Freitag, 2. September 2011

Aus dem ehemaligen Verwaltungsgebäude und "AfroCenter" in der Knebelstraße 3 wurde jetzt die "Villa am Paradies"

(lsn) - Kurz nach der Wende zog hier das Dezernat Stadtentwicklung mit seinem Dezernenten Peter Schulze ein, das ehemalige Büro für Städtebau und Architektur der Stadt Jena folgte und im Keller war das Bauaktenarchiv untergebracht. Die Rede ist vom Gebäude in der Knebelstraße 3, am Busbahnhof gelegen, direkt gegenüber des Paradiesbahnhofs.

Ende der 1990er Jahre war in ihm das "AfroCenter" untergebracht und der Iberoamerica-Verein beheimatet. Dann wurde das Gebäude von den Kommunalen Immobilien der Stadt Jena/KIJ zum Verkauf ausgeschrieben, veräußert und vor gut zwei Jahren begannen im und am Gebäude aufwendige Renovierungsarbeiten. Was dabei heraus kam, das wurde nun der Presse vorgestellt.

Am Gebäude fällt einem sofort das neue Logo der Jugendstilvilla auf: der Apfel und die Schlange. Beides bedient die gedankliche Nähe zum Jenaer Paradies, das nur wenige Meter entfernt beginnt. Ganz frisch "Villa am Paradies" getauft (siehe unten auf dem Großformatfoto / zum Vergößern bitte auf das Foto klicken!), versteht sich das Gebäude, so war zu erfahren, als eine Art Verbindungsstück zwischen dem Zentrum der Lichtstadt und dem benachbarten Volkspark. Frisches Leben ist hier eingezogen und eine lateinamerikanische Partynacht wird am morgigen Sonnabend ab 21 Uhr den neuen Kulturtempel der Öffentlichkeit präsentieren.

Der neue Eigentümer, wie man von Hausverwalterin Ramona Lucas hört, ein Südafrikaner, hat viel Geld in das denkmalgeschützte Haus investiert und es vom obersten Dachziegel bis in den Kellerbereich aufwendig sanieren lassen. Herausgekommen ist ein universeller Ort für Kleinkunst, Tanz, Party, Hochzeiten und andere Feiern. Ein Hostel im Kellergeschoss soll das Gesamtkonzept demnächst abrunden.

Im neuen "Großen Saal" der "Villa am Paradies" mit angeschlossener Freiterrasse (siehe Foto links), dem wohl schönsten Raum des Gebäudes, können repräsentative Veranstaltungen für 100 bis 200 Personen ebenso stattfinden wie Hochzeiten oder andere Events. Bereits jetzt gibt es einen Mieter mit dem "Studio 400", das Yogakurse und Aerobic anbietet.

Um das Gebäude zum Veranstaltungsort ausbauen zu können, waren vom Eigentümer zahlreiche behördliche Auflagen zu erfüllen, die noch zu Zeiten des "AfroCenters" nicht notwendig waren, letztlich aber wohl auch zum Ende dieser Nutzung führten. So gibt es an der Rückseite jetzt eine Fluchttreppe und für den behindertengerechten Zugang ließ man einen Lift einbauen.

Die Geschichte der Villa begann vor übrigens fast exakt 100 Jahren. Die Studentenverbindung des Jenaer Corps Franconia legte 1910 den Grundstein für das Haus "Villa Frankonia" in der damaligen Jahn-Straße 3 (heute: Knebelstraße 3). Als der Bau Anfang 1911 fertig gestellt wurde, waren einige Details technisch neuartig. So konnte zur Verkleinerung des im ersten Geschoss gelegenen Saals eine elf Meter lange Wand mit integrierter Tür von der Decke herabgelassen werden. Über ein Spindelgetriebe, für dessen Betätigung ein Mann an der Kurbel reichte, zog man die Wand aus dem Saal nach oben auf den Dachboden oder ließ sie wieder herab, wie die OTZ im Bauaktenarchiv herausgefunden hatte.

Und noch mehr verrät das Bauaktenarchiv der Stadt Jena: nach dem II. Weltkrieg zogen in der Knebelstraße 3 die Erziehungswissenschaften der Universität ein, nachdem die Sowjetische Militäradministration das zuvor konfiszierte Gebäude der Friedrich-Schiller-Universität übereignet hatte. Vor genau fünfzig Jahren wurde die Jugendstilvilla Sitz der SED-Stadt-Kreisleitung und ab Mitte der 1970er Jahre nutzen Standesamt und Stadtbauamt die Villa. Nun prangt das "Apfel und Schlange"-Logo am Gebäude.

Ramona Lucas: "Glanz und Gloria von einst ließen sich 2008 nur noch erahnen, als das Haus nach langem Leerstand von der Stadt öffentlich zum Verkauf ausgeschrieben wurde. Nun erstrahlt die Knebelstraße 3 wieder im alten Glanz. Das Symbol von Schlange und Apfel steht heute für die Versuchung, angenehme Abende mit netten Menschen zu verbringen."

Wer den Kontakt zum Veranstaltungsservice der "Villa am Paradies" sucht, dem sei folgende Adresse mit auf den Weg gegeben: Nadine Lucas, Villa am Paradies, Knebelstraße 3, 07743 Jena, Telefon: 0174 328 67 57, Telefax: 03212 113 67 15, E-Mail: vorzimmer(at)villa-am-paradies.de.

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