in sich hineinschmunzeln über eine Posse, die das Leben schrieb - geschehen in Jena-West und noch ganz frisch.
Im Grunde ist es noch nicht einmal ein Posse sondern eher ein 'Faux pas de deux', der ins Kabarett gehört, den sich aber (obwohl er am letzten Freiitag im Hotel Schwarzer Bär als 'Insider' berichtete) noch nicht einmal einer wie Rainer Sauer auszudenken und -zusprechen getraut hatte. Drei Personen spielen dabei die Hauptrollen: Herr Kramer (einer der Vorsitzenden des Vereins "Initiative-Westsportplatz" und Mitglied im Ortsteilrat Jena-West / Foto links), Herr König (seines Zeichens Pfarrer der stadtjugend und Stadtrat in Jena / Foto rechts) sowie Herr Haschke (ehemaliger Beauftragter für die Stasi-Unterlagen des Freistaates Thüringen und Fraktionsvorsitzender der "Bürger für Jena").
Folgendes trug sich zu: Am 27. August diesen Jahres soll auf dem Jenaer Westsportplatz (auf dem Foto links unten) ein neues Fußballfeld eingeweiht werden. Die Stadt Jena hatte hierbei aus Mitteln des "Konjunkturpaketes II" den Platz mit einer unterirdischen Bewässerung ausgerüstet und auch noch mit neuem Rollrasen belegen lassen. Zur Feier dieser Eröffnungn verschickte Herr Kramer (um Kosten zu sparen zudem noch über das Büro des Jenaer Stadtrates) Einladungen an alle 46 Jenaer Stadträte. Eine ganz harmlose Sache mit einem im Grunde ganz harmlosen Text. Jedenfalls bis zum Schluss. Dann schreibt Herr Kramer aber wörtlich: "Geladen sind alle Freunde des Schul- und Freizeitsports. Von einem Besuch unserer Veranstaltung durch den Herrn König bittet der Schreiber dieses Briefes Abstand zu nehmen." - Oha! Was ist denn das? Was hat denn Herr König ausgefressen, dass man ihn so rüde vor aller Welt abblitzen lässt?
Die Sache zog natürlich sofort Kreise, ging Herr Kramer doch gegen den bekannten Stadtjugendpfarrer vor."Ein Skandal", fand - trotz der Urlaubszeit - die Fraktion "Die Linke" und sagte sich geschlossen von der Westsportplatzfeier los. Die Vorsitzende des Jenaer Stadtrats, Frau Hemberger (SPD), fand die Ausladung für einen Verein "unmöglich" und Herrn Königs Fraktionschef, Herr Haschke, sah in der Einladung wie der Nicht-EInladung eine grobe Missachtung des Stadtparlaments. "Wir mögen unterschiedliche politische Ansichten haben, gehören aber als gewählte Bürger ein und demselben Gremium an", so Herr Haschke in der Ostthüringer Zeitung. UND DA STAND NOCH NICHT EINMAL FEST. UM WAS ES EIGENTLICH GEGANGEN WAR.
Das dicke Ende kam deshalb erst noch. Herr Kramer, nach Versendung seines Schreibens mit unbekanntem Urlaubsziel in die Schweizer Berge abgereist, verteidigte in einem Telefongespräch mit der Ostthüringer Zeitung die Ausladung von Herrn König als "persönliche Sache zwischen ihm und Herrn König". Der habe im vergangenen Jahr, als Herr Kramer in Jena-West für den Posten des Ortsteilbürgermeisters kandidierte, dessen Wahlplakate "ergänzt", um eine aufklebte Kopie der Verpflichtungserklärung Kramers, der zu DDR-Zeiten für die Stasi tätig war; Herr Kramer hatte zum Sachverhalt seinerzeit ausführlich Stellung genommen.
Herr König jedoch, derzeit auch nicht im Lande sondern in einem Jugendlager in Polen, wies Herrn Kramers Anschuldigung zurück. Er habe diese Aktion weder durchgeführt noch initiiert. Herr Kramer solle sich gefälligst bei ihm entschuldigen, treile Herr König via E-Mail mit. Und tatsächlich: Die dritte Hauptfigur, Herr Haschke, der im übrigen auch nicht vor Ort ist, sondern gerade in Rumänien Urlaub macht (siehe zu seiner Person den TLZ Artikel unten), las via Internet von den Anschuldigungen des Herrn Kramer gegen Herrn König und schickte am Montagabend per E-Mail ein Schreiben an die Ostthüringer Zeitung, in welchem er sich zu der Klebeaktion bekannte: er war der Täter, gab Haschke zu. Damit entlastete er zugleich Pfarrer König von allen Anschuldigungen. Allerdings, so Herr Haschke, hätte Herr Kramer dies wissen können, denn, so behauptet jedenfalls Herr Haschke: "Auf allen überklebten Plakaten war am rechten unteren Rand ein Aufkleber angebracht, darauf stand V.i.S.P. Jürgen Haschke und meine Anschrift."
Sogar bei der Kriminalpolizei war Herr Hascke seinerzeit gewesen, weil Herr Kramer damals zwei Plakate zur Staatsschutzabteilung K4 der Polizei gebracht und Anzeige erstattet hatte. Die Beamten, des Lesen und Schreibens kundig, studierten den Zusatzaufkleber und luden Herrn Haschke als Zeugen vor. "Ich habe dort erklärt, dass ich der Täter bin und ausdrücklich darauf hingewiesen, dass sich bei mir leider kein Unrechtsbewusstsein einstellt", schreibt Haschke in seiner E-Mail an die Zeitung. Nun erwarte er seit acht Monaten den Gerichtstermin. "Es interessiert mich, wie ein hoffentlich jüngerer Richter urteilt, wenn ein gewesener Feind des Volkes einem gewesenen Freund des Volkes seine ekelhafte Vergangenheit vorhält", so Haschke als Schlusskommentar.
Nun hat sich der (glücklicherweise) noch im Lande befindliche Vorsitzende des Vereins "Westsportplatz" dazu entschlossen, die Wunden zu heilen, die sein Kollege aufgerissen hat. Rüdiger Schütz, so heißt der Mann, erklärte inzwischen, auch er findet Herrn Kramers Verhalten "unmöglich", vor allem deshalb, weil so Verein und private Fehde, miteinander vermischt würden. Schütz will nun allen Stadträtinnen und Stadträten neue Einladungen zukommen lassen, ohne jegliche Ausnahme.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen