(lsn) - In letzter Zeit gab es in der Lichtstadt zahlreiche Missverständnisse um die Neugestaltung des Saaleufers an der Rasenmühleninsel. Im Mittelpunkt standen und stehen dabei die geplanten Eingriffe in den Baumbestand am Paradiescafe sowie östlich des kleinen Teiches. Hierzu äußerte sich nun Andrea Weber-Tuckermann vom "SaaleVision e.V.":
"In einigen lokalen Medien wurde irreführender Weise der Eindruck erweckt, dass im Paradies auf mehreren Hundert Metern Länge sämtliche Bäume gefällt werden sollten. Verständlicherweise weckte dieses Gerücht Unmut unter den Baum- und Naturschützern.
Auslöser für diese unrealistische "Worst-Case"-Darstellung, die u.a. vom bündnisgrünen Ortsbürgermeister Sten Lindner gestützt wurden, war die Beschlussvorlage zur Neugestaltung des Saaleufers, die am 18. August 2011 im Stadtentwicklungsausschuss hätte behandelt werden sollen (aber vertagt wurde) sowie die damit in Verbindung stehenden Pläne. Doch aus der Beschlussvorlage geht auch hervor, dass es für alle Bäume in diesen Planungsstrecken eine spezielle artenschutzrechtlichen Prüfung geben wird, und so lange dieses naturschutzfachliche Gutachten nicht vorliegt, wird es keinerlei Baumfällungen in den kartografierten Prüfstrecken geben.
Dieses Gutachten wird im Einzelfall über jeden Baum entscheiden. Es ist nicht davon auszugehen, dass auf ganzer Strecke sämtliche Bäume entfernt werden. Vielmehr geht es dabei eher um punktuelle Ausdünnungen als um flächenmäßige, massive Rodungen.
Doch warum sollen überhaupt Bäume gefällt werden? Hierzu sollte man sich vor Augen führen, dass das Paradies kein natürlich gewachsener Urwald ist, sondern eine von Menschen – durch Eingriffe in die Natur – gestaltete Parklandschaft. Auf der anderen Seite gilt natürlich auch, dass die Natürlichkeit der Saale gerade den Reiz dieses Flusses ausmacht.
Auf weiten Strecken folgt dieser "grüne" Fluss seinem natürlichen Lauf und prägt diese wunderbare, naturnahe Auenlandschaft in Jena, die von großem Artenreichtum geprägt ist. Niemand will der Saale diesen natürlichen Zauber rauben! Und niemand will hier Uferzonen zubetonieren oder auf weiten Strecken kahl schlagen. Vielmehr geht es darum, die Saale als Fluss in den zentrumsnahen Abschnitten wieder stärker erlebbar zu machen.
Es geht u.a. darum, an einer markanten Stelle die freie Sicht auf den Jenzig wieder herzustellen, um diese ganz besonders reizvolle Raumerfahrung wieder möglich zu machen. Es geht auch darum, Platz zu machen für die geplante Handseilfähre am Paradies, die den Fluss auf einzigartige Weise erfahrbar machen wird. Und es geht darum, dem alten Säulen-Eichen-Rondell östlich des Teiches wieder seine gebührende Geltung zu verschaffen bzw. den stattlichen Weiden am Paradies wieder etwas Licht und Raum zu geben.
Nicht zuletzt geht es darum, landschaftspflegerische Maßnahmen nachzuholen, die die letzten Jahrzehnte aus welchen Gründen auch immer bedauerlicherweise unterblieben sind. Hierbei geht es vor allem um den vorsichtigen Beschnitt von Unterholz.
Die Rasenmühleninsel ist Bestandteil des denkmalgeschützten "Volkspark Oberaue". Der Park ist ein geschichtliches Zeugnis sozial- und städtebaureformerischer Bestrebungen im 20. Jahrhundert und gilt als eines der wenigen Zeugnisse der Gartenkunst der 50er Jahre in Thüringen. Auf Grund dieser Bedeutung wurde der Volkspark 2002 als Kulturdenkmal im Sinne des Thüringer Denkmalschutzgesetzes eingestuft.
Es wurde nach dem Krieg sehr viel Geld ausgegeben, um dieses flussnahe Gebiet in der Form eines Landschaftsparkes für die Bevölkerung zugänglich zu machen. Die Stadt hat hier auch eine denkmalschützerische Verantwortung gegenüber dem historischen Vorbild, die es bei entsprechender Kassenlage wahrzunehmen gilt. Was natürlich nicht heißt, dass jetzt alles weggerodet werden soll, was es früher nicht gab.
Hier gilt es, Denkmalschutz und Naturschutz miteinander ins Boot zu holen. Denn, wie gesagt, das Paradies ist kein Urwald, sondern ein von Menschen – durch Eingriffe in die Natur – geschaffenes landschaftliches Kulturgut. Dass die Bewahrung des "Volksparks" auch im Einklang mit der Natur geht, daran glauben wir fest im Vertrauen auf eine verantwortungsvolle Planung und gründliche naturschutzfachlichen Prüfung.
Andrea Weber-Tuckermann ("SaaleVision e.V.")
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